Essen. Ein Zumba tanzender Anwalt gegen einen Metzgergeselle bei“ Schlag den Raab“: Kandidat Pio (38) aus Köln hatte sich fest vorgenommen, Stefan Raab (46) zu besiegen. Am Ende fuhr er mit leeren Händen nach Hause. Der Zuschauer erlebte eine viereinhalbstündige Show mit wenigen Höhepunkten. Selbst Miley Cyrus sorgte kaum für Action.
Mal ganz ehrlich, wenn Sie ein Foto von Dietmar Woidke gezeigt bekämen, fiele Ihnen dann spontan sein Name ein? „Schlag den Raab“-Kandidat Pio hat an dieser Stelle jedenfalls gepatzt. Er hat Woidke, den neuen SPD-Ministerpräsidenten von Brandenburg, nicht erkannt. Und damit gingen ihm zwei Millionen Euro durch die Lappen.
Obwohl, es hat sicher nicht nur an diesem einen Fauxpas gelegen, dass Kandidat Pio mit leeren Händen nach Hause fahren musste. Rund viereinhalb Stunden hat die erste „Schlag den Raab“-Show nach der Sommerpause gedauert – und über die gesamte Zeit hat Metzgermeister Raab souverän bewiesen, dass er in seiner Show der „King of Kotelett“ ist.
Jackpot bei "Schlag den Raab" steigt auf 2,5 Millionen Euro
Für Raab läuft derzeit wirklich alles wie am Schnürchen: Beim großen TV-Duell hat er am vergangenen Wochenende eine richtig gute Figur gemacht – und am frühen Sonntagmorgen hat er jetzt durch seinen Sieg den „Schlag den Raab“-Jackpot auf 2,5-Millionen Euro ansteigen lassen.
In der nächsten Sendung, am 16. November, wird also um viel Geld gespielt. Und dieses Geld verdient das private Fernsehen mit Werbung. Das muss der Zuschauer in Kauf nehmen, wenn er einen TV-Marathon á la „Schlag den Raab“ durchstehen will. Er muss die vielen Werbepausen akzeptieren und er muss die Werbung vor der Werbung und die Werbung nach der Werbung angucken.
Ja, er muss sogar die Werbung ertragen, die vom Sender ins eigentliche Programm gemogelt wird.
Belohnt wird der Zuschauer mit Unterhaltung. Ob es jedoch gute Unterhaltung ist, sei an dieser Stelle einmal dahin gestellt. Innovativ ist das „Schlag den Raab“-Konzept nach inzwischen mehr als 40 Folgen jedenfalls wirklich nicht mehr. Auch wenn sich die Programmverantwortlichen noch immer ins Zeug legen.
Miley Cyrus trug relativ viel Kleidung und holt die Zunge raus
Zu einer Samstagabend-Show gehören Gäste. Und an diesem Samstagabend wartete das Publikum auf Miley Cyrus. Auf Twitter schrieb ProSieben „Liebe @MileyCyrus-Fans, haltet euch bereit, eure Zeit kommt.“ Ja, und die Zeit kam. Allerdings erst nach Mitternacht.
Als Grund für den späten Auftritt vermutete manch einer eine Art präventive Jugendschutzmaßnahme wegen der jüngst recht frivolen Performance des ehemaligen Disney-Kinderfilmstars bei den MTV Music Awards. So twitterte @AntoniaN0812 kurz vor dem Auftritt: „Ich schick jetzt mal alle Nicht-Volljährigen in meinem Haus ins Bett bevor Miley kommt.“
Das kurze Gastspiel war dann indes wenig skandalös: Cyrus, musikalisch begleitet von einer Kapelle kleinwüchsiger Menschen, trug relativ viel Kleidung: Hotpants, hohe Stiefel, ein knappes Oberteil und ein Glitzerjäcken. Am Ende reckte sie – bei ihr eine beliebte, sich stets wiederholende Geste - ihre Zunge der Kamera entgegen.
Zumbatanzender Anwalt Pio tritt gegen Raab an
Fünf Herausforderer wollten am Samstagabend dem „Raabinator“ die Millionen abluchsen: ein smarter Professor, ein langhaariger Hotel-Animateur, eine golfende Krankenhaus-Ärztin, ein familienorientierter Bierbrauer – und ein zumbatanzender Rechtsanwalt aus Köln namens Pio, der schließlich von den Zuschauern zum Kandidaten gekürt wurde.
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Pio (38) präsentierte sich als sympathischer Bursche, der mit dem Gewinn eine Party für seine weltweit verstreut lebende Familie ausrichten würde. Doch daraus wurde nichts. Raab war für ihn zu stark.
Nur bei vier von letztlich 13 Wettbewerben konnte sich Pio gegen Raab durchsetzen. Er konnte besser Schnürsenkel einfädeln, mit einem Go-Kart schneller über eine Eisbahn schliddern, rohe Eier zielsicher in die Luft werfen (und wieder auffangen), und er war recht gut darin, kleine Pucks über eine Holzplatte zu schubsen.
Raab hingegen brillierte in den übrigen Disziplinen. Ganz gleich, ob diese eher sportlicher Natur waren (etwa Handball, Fußball oder Kajakfahren) oder auf Wissen und Erinnerungsvermögen basierten (zum Beispiel „Blamieren oder Kassieren“, „Ich packe meinen Koffer...“ oder das später entscheidende Ratespiel „Wer ist das?“).
Showformat "Schlag den Raab" tritt auf der Stelle
Dass Stefan Raab in seiner Sendung derjenige ist, der sich nicht schlagen lassen will, war erkennbar, aber früher schon deutlicher zu sehen. Sicher, er geht an seine Grenzen. Er kämpft, er ackert, er steht zuweilen kurz vorm Kollaps. Doch der Slogan „Wir lassen die Bestie aus dem Stall“ wirkt inzwischen eher deplatziert. Der Ultimate-Fighter des deutschen Privatfernsehens ist nicht mehr der Jüngste. Graue Schläfen statt lockiger Mähne. Ist das ein Problem? Nein.
Raab wird immer besser. Seine Show, „Schlag den Raab“, leider nur bedingt. Möglicherweise ist es Zeit für eine teilweise Neuausrichtung der Marke „Raab“.