Essen. Für die einen sind Horoskope nichts als Hokuspokus, für die anderen liefern sie eine wichtige Orientierungshilfe im Leben. Doch welchen Mehrwert leisten Tarotkarten und Sternzeichen wirklich? Eine Antwort suchte Sandra Maischberger bei ihrem Esoterik-Talk am Dienstagabend - unter anderem mit Hella von Sinnen und Uwe Ochsenknecht.

„Noch ein paar Baustellen, aber Weihnachten bist du damit durch“, sagte Sylvie Kollin mit bedeutungsschwangerer Miene und Uwe Ochsenknecht hing an ihren Lippen. Soeben hatte sich der Schauspieler von Kollin im Studio der TV-Talkerin Sandra Maischberger anhand von Karten seine Zukunft deuten lassen und war sichtlich ins Grübeln gekommen. Eine große Veränderung stehe Ochsenknecht in seinem Leben bevor, orakelte die Kartenlegerin weiter wild drauf los. Schließlich sei es ein Naturgesetz, dass sich alle sieben Jahre ein Menschenleben grundlegend ändere, was bei Ochsenknecht nun auch der Fall sei.

Ob sich denn tatsächlich mit so etwas Profanem wie ein paar bunt bedruckten Kärtchen die Zukunft eines Menschen vorhersagen ließe, wollte Maischberger dann von Kollin wissen. Mit Nachdruck bohrte die TV-Talkerin nach einer konkreten Antwort, doch Kollin blieb standhaft im Ungefähren - wahrscheinlich eine Stärke, wenn man statt in Immobilien in „Zukunftsprophezeiungen macht“. Dass alles einem großen Plan folge und dass es keine Zufälle gebe, vermochte Maischberger Kollin lediglich zum Hintergrund ihrer Weissagungen zu entlocken, was Skeptikern sicher immer noch reichlich vage erscheinen mag, den zigtausend Anhängern der Kartenleserei jedoch vollkommen schlüssig zu sein scheint. Besonders angesichts der horrenden Umsätze der Branche drängt sich diese Vermutung auf.

Uwe Ochsenknecht blieb eher wortkarg

Fakt ist jedoch: Horoskope, Esoterik und Spiritualität als lächerlichen Humbug abzutun, fällt nicht schwer. Sich jedoch vollkommen unkritisch auf Vorhersagen von Horoskopen oder Typologien von Menschen, die anhand von Sternzeichen und Aszendenten ermittelt werden, zu versteifen und sich einer Art Fatalismus hinzugeben, erscheint ebenso simpel wie gefährlich. Und damit scheint zur Esoterik-Kontroverse eigentlich auch schon fast alles gesagt – zumindest wenn man den Großteil des Maischbergerschen Sendungsverlaufs zugrunde legt.

Um eben jene mehr oder eher weniger wichtige Diskussion in Gang zu kriegen und mit einem gewissen Unterhaltungswert zu versehen, hatte sich Maischberger neben dem eher wortkargen Ochsenknecht obendrein die wie immer quietschfidele Hella von Sinnen auf die Gästecouch gesetzt. Gewohnt lautstark plauderte diese drauf los, dass sie sehr wohl an Sternzeichen glaube, weil diese eine „Beschleunigung der Kommunikation“ ermöglichen würden, wie von Sinnen befand und damit die Möglichkeit meinte, Menschen anhand des Sternzeichens leichter einschätzen und kategorisieren zu können. Der ehemalige TV-Pfarrer Jürgen Fliege pflichtete von Sinnen bei, denn schließlich sei ja durchaus etwas Wahres dran an der Astrologie-Kunst.

Parallelen zwischen Esoterik und Religion

Dagegen bewertete der Philosoph Michael Schmidt-Salomon, seines Zeichens Atheist und Religionsskeptiker, den „Esoterik-Schabernack“ als unwissenschaftlichen Unsinn. Er warnte vor Scharlatanerie, räumte jedoch ein, dass ein wenig Glaube an Horoskope wie bei von Sinnen durchaus auch eine nette Marotte sein könne. Schmidt-Salomon betonte aber auch die Risiken von Hörigkeit naiver Menschen, die schnell in finanzielle und gesundheitliche Gefahren kommen könnten, wenn sie sich auf Vorhersagen jedweder Art versteiften. So weit, so uninteressant.

Was beim Maischberger-Talk dann aber interessanterweise doch noch – wenn auch spät - zutage trat, war die Parallele der Esoterik zu anderen sinnstiftenden Systemen wie zum Beispiel Religion, die sich ebenfalls in nur sehr begrenztem Umfang mit dem Verstand erfassen lassen, geschweige denn einer harten wissenschaftlichen Beweisführung standhalten. Es gehe um die Suche des Menschen nach Halt, Orientierung und Lebenshilfe in dieser chaotischen Welt. Dies war schlussendlich der einhellige Tenor der Runde, die durch die Astrologin Mauretania Gregor und dem Physiker und Ex-Astronauten Ulrich Walter komplettiert wurde.

Mit dieser Einordnung des vermeintlichen Esoterik-Hokuspokus konnte die etwas träge von sich hinplätschernde Sendung zumindest noch einen kleinen Erkenntnisgewinn verbuchen. Ein Feuerwerk der Relevanz im Sinne des öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrags hat Maischberger mit ihrer Tarotkarten-Diskussion jedoch nicht gezündet.