Hamburg. Die ARD geht mit fast 100 neuen Filmproduktionen in die Offensive. Mit Kinostar Tykwer wird über eine TV-Serie verhandelt. Eine Revolution soll es aber nicht geben. Bereits im Sommer will sich Das Erste mit “Ziemlich beste Freunde“ und “Cloud Atlas“ als führender Kinosender positionieren.
Die ARD-Filmtochter Degeto will nach Jahren finanzieller Probleme eine neue Programmstrategie etablieren. «2013 wurde sehr viel diskutiert und sehr wenig gedreht», sagte Geschäftsführerin Christine Strobl am Dienstag in Hamburg. «Jetzt können wir loslegen.» Fast 100 Drehstarts seien für das laufende Jahr geplant.
Auf dem Drehplan stehen unter anderem ein Politthriller über den Tod des ehemaligen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel sowie Biografien über Moderator Hans Rosenthal und Tierfilmer Bernhard Grzimek. «Wie ein Trüffelschwein» habe die Degeto die Stücke ausgewählt, anstatt große Filmpakete einzukaufen. Unter Ex-Geschäftsführer Hans-Wolfgang Jurgan war von 2010 bis 2012 mehr Material bestellt worden, als das Budget zuließ. Er wurde wegen «gravierender organisatorischer Mängel» suspendiert.
Freitagabend bleibt Hort der leichten Unterhaltung
Lizenzverträge aus dieser Zeit belasteten den Etat noch immer, sagte Strobl. «Wir waren in einer Krise - das ist nicht auf Knopfdruck vorbei.» Programmdirektor Volker Herres sagte, die Degeto habe deshalb «viel Aufräumarbeit» geleistet und sich neu aufgestellt.
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Bereits in diesem Sommer will sich Das Erste als führender Kinosender positionieren. Unter anderem wurden «Ziemlich beste Freunde», «Cloud Atlas» und «Paulette» ins Programm genommen. Damit soll die ARD ein moderneres Profil bekommen. Kritikern des deutschen Fernsehens warf Herres jedoch eine «manische Fixierung auf Trends wie US-Serien» vor. Zu Unrecht würden deutsche Formate «pauschal in die Tonne getreten».
Eine Abkehr von der leichten Unterhaltung am Freitagabend werde es daher nicht geben. «Liebe, Abenteuer, Romantik, Mord - das ist Teil unseres Auftrags», sagte Herres. Der neue Degeto-Redaktionsleiter Sascha Schwingel erklärte: «Wir wollen nicht zu jung werden.»
Tykwer will neues Erzählformat ausprobieren
In Planung ist aber auch eine Zusammenarbeit mit Kino-Regisseur Tom Tykwer, der mit seiner ersten TV-Serie ein neues Erzählformat ausprobieren will. Die ARD verhandelt mit Tykwer über eine Krimi-Reihe im Berlin der 1920er-Jahre, die den Arbeitstitel «Babylon Berlin» trägt. «Wir befinden uns in guten Gesprächen», sagte Programmdirektor Herres. Tykwer sei von der Idee «geradezu beseelt».
Die Kosten des Projekts lägen im zweistelligen Millionenbereich, sagte Degeto-Chefin Strobl. Die Hälfte davon müssten internationale Partner beisteuern. Erfolgreiche Verhandlungen vorausgesetzt könne «Babylon Berlin» 2016 an den Weihnachtsfeiertagen oder samstagabends in zwei bis drei Blöcken à vier Episoden ausgestrahlt werden. (dpa)