Friedrichshafen. Es geht auch ohne Hollywood. Die 204. „Wetten, dass..?“-Folge legte wieder größeren Wert auf interessante Kandidaten. Justin Timberlake verlieh der Sendung schließlich auch internationale Größe. Trotz einer ordentlichen Leistung geht Moderator Markus Lanz baden. Er verlor die Stadtwette.

Ist der Ruf von „Wetten, dass...?“ im Ausland jetzt wirklich so ramponiert? Will kein Schauspieler aus Übersee mehr Gast sein in Deutschlands einst stolzer Abendsendung? Nein, vermutlich hat einfach die Oscar-Verleihung ihre Schatten vorausgeworfen. Keine Hollywoodgröße fand Zeit, um in der 204. Sendung auf der „Wetten, dass..?“-Couch Platz zu nehmen. Schade eigentlich. Die Stars verpassten eine bunte und unterhaltsame Samstagabendshow.

Das Thema Gäste hakte man beim ZDF gleich zu Beginn ab. „Scheiß auf Hollywood“, pöbelte Cindy aus Marzahn. Damit war dieser Drops gelutscht und zugleich einer der Schwachpunkte offengelegt: Die prollige Blondine soll in der Show als Auflockerung dienen, schoss mit ihrer aufdringlichen Art aber so manches Mal über das Ziel hinaus.

Daniel Rall aus dem Schwarzwald - der weinende Wettkönig

Stil- und treffsicherer als Cindys Witze waren da schon die Wetten ausgewählt. Wettkönig wurde Daniel Rall aus dem Schwarzwald. Er konnte mit den Speichen seines Fahrrads 20 Bierflaschen in drei Minuten öffnen. Eine durchaus spannende und vor allem körperlich fordernde Nummer. Dass Rall vom Publikum mit riesigem Abstand zum Sieger erklärt wurde, lag aber auch an einer emotionalen Komponente.

Die Wette hatte er sich gemeinsam mit seinem im Sommer 2012 gestorbenen Vater ausgedacht. Weinend widmet er seinen Erfolg deshalb dem Papa, während sein eigener Sohn im Publikum jubelte. Ein weise Entscheidung der Regie, diese Situation nicht mit endlosen Großaufnahmen über das Maß auszuschlachten. Das hätte bei einigen Privatsendern sicher anders ausgesehen.

Alle Kandidaten meisterten ihre Wetten

Neben dem Wettkönig schafften es auch die übrigen vier Kandidaten, ihre Wetten einzulösen. Ein 66-jähriger Kandidat hob mit bloßer Körperkraft drei Karts in die Höhe, während ihnen die Reifen gewechselt wurden.

Zwei Turnerinnen erkannten am Absprunggeräusch, welche ihrer Teamkameradinnen gerade einen Handstand-Überschlag gemacht hatte. Und bei der Außenwette schoss ein Amateurfußballer Bälle aus der Beifahrertür eines fahrenden Busses gegen eine Wand. Sein Teamkamerad fing die abgeprallten Bälle zehnmal in der hinteren Bustür wieder auf.

Siebenjährige Zahlkünstlerin bringt das Publikum zum Staunen

Keine dieser Wetten war irrsinnig spektakulär oder überdreht, jede aber einigermaßen spannend anzusehen und nicht langatmig. Besonders stark: Die siebenjährige Lina aus Gelsenkirchen wandelte ganze Wörter im Kopf in Binärcodes um.

Kleines Beispiel? Der Buchstabe „a“ setzt sich aus der Zahlenfolge 01100001 zusammen. Vergleichsweise mühelos drückte Lina das Wort „Kommissar“ in Zahlen aus. Schon bei der Erklärung ihrer Erinnerungstechnik schlackerten hingegen die Prominenten verständnislos mit den Ohren.

Der oft gescholtene Markus Lanz machte in seiner fünften "Wetten, dass..?"-Sendung einen ordentlichen Job. Nein, nicht jeder Witz saß. Ja, die Gespräche auf der Couch waren teils zäh, nie überraschend und ein paar unnötige Kalauer waren auch dabei.

Doch Lanz scheint sich in seine Rolle als Moderator einer großen Familiensendung einzufühlen. Überaus charmant redete er etwa mit Lina bei ihrer Gedächtniswette. Während das Mädchen sichtlich nervös seine kleinen Hände gegen das Gesicht presste, sprach er ihm Mut zu.

Timberlake sorgt für Schwung in der trägen Couch-Runde

Baden bei 3 Grad Wassertemperatur: kein Vergnügen. Markus Lanz hat seine Wettschuld aus der
Baden bei 3 Grad Wassertemperatur: kein Vergnügen. Markus Lanz hat seine Wettschuld aus der "Wetten, dass..?"-Sendung vom Samstag direkt am Sonntag eingelöst. © dpa

Und auch auf der Couch wirkte Lanz nicht mehr so hölzern und verkrampft wie in seinen ersten Sendungen. Recht locker tauschte er die üblichen Belanglosigkeiten mit seinen deutschsprachigen Gästen aus.

Warum die überhaupt da waren, lag auf der Hand: Axel Prahl und Simone Thomalla haben neue Filmprojekte, Michael Mittermeier steht bald wieder auf der Bühne. Und weil noch Platz auf der Couch war, durften auch der ehemalige Skirennläufer Hermann Maier und Oliver Kahn kommen. Viel Mühe, sie wirklich in die Show und das Gespräch einzubinden, hatte man sich auf Seiten des ZDF aber mal wieder nicht gegeben.

Ein Höhepunkt war der glänzend aufgelegte Justin Timberlake. Er setzte sich nicht nur nach seinem Gesangsauftritt noch spontan mit auf das Sofa. Mit seinem Witz und einer herrlichen Elvisparodie brachte er auch Schwung in die Runde.

Markus Lanz muss im Bodensee schwimmen

Kürzer als befürchtet fiel der Anteil von Drag-Queen Olivia Jones und Joey Heindle aus. Nach wenigen Stammeleien von Dschungel-König Heindle wurden die beiden aus dem Saal geschickt, um sich um die Stadtwette zu kümmern.

Weil es den RTL-Dschungel-Gewächsen gelang, 100 Männer in Frauenkleidern zum Ärzte-Cover „Junge“ von Heino auf die Bühne zu bringen, geht Markus Lanz baden. Der Moderator versprach, ein Stück durch den eiskalten Bodensee zu schwimmen. „Da geht man als Prinz rein und kommt als Prinzessin wieder raus“, kalauerte er am Ende noch mal. Dennoch: „Wetten, dass..?“ scheint sich in die richtige Richtung zu entwickeln.