Essen. Im „Markencheck“ der ARD haben Bauhaus und Obi ordentlich abgeschnitten - und das trotz hoher Preise und Pfuschs bei Stahlbohrern. Die Sendung blieb dennoch ohne Überraschungen. Trotzdem locken die Markenchecks, die nichts Neues zu Tage fördern, immer ein Millionenpublikum vor den Fernseher. Warum?

Wieder einmal macht sich die ARD daran, der Deutschen liebste Marken ganz genau unter die Lupe zu nehmen. Und lockt damit jedes Mal ein Millionenpublikum vor den Fernseher. Warum sind diese Überprüfungen, die nur Altbekanntes aufwärmen und bei den wirklich wichtigen Fragen nicht weiter nachhaken, anscheinend von solchem Interesse für die Deutschen?

Nach der gesamten Kulinaritätsbandbreite von Lidl über Rewe bis zu den Burgerbratern bei McDonalds, dem Autokonglomerat des ADAC, dem Marketing-Wunder Apple und dem schwedischen Modehaus H&M stehen beim neuesten Teil der „Markencheck“-Reihe die Baumarkt-Riesen Bauhaus und Obi auf dem Prüfstand. Genau die beiden Unternehmen, die auf dem hiesigen Hobby-Handwerker-Markt die größten Umsatzerlöse generieren.

Wie billig ist der Baumarkt wirklich? Wie gut ist die Beratung? Steckt Qualität drin, wo Qualität versprochen wird? Und natürlich muss - wie in jeder hippen Sendung - auch der Öko-Faktor überprüft werden. Fragen, auf die der „Markencheck“ offenbar investigativ Antworten sucht - und lediglich Binsenweisheiten findet. Denn große Überraschungen blieben wieder einmal aus. Burger machen dick, das weiß jedes Kind. H&M-Klamotten werden billigst und unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen in Asien produziert. Der ADAC spricht so manches Wörtchen im Berliner Politikkarussell mit.

"Aha"-Erlebnis bleibt bei Obi und Bauhaus aus

Da ist es also nur konsequent, dass auch beim Bauhaus- und Obi-Check ein wirkliches „Aha-Erlebnis“ ausbleibt: Die Beratung ist durchschnittlich, die Qualität in Ordnung und der Preis geht manches Mal auch günstiger im Fachhandel. Jeder, der schon einmal durch die schier endlosen Produktreihen des Schrauber- und Bastler-Nirwanas geirrt ist, wird von diesen Erkenntnissen ein Liedchen singen können. Auswendig.

Was aber ist es dann, das zum Formatstart des „Markenchecks“ sechs und heute immer noch mehr als drei Millionen Zuschauer gespannt an die heimische Mattscheibe lockt? Warum kann die Sendung mit zwölf Prozent Marktanteil auch beim jungen Publikum punkten, sollte dieses doch ähnliche Aufmachung und Erkenntnisse bereits bei Pro Siebens Infotainment-Dino Galileo gefunden haben?

Die Deutschen sind fleißige Handwerksleute. Das zeigen schon die ersten Minuten der Sendung. Ob im Garten oder bei der Wohnungsrenovierung. Dass Farbe und ein neuer Gartenschlauch am ehesten im Baumarkt zu finden sind, da sind sich die Passanten einig. Und die Erkenntnis der Sendung? 15 Produkte wurden bei Bauhaus, Obi und in verschiedenen Fachhandeln gekauft. Preislich tut sich nicht viel, und doch ist der Fachhandel meist sogar etwas günstiger. Eine Offenbarung, die keinen Zuschauer vor Erstaunen „Aaaaah!“ rufen lässt.

Bei wirklich wichtigen Fragen haken die Reporter nicht nach 

Qualität? Da sind sich die Passanten einig: Die ist im Fachhandel besser - und haben Recht damit. Ob bei Pflanzen oder Werkzeugen. Hier wurde sogar bei der Etikettierung des Stahles bei Bohrern geschummelt. Hochwertigen HSS-Stahl priesen Bauhaus und Obi bei den Billigbohrköpfen an - beim Test kam heraus, dass die billigen Bohrer auch aus billigem Stahl gefertigt sind. Auf Nachfrage der Reporter reagierte Bauhaus überhaupt nicht und Obi tat die Schummelei als Einzelfall ab.

Doch fragen die Reporter ob des Betruges am Kunden noch genauer nach? Leider nein, eine angebrachte Konfrontation à la „Akte“ sucht sich vergebens. Ist es das, was die Zuschauer sehen wollen? Es bleibt zu bezweifeln.

Vielleicht aber ist es die Beratung, die wahrlich Neuigkeiten zu Tage fördern wird: Der Kundenwunsch nach blauen Hortensien überfordert Bauhaus- und Obi-Händler. Und die Blumenhändler. Ein Armutszeugnis, aber auch das war wieder zu erwarten. Okay, dann Sicherungen, und siehe da: Die Fachhändler gewinnen ihre Ehre zurück. Und beim Wasserboiler? Endlich prima. Insgesamt aber bleiben die Testergebnisse mäßig bis unzureichend.

Ökofaktor ist ausbaufähig bei den Bauhausketten

Also muss es wieder einmal die Natur richten. „Ökofaktor“ nennt das die Sendung, und dass PEFC ein Zertifikat für Naturschutz und nicht für einen giftigen Baustoff ist, beschert zumindest manchem Zuschauer den ersten Wissensschub, dürfte aber wohl eher in die Kategorie „Unnützes Wissen“ fallen, als ein Einschaltgrund sein.

Da scheint der kleine thematische Schwenk zum Thema Moor und Torfabbau bis in die Hochmoore bei Riga in Lettland doch noch interessant zu werden. Für Terra-X, aber für einen Markencheck? Nun ja, immerhin gesteht ein Mitarbeiter von Terra-San nach mehrmaliger Nachfrage, dass eigentlich geschützte Naturgebiete auch für die deutschen Böden ausgebeutet werden.

Torf, der eigentlich nicht benötigt wird, ist in fast allen Blumenerden enthalten. Dramatische Musik, klagende Mitarbeiter, ein sich schwarz färbender Hintergrund. Eine Verschwörung? Nein, lediglich der Ökofaktor der Bauhausketten „ist ausbaufähig“. Vielleicht hätte genau hier der investigative Journalismus ansetzen sollen.

Markencheck bleibt ernüchternd

Alles in allem bleibt der Markencheck ernüchternd. Warum er dennoch so beliebt ist? Es bleibt bei einer Vermutung: Vielleicht lindert das doch immer milde Urteil der Journalisten manch einen Gewissensbiss beim nächsten großen Baumarkt-Kauf. Denn genauso wie Lidl, H&M, aber auch Apple nach den Ergebnissen der ARD-Tester keine Ausgeburten Satans sind, so sind auch Obi und Bauhaus doch im Grunde völlig harmlos.