Essen. Der ADAC im Markencheck: Hinter den „Gelben Engeln“ steckt eine riesige Organisation, die offenbar nicht in jeder Hinsicht gute Absichten hat. Sei es bei Tempolimit oder Promillegrenze – der ADAC vertritt eine klare Meinung. Nur nicht immer die seiner Mitglieder, wie eine Umfrage deutlich macht.

Man dreht den Zündschlüssel immer und immer wieder um, aber das Auto gibt nur ein unheilvolles Röcheln von sich. Das sind die Momente, in denen die 18,4 Millionen ADAC-Mitglieder zum Hörer greifen und den Pannendienst alarmieren. Aber nicht nur dort bietet der beliebteste Automobilclub Deutschlands seine Hilfe an. Auch Tests jedweder Art, Auslandsrücktransporte, Vergünstigungen bei Kooperationspartnern und sogar die politische Einflussnahme im Sinne seiner Mitglieder stehen auf der Serviceliste. Dieser politische Einfluss muss dabei nicht der wirklichen Meinung der Versicherten entsprechen, wie sich im ARD-Markencheck zeigte.

„Wir sprechen nicht für uns, wir sprechen für unsere Mitglieder“, betont ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair. Und wenn der ADAC spricht, dann unüberhörbar. Wie stark der politische Einfluss ist, hat Anton Hofreiter (Grüne), der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, bereits zu spüren bekommen. Sei es beim Tempolimit oder der Promillegrenze – der ADAC vertritt eine klare Meinung. Nur nicht immer die seiner Mitglieder, wie eine Umfrage deutlich macht. Denn für ein Tempolimit sind 47 Prozent der Versicherten, für eine Alkoholgrenze von null Promille für Autofahrer sogar 78 Prozent der ADAC-Mitglieder. Den Vertrauensvorschuss, den der Club in der Bevölkerung genießt, bewerten die Tester als „übertrieben“.

Markencheck-Tester suchen Leichen im Keller

Wenn die Markenchecker nahen, tun die getesteten Unternehmen gut daran, ihre Keller aufzuräumen. Denn dort suchen die Tester mit Vorliebe nach Leichen. Natürlich läuft auch beim ADAC nicht alles rund. Ein Mobbingvorwurf in der Nürnberger Regionalzentrale, der seinerzeit für ein empörtes Medienecho sorgte, wird noch einmal aufgerollt. Und auch in anderen Regionalverwaltungen werden Mitarbeiter unter Druck gesetzt, ihre Beschwerden verlaufen im Sand und der Betriebsrat wird in seiner Arbeit behindert. Es wird eine Sensation sein, wenn im ARD-Markencheck endlich ein Großunternehmen getestet wird, dass alle seine Angestellten und Zulieferer fair behandelt und bezahlt. Aber die Hoffnung, ein solches Unternehmen zu finden, wird bei jeder Markencheck-Folge geringer.

ADAC schneidet bei Pannenhilfe hervorragend ab

Die weiteren Testkriterien dürften die Versicherten aber freuen: Sowohl in Sachen Pannenhilfe als auch als objektiver Tester schneidet der ADAC hervorragend ab. Die „Gelben Engel“ waren bei der inszenierten Autopanne bereits nach 35 Minuten vor Ort, eine halbe Stunde später waren alle eingebauten Fehler gefunden und beseitigt. Und obendrein hatte der Pannenhelfer noch die Lüftung repariert. Dagegen sahen die Konkurrenten vom ACE und dem AvD  ziemlich alt aus. Der Mitarbeiter des Automobilclub von Deutschland (AvD) schleppte den Wagen sogar ohne Diagnose sofort ab. Zuvor hatte der Fahrer aber schon eine Stunde gewartet.

Auch als Tester ist der ADAC glaubwürdig. Der Vorwurf, dass in der Clubzeitschrift „Motorwelt“ Tests beispielsweise von Reifen mit Anzeigen der Hersteller einhergehen, konnte das ARD-Team entkräften. Das Testcenter in Landsberg, in dem beispielsweise Kindersitze auf ihre Sicherheit geprüft werden, gelte zudem als wegweisend.

Letztlich sind es wohl diese beiden positiven Testergebnisse, die dem Zuschauer und Clubmitglied im Gedächtnis bleiben. Der Pannenhelfer ist der Retter in der Not und die Noten des Testcenters ein verlässlicher Hinweis auf eine gute Investition. Der Bundestag in Berlin und die Mobbingopfer in der Regionalzentrale in Nürnberg sind dann doch zu weit weg.