Essen. . Überschaubare Handlung, viele Klischees, ein paar Gags: So richtig überzeugen mag der neue ZDF-Film „Überleben an der Wickelfront“ nicht. Uwe Ochsenknecht mimt einen Papa. der im Beruf pausiert und den Haushalt schmeißt.
Papa nimmt ein Babyjahr. Er lässt seine Arbeit als Kriegsreporter ruhen und kümmert sich um die neugeborenen Zwillinge, damit die junge und ehrgeizige Mutter weiter an ihrer Karriere basteln kann. Klingt modern, passt gut in diese Zeit, wo so intensiv über eine gleichberechtigte Rollenverteilung diskutiert wird.
Das ZDF hat mit „Überleben an der Wickelfront“ (Donnerstag, 3. Mai, 20.15 Uhr) einen Roman des Spiegel-Journalisten Dieter Bednarz verfilmt. Bednarz hatte darin über seine eigenen Erfahrungen als Vater in Elternzeit geschrieben. Im Film übernimmt Uwe Ochsenknecht die Rolle des Dieter, Valerie Niehaus spielt die Karrierefrau Esther.
Einer schreit immer – die Babys oder die Eltern
Wenn Männer im Film zu hauptberuflichen Papas werden, bedienen sie dabei viele Klischees. Das ist in diesem Fall kaum anders. Die Kindchen kommen aus dem Schreien kaum noch raus, und wenn sie doch einmal still sind, krakeelen die Eltern. Die Schwiegermutter nervt, und es wird tonnenweise Babybrei durch die schicke Küche gesabbert. Bei diesem Film kommt erschwerend hinzu, dass die Handlung recht überschaubar ist. Wer sich zwischendurch vom Bildschirm entfernt, beispielsweise um nachzuschauen, was die eigenen Kinder so treiben, wird bei seiner Rückkehr feststellen, dass er nicht viel verpasst hat. Höchstens den einen oder anderen Notarzt- und Feueralarm. Papa und die Zwillinge verursachen bei ihrer Alltagsbewältigung mehr Blaulicht-Einsätze als eine Großdemonstration. Mal lodern die Plätzchen im Backofen, mal nuckelt ein Baby Tinte aus dem Füllfederhalter. Und zwischendurch taucht immer wieder die Mami auf, dieses Arbeitstier, und schimpft ganz fürchterlich.
Wie Stacheldraht und Luftballon
Auch so ein Punkt: Uwe Ochsenknecht und Valerie Niehaus kommen als Paar wenig glaubwürdig rüber. Mal abgesehen davon, dass sie laut Drehbuch ohnehin vom Stress bestimmt werden, passen sie auch in den wenigen Momenten, wo sie sich doch mal in den Arm nehmen, so gut zusammen wie Stacheldraht und Luftballon. Er, der zerknautschte Bauchmensch mit Hang zum Freizeit-Look, sie, die hibbelige Geschäftsfrau mit der Figur fürs Kostümchen.
Viel mehr als eine Beobachtung des Alltags von Zwillingseltern ist dieser Spielfilm unterm Strich nicht. Er wird allerdings befremdlich, wenn er in einer Szene Kriegseinsätze im Nahen Osten mit einer Kuchenteig-Schlacht in der Kinderküche gleichsetzt.