Mainz. . Der Bruder von Thomas Gottschalk, Christoph Gottschalk, soll mit verbotener Schleichwerbung in der Unterhaltungsshow Millionen Euro kassiert haben. Die Kette außergewöhnlicher Firmenplatzierungen bei „Wetten, dass..?“ ist lang. Jetzt will das ZDF die Vorwürfe prüfen.
Mit Schleichwerbung soll Thomas Gottschalks Bruder über Jahre Millionen kassiert haben. Die Absprache: Christoph Gottschalk öffnet großen deutschen Firmen wie Mercedes, Solarwelt und Audi die Bühne der beliebtesten deutschen Unterhaltungssendung „Wetten, dass..?“. Die Firmen zahlen Millionen, und im Gegenzug schwärmt Bruder Thomas werbewirksam vor einem Millionenpublikum im öffentlich-rechtlichen ZDF. Behauptet der „Spiegel“ und zitiert aus geheimen Vertragsunterlagen zwischen der Gottschalk-Firma Dolce Media (DM) und den Sponsoren.
Beispiel DaimlerChrysler: Von 2003 bis 2006 soll DaimlerChrysler pro Staffel 1.250.000 Euro plus Mehrwertsteuer an DM gezahlt haben. Außerdem wurden geliefert: diverse Mercedes A-Klasse als Hauptgewinn in der Sendung und ein Mercedes-Benz „für Herrn Gottschalk zur Nutzung in Europa“ (Etwas, was sein Nachfolger Markus Lanz kategorisch ablehnt). Dafür darf Daimler in seinen Autohäusern mit Zusammenschnitten aus der Sendung werben.
Und mitreden. „DM wird sich ... bemühen, dass in den ZDF-Sendungen keine Pkw von Mitbewerbern gezeigt werden“, soll in den Verträgen gestanden haben. Werbung zur besten Sendezeit war wichtig. Illegal, weil den Öffentlich-Rechtlichen nach 20 Uhr Werbung verboten ist.
Als Geschäftszweck nennt DM die „Vermittlung von Sonderwerbeformen“, und Christoph Gottschalk soll im Lagebericht 2001 gesagt haben: „Der Zuschauer ist zunehmend genervt durch die Werbeeinblendungen, denen er sich durch Zapping zu entziehen versucht“. Firmen müssten sich etwas einfallen lassen, um Kunden zu erreichen. Einfallsreich, so scheint’s, war vor allem Christoph Gottschalk.
Solarworld zahlt für die Sendesekunden
Beispiel Solarworld: Eine Million Euro soll die Firma 2010/11 gezahlt haben. Plus Dächer für die Gewinnaktion in der Show. „Man zahlt für die Sendesekunden“, sagte Solarworld-Chef Frank Asbeck dem „Spiegel“, „dass das Solarworld-Dach in der Sendung einem Millionenpublikum gezeigt wird“.
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Die Kette außergewöhnlicher Firmenplatzierungen bei „Wetten, dass..?“ ist lang. Über Jahre standen Gummibärchen auf dem Couch-Tisch. Gottschalk pries seine Goldbärchen an und verdiente nebenbei Millionen als Werbepartner. David Beckham durfte angeblich absprachegemäß das neue Handy seines Sponsors in der Sendung aus der Tasche ziehen und Gattin Posh anrufen. Der Bierbrauer Warsteiner soll 1,2 Millionen Euro gezahlt haben, um bei einer Außenwette im Wohnzimmer der Zuschauer zu erscheinen.
Privatautos für die Gottschalks
2009 soll Christoph Gottschalk an einem Millionen-Geschäft mit BMW gearbeitet haben. Neben Privatautos für die Gottschalks soll es folgende Absprache laut „Spiegel“ gegeben haben: „Dem ZDF ist bewusst, dass Wetten rund um das Auto große Anziehungskraft haben. DM und BMW werden deshalb gemeinsam Wetten, dass..?-taugliche Wettideen rund um das Thema Automobil entwickeln.“
Der Vertrag kam nicht zustande, weil Audi nach wie vor als Sponsor auftritt. Doch solche Sätze werfen im Zusammenhang mit dem tragischen Unfall von Samuel Koch im Dezember 2010 neue Fragen auf. Wie kam der nicht gerade kleine A8 in die Sendung? Die Limousine, über die Koch stürzte.
Dem ZDF liegen keine Erkenntnisse über Schleichwerbung vor
2010 hat Kochs Agentur eine Wette mit Stelzen angeboten. Neben Teller-zertreten und Kästen-stapeln war auch eine Autowette dabei. Anfangs, so schreibt Koch in seinem Buch „Zwei Leben“, habe er sich die Fahrzeuge so vorgestellt: „Fahrrad, Motorrad, Golfcart und als größten Brocken einen Kleinwagen, wie etwa ein Smart“. Laut Koch war das dem ZDF-Team zu wenig, er selbst habe auch keine langweilige Nummer abliefern wollen. Irgendwann war der Audi da. „Ein Beweis für Product-Placement fehlt“, schreibt der Spiegel. Merkwürdigkeiten blieben.
„Dem ZDF liegen keine Erkenntnisse darüber vor, dass im Zusammenhang mit der Präsentation von Gewinnspielpreisen Schleichwerbung bei „Wetten, dass..?“ stattgefunden hat“, erklärt ZDF-Sprecher Peter Gruhne gegenüber dieser Zeitung. Man werde den Vorwürfen aber nachgehen.