Berlin. Ein Herzinfarkt, ein Anruf und Meike Unger tauscht im ARD-Drama “Die Fischerin“ Kellner-Schürze gegen Angler-Hose, Berlin gegen Bodensee und trifft auf ihre Vergangenheit, die sie eh nicht überwinden kann. Die Geschichte wurde eigentlich schon oft erzählt, trotzdem ist der Film ein bisschen anders.

Auf den ersten Blick könnte es für Meike Unger nicht besser laufen: Die alleinerziehende Mutter lebt mit ihrem Sohn Paul in Berlin, soll Geschäftsführerin eines Cafés werden und hat eine gutlaufende Beziehung. Aber so heil, wie es scheint, ist ihre Welt nicht: Meike (Alwara Höfels) fühlt sich schuldig am Tod ihres Bruders. Zu ihrem Vater hat sie keinen Kontakt mehr.

Bis eines Tages ein Anruf kommt: Ihr Vater, der Fischer, hatte beim Angeln einen Herzinfarkt. Meike kehrt zurück in ihr Heimatdorf am Bodensee, um sich um ihn zu kümmern. Sie tauscht die Kellner-Schürze gegen die Angler-Hose. Was als Tausch auf Zeit gedacht ist, bringt ihr Leben ziemlich durcheinander. Das ARD-Drama "Die Fischerin" läuft an diesem Freitag (23. Mai, 20.15 Uhr).

Zurück am Bodensee reagiert der Vater Erich (Rüdiger Vogler) ziemlich unterkühlt auf seine Tochter, der Tod von Meikes Bruder steht zwischen ihnen. Seinen Enkel Paul (Joshio Oenicke) sieht der kauzige alte Fischer zum ersten Mal. Paul lernt nicht nur seinen Opa, sondern auch seinen Papa kennen und findet zu beiden schnell einen Draht.

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Für Meike ist die Begegnung mit ihrer Vergangenheit schwierig. Sie gesteht ihrer Jugendliebe Markus (Golo Euler), dass er Pauls Vater ist. Ihre Liebe zerbrach am Tod des Bruders. Trotzdem kommen zwischen Meike und Markus alte Gefühle wieder hoch. Und in dieses Wirrwarr platzt Meikes Freund Sascha (Max von Thun) hinein: Er kommt aus Berlin zu Besuch. Meike muss sich entscheiden - nicht nur zwischen den beiden Männern.

Selbstfindung spielt eine große Rolle

"Die Geschichte erzählt ein Stück echtes Leben", sagte Höfels in einem ARD-Interview. Ihre Figur begegne ehrlich und wahrhaftig Widrigkeiten und Anforderungen des Lebens. "Das heißt, in Meikes konkretem Fall, einen nicht verarbeiteten Tod, einen Vater-Tochter-Konflikt und die dazugehörige individuelle Identitätsfindung."

Im Film muss Höfels ordentlich anpacken: Meike - ganz die Tochter eines Anglers - fährt Boot, fängt Fische und nimmt sie aus. Geekelt habe sie sich nicht, sagte Höfels. "Ich begreife meine Arbeit als ein Handwerk." Sie agiere in einer Bringschuld für die Figur. "Meine private Befindlichkeit ist nicht entscheidend."

Die Geschichte der Fischerin wurde eigentlich schon oft erzählt: Eine (junge) Frau vom Dorf bricht mit ihrer Familie, flieht in die Großstadt und kehrt Jahre später zu ihren Wurzeln zurück - oft ist daran die Jugendliebe nicht ganz unschuldig. Das ist auch in "Die Fischerin" so, trotzdem ist der Film ein bisschen anders. Vielleicht, weil die Selbstfindung der Hauptfigur so eine große Rolle spielt. Oder weil neben der Romanze mit der Jugendliebe auch die Vater-Tochter-Beziehung im Fokus steht. Vielleicht aber auch, weil im Film nicht immer eitel Sonnenschein herrscht: Lange Kamera-Einstellungen zeigen einen herbstlich-vernebelten Bodensee. (dpa)