Essen. . Es war einmal eine Frau aus dem Osten, 1,90 Meter groß und richtig dick. Und plötzlich war sie Prinzessin bei Markus Lanz in „Wetten, dass..?“. Für die Komikerin Ilka Bessin wurde ein Märchen wahr – als Cindy aus Marzahn. Und Lanz kann froh sein, wenn Cindy die Sendung nicht komplett übernimmt.
Man kommt zur Zeit ja schlecht an ihr vorbei. Assistentin von Markus Lanz ist Cindy aus Marzahn geworden. Vor ein paar Jahren hätte jemand wie sie dort wahrscheinlich nicht einmal als Gast auftreten dürfen. Jetzt musste Lanz froh sein, dass Cindy die Sendung nicht komplett übernahm.
Denn die Prinzessin der Plattenbauten hat vieles hat, was Lanz abgeht. Schlagfertigkeit, gutes Timing und Humor beispielsweise. Nur mit dem Aussehen hapert es. Kein schlanker Körper, keine strahlend weißen Zähne, keine eleganten Klamotten. 1,90 Meter groß ist sie, und dick. „Nicht Größe 42, richtig dick“, wie sie selbst sagt. Und mit den Hang zu greller Bekleidung.
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Deshalb sieht sie oft auch aus wie Obelix im Kleid von Barbie. „Ich passe halt nicht in Sachen von Jean Paul Gaultier“, pflegt die 42-Jährige zu sagen. Nicht makellos, weit weg von jedem Schönheitsideal. Wie mancher Zuschauer auch. Wahrscheinlich ist gerade das ein Geheimnis ihres Erfolges.
Als Kind wollte Ilka Bessin Clown werden
Natürlich ist Cindy eine Kunstfigur. In Wahrheit heißt sie Ilka und mit Nachnamen Bessin, Und sie stammt auch nicht aus dem Ostberliner Problemstadtteil Marzahn sondern aus dem brandenburgischen Luckenwalde, 50 Kilometer entfernt von Berlin. Clown will sie als Kind werden, wird dann dort aber erst Köchin, nach der Wende Kellnerin und Animateurin. Dann wird sie arbeitslos, wird zu einer übergewichtigen, motivationslosen Faulenzerin, die bis mittags schläft, isst, was sie sieht, und trinkt, was sie kriegt.
Damals denkt sie sich Cindy aus, diese Prinzessin der Gescheiterten. Eine stark übergewichtige Frau im pinkfarbenen Trainingsanzug und mit Diadem im blondierten Haar. Schwer vermittelbar an Arbeitgeber wie an Männer im allgemeinen. „80 Prozent Ilka stecken in Cindy“, sagt sie heute. Das macht ihre Auftritte authentisch, sagen viele ihrer Fans. Wahrscheinlich ist auch das ein Geheimnis ihres Erfolges.
Statt Kellnerin wird sie eher zufällig Komikerin
E in Erfolg, der lange auf sich warten lässt. Bis Ilka 2004 eines Tages in einem Comedy-Club anruft, um sich als Kellnerin zu bewerben aber versehentlich beim Casting für Nachwuchskünstler landet. Den nächsten Wettbewerb gewinnt sie. Der Rest ist Geschichte. Im Oktober vergangenen Jahres wird Cindy aus Marzahn zum vierten Mal in Folge als beste Komikerin mit dem Deutschen Comedy Preis geehrt. Mit ihren Bühnenshows „Schizophren – Ich wollte ‘ne Prinzessin sein” oder „Nicht jeder Prinz kommt uff’m Pferd“ füllt sie Hallen, und bei RTL bekommt sie eine eigene TV-Show. Dann kommt sie zu Wetten, dass...?“.
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Nicht ganz so prollig ist sie dort, nicht so unter der Gürtellinie wie früher bei Auftritten in kleinen Hallen. Aber trotzdem bleibt sie sich treu, ist sich für nichts zu schade und für alles zu haben, denn: „Ehe andere über mich lachen, mache ich das lieber selber.“ Viele ältere Zuschauer finden sie dennoch vulgär, können sich nicht über ihre Auftritte amüsieren.
Die zählen aber auch nicht zur Kernzielgruppe der Wahlberlinerin. Das ZDF hat sie dann auch zumindest bis zum Sommer verpflichtet. Und neulich hat sogar die „New York Times“ für eine Titelstory angerufen. Tenor: Von der Tellerwäscherin zur Millionärin. Nur den Traummann, den hat Cindy immer noch nicht gefunden. Obwohl ihre Ansprüche eher klein sind. „Keinen Nacken, keine Haare und kein Gehirn“ soll er haben und am besten „Türsteher“ sein. Zumindest von dieser Seite droht Markus Lanz also keine Gefahr.