Hamburg/Berlin. Christoph Gottschalk, Bruder des ehemaligen “Wetten, dass..?“-Moderators Thomas Gottschalk soll jahrelang Schleichwerbung in der ZDF-Sendung untergebracht haben. Laut einem Medienbericht zahlten die Unternehmen gut, dafür durften sie auch die Moderation bestimmen.

Schwere Vorwürfe gegen Deutschlands bekannteste TV-Show: Christoph Gottschalk soll jahrelang Schleichwerbung in der von seinem Bruder Thomas moderierten ZDF-Sendung "Wetten, dass..?" untergebracht haben. Seine Firma Dolce Media, an der bis 2009 auch der Entertainer beteiligt war, habe dafür Millionensummen kassiert, berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" unter Berufung auf damalige Verträge mit Daimler-Chrysler und Solarworld.

Die 2003 für eine Laufzeit von drei Jahren geschlossene Vereinbarung mit dem Autokonzern enthält dem Bericht zufolge Passagen, die die redaktionelle Unabhängigkeit des Senders untergraben, was laut Rundfunkstaatsvertrag verboten ist. Das ZDF wies die Vorwürfe am Sonntag zurück, kündigte aber an, den Fall zu prüfen.

Anmoderation soll einvernehmlich festgelegt worden sein

Dem "Spiegel" zufolge wurde etwa die konkrete Anmoderation für ein in der Sendung präsentiertes Sondermodell der Mercedes A-Klasse zwischen den Parteien einvernehmlich festgelegt. Auch detaillierte Anweisungen, wie lange und in welcher Form das Auto präsentiert werden soll, sind dem Magazin zufolge in den Verträgen festgehalten.

Das ZDF bestreitet eine Einflussnahme Dritter auf redaktionelle Entscheidungen. "Dem ZDF liegen keine Erkenntnisse darüber vor, dass im Zusammenhang mit der Präsentation von Gewinnspielpreisen Schleichwerbung bei 'Wetten, dass..?' stattgefunden hat", sagte ein Sendersprecher auf dapd-Anfrage. Dennoch gehe das ZDF den Vorwürfen nach.

Für Daimler war der Vertrag ein "ganz normaler Vorgang"

1,25 Millionen Euro plus Mehrwertsteuer habe der Konzern für die Kooperation gezahlt, hieß es in dem Bericht weiter. Außerdem sei Moderator Thomas Gottschalk eine Oberklassen-Limousine zur Verfügung gestellt worden. Ein Daimler-Sprecher sagte, dies sei "aus damaliger Sicht ein ganz normaler Vorgang" gewesen. Das Unternehmen habe sich auf eine Zusage von Dolce Media verlassen, wonach gewährleistet gewesen sei, dass der Rundfunkstaatsvertrag sowie die Werbe- und Sponsoringrichtlinien des ZDF eingehalten würden.

Der deutsche Photovoltaik-Anbieter Solarworld soll rund eine Million Euro gezahlt haben, um Kooperationspartner von "Wetten, dass..?" zu werden. "Ich bin mit dem Gegenwert sehr zufrieden, das war ein Super-Sendeplatz, und wir hatten einen tollen Werbeeffekt", sagte Firmenchef Frank Asbeck.

ZDF-Intendant Bellut will Vermarktung neu ausrichten

Der Münchner Medien- und Werberechtsexperte Gero Himmelsbach kritisierte die Deals: "Regieanweisungen in einem Vertrag, dazu sogar die Absprache, eine Moderation gemeinsam festzulegen, das alles zeigt: Hier geht es nicht nur um die Überlassung eines Autos als Gewinnpreis, hier geht es um verbotene Schleichwerbung", sagte er dem "Spiegel". Seit 2007 ist Audi Kooperationspartner von "Wetten, dass..?".

Nach Ansicht von ZDF-Intendant Thomas Bellut sollen solche Kooperationen in Zukunft ausgeschlossen sein: "Dass die Markenrechte an 'Wetten, dass..?' in diesem Umfang extern vermarktet wurden, lag auch daran, dass Gottschalk für den Sender damals so wichtig war." Im Sommer läuft der Vertrag mit Audi aus. Dolce Media ist dann auch nicht mehr für die Abwicklung der Gewinnspiele zuständig. "Die Vermarktung der Markenrechte und die Akquise von Gewinnspielpreisen aus einer Hand gibt es nach Gottschalk nicht mehr", betonte Bellut. "Es schadet dem Sender, wenn auch nur der Anschein entsteht, dass da nicht sauber agiert würde." (dapd)