Berlin. . Die Suche nach Germany’s Next Topmodel ist beendet, der Sendeplatz aber noch nicht frei: Am Donnerstag blickt Lena Gercke auf die 25 „unvergesslichsten Kandidatinnen“ zurück. Derweil belegt eine Studie: In keiner anderen Sendung gibt es so viele Produktplatzierungen.

Deutschlands nächstes „Topmodel“ ist gefunden, die sechste Staffel beendet – Zeit für ProSieben, zurückzublicken. Und weil „unvergesslich“ für die Macher der Casting-Show durchaus noch steigerbar ist, werden am Donnerstag gleich „die 25 unvergesslichsten Kandidatinnen“ noch einmal vorgestellt. Lena Gercke, Gewinnerin der ersten Staffel, darf mit der Sendung erstmals eine Show zur besten Sendezeit im deutschen Fernsehen moderieren.

Ob auch wieder Produkte und Marken von Werbekunden wirksam hervorgehoben werden, bleibt abzuwarten. In keiner anderen Show im deutschen Fernsehen gibt es so viele Produktplatzierungen wie bei Germany’s Next Topmodel. Das geht aus einer Studie der Landesmedienanstalten hervor, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde und sich mit dem vor gut einem Jahr legalisierten Product Placement beschäftigt. Dafür wurden Sendungen von 17 Privatsendern analysiert. Bei „Das Supertalent“ von RTL und einer Kochsendung des Frauensenders Sixx prüfen die Kontrolleure sogar, ob die Programmmacher gegen das Medienrecht verstoßen haben.

Experte erwartet in Zukunft mehr Produktplatzierungen

Die von Heidi Klum moderierte Modelshow präsentiert der Studie nach die meisten Produkte, die in der Sendung gegen Bezahlung und nicht in den Werbeblöcken auftauchen. Seit April 2010 ist es privaten Sendern erlaubt, in ihren Unterhaltungssendungen Logos und Produkte gegen Honorar in Szene zu setzen. Die Landesmedienanstalten wollten ein Jahr danach wissen, wie diese Sonderwerbeform eingesetzt wird. Sie ließen vom Göttinger Institut für Medienforschung zwei Programmwochen auswerten.

Grundsätzlich zeigt die Studie, dass „eine flächendeckende Durchdringung des deutschen Fernsehprogramms derzeit nicht gegeben“ ist. Privatsender haben damit von der neuen Möglichkeit, Produkte in Serien, Filmen und Shows zu platzieren, im ersten Jahr allein „eher zögerlich“ Gebrauch gemacht. „Ich bin mir aber sicher, dass wir noch ein Anschwellen der Produktplatzierung erleben werden, weil sich die Zuschauer den klassischen Werbefenstern immer mehr entziehen“, sagte Projektleiter Helmut Volpers am Dienstag bei der Präsentation.

Auch andere Castingshows fielen auf

Volpers Auswertung, für die seine Mitarbeiter etwa 5000 Stunden Fernsehen ausgewertet haben, zeigt allerdings auch Auffälligkeiten. Besonders hervor sticht die quotenträchtige Show „Germany“s Next Topmodel“, die vor allem junge Frauen anspricht. Zu der auffälligen Häufung der Produktplatzierungen in der Show von ProSieben heißt es in der Studie: „Warum es inhaltlich sinnvoll bzw. gar notwendig ist, (...) den angehenden Mannequins fortwährend Evian-Mineralwasser zuzuführen, ist nicht ersichtlich.“

Auch andere Castingshows, darunter „Die Model WG“ und „Fashion & Fame“ (beide ProSieben) sowie das RTL-“Supertalent“, fielen bei der Untersuchung auf. Alle Sender hätten sich jedoch meist an die gesetzten Bedingungen gehalten und Platzierungen von Produkten „weitestgehend“ mit den erforderlichen Einblendungen gekennzeichnet.

Grenzfälle bei Doku-Formaten

Neben der Auffälligkeit bei Castings weist die Studie auch auf mehrere „Grenzfälle“ hin: Eine 30-minütige Sendung auf Kabel Eins zeigte die Eröffnung eines Ikea-Möbelhauses, bei der die Firma mehrfach genannt wurde und im Bild zu sehen war. Auch sei der Beitragstext teils „euphorisch“ zugunsten Ikeas ausgefallen.

Außerdem monierten die Medienforscher die RTL-Reihe „Undercover Boss“. Dort seien die Firmen, in denen sich die Geschäftsführer für die Sendung unerkannt unter ihre „einfachen“ Mitarbeiter mischten, oft sehr deutlich präsent. „Mitunter erweckt die ganze Serie den Eindruck, vorwiegend zur Image-Förderung der jeweiligen Unternehmen entstanden zu sein“, notierten die Forscher.

In vier Fällen schlugen die Sender womöglich über die Stränge. Wie die Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten mitteilte, prüfe sie unter anderem eine Folge des RTL-“ Supertalents“. Dort sei eine Spielkonsole von Microsoft „zu stark hervorgehoben worden“. Dies sei auch bei bezahlten Platzierungen nicht erlaubt. (dapd)