Essen. Als Gesicht für Weight Watchers sprach Katarina Witt Mitte Januar in der Talkshow von Sandra Maischberger übers Abnehmen. Der Auftritt hat beim WDR offenbar für Zoff hinter den Kulissen gesorgt. Ein Redakteur soll gefordert haben, dass Witt ausgeladen wird. Er fürchtete einen PR-Auftritt fürs Abnehm-Programm.

"Fast zwei Kilo" hat Katarina Witt über Weihnachten zugenommen. "Jetzt muss ich wieder ackern", erzählte sie Mitte Januar in der Talkshow von Sandra Maischberger - und anschließend auch, wie sie versucht, überflüssige Pfunde wieder loszuwerden. Die einstige Eiskunstläuferin ist neues Werbegesicht für den wohl bekanntesten Diätkonzern der Welt. Als "Werbe-Ikone für Weight Watchers" stellt Moderatorin Maischberger ihren Gast zum Thema "Krieg den Kilos: Wie geht schlank" auch offen vor - trotzdem gibt und gab es hinter den Kulissen beim WDR offenbar Zoff um die Einladung Witts in die Sendung.

Einem Bericht der "Welt" zufolge hat der für die Sendung verantwortliche WDR-Redakteur den geplanten Auftritt bereits Wochen vor der Show massiv kritisiert. Dokumente, die der Zeitung vorliegen, belegten, dass der Redakteur sich an die Redakteursvertretung gewandt habe. Er habe Werbung in der Talkshow gefürchtet, mangelnde Sorgfaltspflicht der Produktionsfirma kritisiert - und gefordert, Kati Witt wieder auszuladen.

Produktionsfirma weist Vorwurf der Schleichwerbung zurück

Das geschah offensichtlich nicht, Kati Witt blieb eingeladen. Stattdessen sei der Redakteur kurz darauf "von seinen Aufgaben entbunden" worden, schreibt die "Welt". Was klingt, als sei der Redakteur gefeuert worden, hört sich in der WDR-Schilderung indes deutlich harmloser an: Der WDR-Unterhaltungschef Siegmund Grewenig, Vorgesetzter des erwähnten Redakteurs, habe sich dessen Bedenken angehört und die Argumente abgewogen. Habe entschieden, dass die Sendung journalistisch ausgewogen besetzt sei. "Solange die Zusammenhänge klar und Gegenpole vertreten sind, kann man auch Interessenvertreter einladen", argumentiert der WDR auf seiner Homepage.

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Ende der Diskussion: Grewenig habe entschieden, dass der Redakteur diese eine Sendung nicht weiter betreut - um die Situation zu entschärfen. Von Feuern oder einer Versetzung könne aber keine Rede sein, betont man beim Sender.

Vorwürfe von Schleichwerbung, die die "Welt" in der Überschrift zu ihrem Artikel andeutet, im Text aber nicht näher erläutert, weist WDR-Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff entschieden zurück: Der "suggerierte Vorwurf" sei "absurd". Frau Witts "Rolle als 'Weight Watcherin'" sei "eindeutig präzisiert und problematisiert" worden, in der Sendung seien außerdem Kritiker zu Wort gekommen. Wer sich die Maischberger-Sendung ansieht, stellt fest: Das stimmt durchaus.

Medizinjournalist Bartens findet Witts Werbe-Einsatz "unerhört"

Werner Bartens, Journalist und Mediziner, wurde ziemlich deutlich: In seinen Augen zeige sich "die ganze Absurdität der Diskussion um Gewicht und Diäten", wenn mit Kati Witt und Oliver Kahn "zwei der sportlichsten, schlanksten, attraktiven Menschen in diesem Land" Werbung für ein Diätprogramm machen. "Das finde ich eigentlich unerhört", befand Bartens.

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Die Diskussion im Nachklang der Sendung weckt dennoch Erinnerungen an den Skandal um ZDF-Moderatorin Andrea "Kiwi" Kiewel Ende 2007: Damals kam heraus, dass die "Fernsehgarten"-Moderatorin, die wiederholt öffentlich im TV vom Abnehmerfolg dank "Weight Watchers" geschwärmt hatte, währenddessen aber bereits einen nicht bekannten Vertrag mit eben dem Unternehmen hatte.

Laut WDR liegt hier denn auch der entscheidende Unterschied zur Diskussion um Katarina Witts Auftritt bei Maischberger: Von Schleichwerbung, betont Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff, könne in diesem Fall "gar keine Rede sein, weil natürlich weder Gelder geflossen ist noch die Produktionsfirma bzw. Frau Maischberger von 'geldwerten Vorteilen' profitiert haben." Kulenkampf wehrt sich: "Sandra Maischberger ohne jeden Beleg so in den Schmutz zu ziehen, grenzt an Rufmord." (shu)