Münster. . Finstere Machenschaften im Klinik-Milieu: Das ist das Thema der neuen „Tatort“-Folge „Mord ist die beste Medizin“. Da passt es doch wie Watte auf Wunde, dass Professor Boerne als Leber-Patient ins Krankenhaus muss. Natürlich kann er es nicht lassen, auf eigene Faust zu ermitteln.
„Mord ist die beste Medizin“ heißt die 26. Folge des Münsteraner „Tatorts“ (Sonntag, ARD, 20.15 Uhr). Der Titel klingt nach Miss Marple. Er verspricht, den Kern der Krimis von Kommissar Thiel (Axel Prahl) und Rechtsmediziner Professor Boerne (Jan Josef Liefers) zu bedienen: Comedy der besseren Art. Die Story liefert diesmal Edelfeder Dorothee Schön.
Die 52-jährige Bonnerin kann eine beeindruckende Liste von Preisen vorweisen. Allein für das Melodram „Der letzte schöne Tag“ kassierte sie nicht weniger als acht Trophäen, für den Wirtschaftskrimi „Frau Böhm sagt Nein“, der auf den Mannesmann-Schmu anspielte, gab es drei. Ein Blick auf die Liste ihrer Drehbücher lehrt: Schön kann ernst.
Kann sie auch komisch? Dafür spricht, dass Dorothee Schön den Münsteranern bereits vor zehn Jahren eine Folge schrieb. „Eine Leiche zu viel“ spielte, wie der neue Fall, im Mediziner-Milieu. Das passt gut zu einer Stadt mit Uni-Klinik. Und nun?
Ein kugelrunder Schunkel-Bolz als Bettnachbar
Tatsächlich entwickelte Schön Szenen, die im besten Sinn als Volkstheater wirken. Boerne, der in der aktuellen Folge – quasi ein Geburtstagsgeschenk des WDR zum Fünfzigsten – ein Solo hinlegt, fühlt sich so malade, dass er glaubt, eine Leber-Transplantation sei unvermeidlich. In bester Miss-Marple-Tradition kann er es natürlich nicht lassen, selbst als Klinik-Patient zu ermitteln.
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Dumm nur, dass für den Schnösel-Mediziner, der selbstverständlich Privatpatient ist, keine Chefarzt-Behandlung möglich ist. Und ein Einzelzimmer gibt es auch nicht. Für den standesbewussten Akademiker kommt es noch dicker. Der Zimmernachbar von Klassik-Schöngeist Boerne ist nicht nur eine notorische Frohnatur, sondern auch Schlager-Fan, der das Krankenzimmer lustvoll beschallt. Josef Ostendorf dreht als kugelrunder Schunkel-Bolz derart auf, als stünde er unter Speed.
Kecke Zehnjährige setzt den Fall in Gang
Unterhaltende Momente liefert schon der Einstieg, als eine kecke Zehnjährige (Mia Koppolt) Thiel einen Bewusstlosen im Park meldet. Der Krimi spielt mit Motiven des Kinder-Kinos und signalisiert Eltern zugleich, dass dieser „Tatort“ garantiert jugendfrei ist.
Der Bewusstlose ist ein Klinik-Arzt, der mit einem Herzanfall zusammenbricht, obwohl er topfit ist. Er wird schließlich sterben. Für Thiel liegt schnell nahe, dass der Mediziner von eigenen Kollegen ums Leben gebracht wurde.
Der Hintergrund ist ernst
Der Hintergrund des Falls ist allerdings keine unverbindlich-harmlose Kinderunterhaltung. Vielmehr ist es der Autorin Dorothee Schön bitter ernst. Es geht um gestreckte und damit wirkungslose Medikamente. Der Klinik-Chefin (Anna Böger) will sanierte Bilanzen, dabei schreckt sie vor kranken Methoden nicht zurück. Nebenbei versteht es sich beinahe von selbst, dass die Geschäftsführerin nicht selbst meuchelte. Sie zieht nur die Fäden. Der Film belehrt das Publikum, dass Mogel-Arznei viel mehr Geld bringt als der Drogenhandel. Anna Bederke gibt die Gegenspielerin der Krankenhaus-Leitung als ebenso coole wie aufrechte Ärztin.
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Dass der Film von Regisseur Thomas Jauch insgesamt nur mittelmäßig begeistert, hat mehrere Gründe. Erstens, der „Tatort“ hält den Comedy-Ton nicht durch. Zweitens, auch als Krimi überzeugt er nicht recht; die Lösung des Falls ist viel zu schnell offenbar. Drittens, die Marke Münster-„Tatort“ mag zu vielem taugen; zu Gesellschaftskritik eignet sie sich kaum.
Immer wieder hübsche kleine Gags
Immerhin garantiert das prächtig eingespielte Ensemble viele kleine hübsche Gags. Und im Übrigen verhält sich die Thiel-und-Boerne-Gemeinde wie die Fans eines Bundesliga-Clubs nach einem verlorenen Spiel. Es hat immer die Hoffnung, dass es beim nächsten Mal besser läuft.