Essen.. TUI ist Europas größter Reiseveranstalter. Er verspricht, Träume zu erfüllen. Der ARD-Markencheck kommt allerdings zu einem ganz anderen Urteil: Hoteltests bringen erhebliche Mängel ans Licht. Und auch beim Personal bleibt TUI laut ARD hinter den Erwartungen zurück.
Die Werbefilme von TUI verheißen perfekte Urlaubsparadiese. Doch im ARD-Markencheck wird schnell klar: Was im Reisebüro und in Prospekten so verlockend klingt, hat auch eine andere, weniger schöne Seite. Dabei sind Baustellen direkt am Strand fast noch das kleinste Übel.
Das Jahr hat gerade erst begonnen, doch die Urlaubsplanungen sind bei vielen Menschen schon im vollen Gang. Einer der bekanntesten Anbieter auf dem weiten Feld der Touristikbranche: TUI, Europas größter Reiseanbieter. In der Werbung und in Broschüren verspricht der Reise-Riese seinen Kunden die Erfüllung ihrer Urlaubsträume.
Viele Menschen scheinen überzeugt, dass TUI ein Garant für besonders hohe Qualität ist. Der neue ARD-Markencheck macht das mit einem simplen Trick schnell klar: Passanten werden dazu unterschiedliche Bilder des gleichen Hotels gezeigt – mal schönere, mal etwas weniger gelungene. Das Ergebnis ist eindeutig: 79 Prozent der Befragten verbinden TUI mit den besseren Fotos. Doch wird das Reiseunternehmen seinem Image gerecht?
Flecken im Teppich und der Pool ist eine Baustelle
Um das herauszufinden, schickt der ARD-Markencheck den Hoteltester Olaf Seidel vom TÜV Rheinland in ein RIU-Hotel auf Gran Canaria. Schon ein erster Gang durch das Zimmer führt zu einem ernüchternden Eindruck: „Die Qualität ist unter aller Kanone“, sagt Seidel. Staub auf dem Kleiderschrank, Flecken im Teppich und die Klimaanlage im Zimmer ist auch defekt. Beim Rundgang durchs Hotel findet der routinierte Tester noch weitere Probleme, wie offen herumstehende Reinigungsmittel oder einen nicht abgeschlossenen Zugang auf das Hoteldach. Sein Fazit: höchstens Durchschnitt.
Auch ein Seniorenpärchen hat schlechte Erfahrungen mit TUI gemacht. Bei der Kreuzfahrt durchs Mittelmeer hieß es auf Deck: Vorsicht, Baustelle! Fast den kompletten Urlaub wird der Pool repariert. Sie fordern eine Entschädigung von TUI, schließlich hat die Reise 2600 Euro gekostet. Doch vom Reise-Multi gibt es gerade mal 75 Euro zurück.
Mangelnde Beratung, aber hohe Preise
Nur zwei Ausreißer nach unten? Möglichweise, denn in Bewertungsportalen bekommt TUI laut ARD-Markencheck im Durchschnitt bessere Werte als die Konkurrenz. Außerdem können sich Urlaubswillige vor der Buchung in einem der 600 TUI-Reisebüros eingehend informieren und beraten lassen. Doch im Markencheck fallen diese nahezu komplett durch.
Nur drei von zehn Reisebüros warnen die drei Testkandidatinnen vor der Baustelle, die ihr Wunschhotel in der Türkei zu einer Lärmhölle macht. Auch bei dem ausschließlich russisch- und türkischsprachigen Hotel machen lediglich drei Reisebüros auf mögliche Sprachbarrieren aufmerksam. Das noch milde Urteil der ARD-Tester: Der Service bei TUI ist durchwachsen. Und TUI? Wiegelt ab. Pressesprecher Mario Köpers betont, dass man Probleme wie Baustellen oder Sprachhürden normalerweise offen kommuniziere.
Doch auch der Preisvergleich wirft kein positives Licht auf TUI. Im Test gehen in neun von zehn Fällen die Konkurrenz-Hotels als Sieger im Schnäppchenduell hervor. Preisersparnisse von bis zu 1900 Euro können findige Kunden für einen Urlaub herausschlagen, wenn sie nicht auf die Marke TUI setzen.
Lohndumping bei der Belegschaft
Immerhin: Zu den höheren Preisen steht TUI. Pressesprecher Mario Köpers rechtfertigt das mit der hohen Qualität in puncto Service, Umwelt und Nachhaltigkeit, die TUI biete. Nur bei der Fairness hat TUI seine Hausaufgaben anscheinend nicht gemacht, wie der Markencheck aufdeckt. In der Türkei treffen die Tester von der ARD auf Fahrer, die in ihren Bussen übernachten. Kein Wunder bei Fahrzeiten über zehn Stunden. Illegal, denn in der Türkei ist für einen Busfahrer das Maximum nach neun Stunden Fahrzeit erreicht.
Der Verantwortung für in Schlangenlinien fahrende Busse entledigt sich TUI, indem der Konzern Subunternehmen beschäftigt. Ähnlich verfährt das Reiseunternehmen bei den Angestellten in den Hotels. In einem türkischen Hotel trifft das Rechercheteam der ARD auf eine Angestellte, die für einen durchschnittlichen Stundenlohn von 1,40 Euro arbeitet. Ob die Situation für Angestellte in TUI-Hotels in anderen Ländern besser ist, erfährt der Zuschauer nicht. Anzunehmen ist es kaum. Doch solange der Kunde davon in seinem Urlaub nichts mitbekommt, wird sich daran wohl auch nichts ändern.