Essen. . Eine Hand wäscht die andere: Gestern Abend besuchte erst Frank Plasberg den Kollegen bei „Gottschalk live“, dann war Thomas Gottschalk bei „Hart aber fair“. Journalist gegen den Entertainer, einer, der lieber plaudert, gegen einen, der lieber fragt – der Unterschied zwischen den Moderatoren hätte größer nicht sein können.

Wenn Thomas Gottschalk einmal anfängt zu reden, dann bremst ihn so leicht niemand mehr. Das bekam auch Talkmaster Frank Plasberg zu spüren, als er gestern im „Gottschalk live“-Studio Platz nahm. Eine Stunde später war der ehemalige „Wetten, dass..?“-Moderator im Gegenzug bei „Hart aber fair“ zu Gast.

Man schwatzte bei Gottschalk ein wenig über dies und das, Königskinder, reiche Schwiegermütter, den Oscar und die Last des Schweigens und über die Faszination von Schlachtfesten. Im Hintergrund plättete die deutsche Bügelmeisterin Amina pinkfarbene Herrenhemden, während zwei männliche Unterwäschemodels nett lächelnd vor sich hin froren. „Hier sitzen also zwei Leute, die durch Plaudern Geld verdienen“, kommentierte Gottschalk die seltsame Situation, doch Plasberg widersprach prompt: „Ich durch Fragen!“ Aber auch diesen Einwurf unterbrach Gottschalk sofort. Dem Journalisten Frank Plasberg war anzusehen, dass ihn seine Rolle in Gottschalks Sendung ebenso unterforderte wie amüsierte.

Ganz anders muss sich Thomas Gottschalk eine Stunde später als Gast in „Hart aber fair“ gefühlt haben. Denn dort ging es dem legendären „Wetten, das..?“-Moderator und den anderen Promis an ihre Substanz, nämlich an ihre Bekanntheit. „Berühmt um jeden Preis – wie viel Öffentlichkeit verträgt der Mensch?“ war das Thema. Auf der Bank: neben Gottschalk der nervöse Dschungelkönig Ross Antony, Medienanwalt und Kachelmann-Verteidiger Ralf Höcker, Moderatorin Mirjam Weichselbraun und Literaturkritiker Hellmuth Karasek. Und da Berühmtheit heute, wie schnell klar wurde, über soziale Netzwerke im Internet generiert wird, bildeten sich ganz schnell zwei Lager: die mit und die ohne Ahnung vom Internet (Gottschalk und Karasek).

„Ein Albtraum für jeden Medienanwalt“

Das Privatleben hat Grenzen. Bei Thomas Gottschalk verlaufen diese bei öffentlichen Trauerfeiern, die er trotz Blitzlichtgewitters vor der Tür als Privatmensch besuche: „Ich vermeide rote Teppiche, weil sie albern sind.“ Trotzdem gab er zu: „Wenn du die Medien einmal rein lässt, dann hast du sie drin.“ So wie Sänger/Schauspieler/Quietscheentchen Ross Antony, der für Rechtsexperten Ralf Höcker „ein Albtraum für jeden Medienanwalt“ ist. Denn Antony ließ seine Hochzeitsvorbereitungen mit Partner Paul 2006 von einem Fernsehteam begleiten, sogar bis in die Hochzeits-Suite verfolgten sie die Kameras. Auf Facebook postet er, wann er aufsteht und ins Bett geht. „Ich fühle mich umarmt und weniger allein“, so Antonys Erklärung.

Wie sehr digitale Öffentlichkeit ins Auge gehen kann, zeigten die eindrucksvollen Schilderungen der Abiturientin Sylvia Hamacher. Als 14-Jährige wurde sie von ihren Mitschülerinnen gemobbt, im Internet ebenso wie im realen Leben. „Für mich war das klar, dass ich mich umbringe“, erzählte sie. Später hat sie ihre Erlebnisse in einem Buch verarbeitet. „Tatort Schule“. Um ihr Schicksal öffentlich zu machen.

Gottschalk orakelt über Ende seiner Sendung

Plasberg drehte den Spieß übrigens in seiner Sendung um und schlug Gottschalk mit seinen eigenen Waffen. In seinem Monolog unterbrochen empörte sich der blonde Showmaster. „Das ist ja das Schöne, hier bin ich der Gastgeber“, konterte Plasberg und erntete ein gemurmeltes „man sieht sich immer zwei Mal im Leben“ von Thomas Gottschalk. Zum Schluss von „hart aber fair“ machte Gottschalk noch einmal kräftig Werbung für seine Sendung, die nicht gut läuft: „Zwei Tage gibt es uns noch im Februar und dann schauen wir mal, was im März wird“, hatte er zuvor „Gottschalk live“ beendet. Geplauder oder Prophezeiung?