Der große Thomas Gottschalk wird in der ARD zum Zuschauerschreck
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München. . Hat die ARD mit der Verpflichtung von Thomas Gottschalk einen Fehler gemacht? Die Zuschauerzahlen der jüngsten Ausgabe seines Vorabend-Talks „Gottschalk Live“ waren jedenfalls ein Desaster: Nur 1,4 Millionen wollten Gottschalk mit Mode-Ikone Karl Lagerfeld sehen.
Was für ein Absturz: Als sich Thomas Gottschalk Anfang Dezember bei „Wetten, dass..?“ mit Karl Lagerfeld unterhielt, sahen 14,7 Millionen Menschen zu. Als Lagerfeld nur zwei Monate später am Dienstag bei „Gottschalk Live“ zu Gast war, waren es nur noch 1,4 Millionen. Nicht, dass Gottschalk je das Ziel gehabt hätte, in seiner ARD-Vorabendsendung dieselben Traum-Zuschauerzahlen wie mit „Wetten, dass..?“ zu erreichen. Doch die Zahlen der jüngsten Sendung sind ein Desaster - es scheint allmählich so, als hätte die ARD mit der Verpflichtung des 61-Jährigen einen Fehler gemacht.
Gottschalk scheint noch nicht so richtig angekommen zu sein in Berlin, von wo aus seine werktägliche Sendung ausgestrahlt wird. Zu seinen „Wetten, dass..?“-Shows war er aus dem warmen Kalifornien eingeflogen, vorher lebte der Franke in Bayern. Nun erlebt er den harten Berliner Winter. „Kalt in Berlin, das ist nix. Kalt in Bayern, das ist toll“, sagte Gottschalk in der Dienstagabendsendung und stöhnte über seinen neuen Arbeitsmittelpunkt: „Das ist natürlich keine Stadt, in der man die Kälte genießen kann.“
So richtig ins Frieren gekommen sein dürfte Gottschalk, als er am Mittwoch die Einschaltquoten auf den Tisch bekam. Die 1,4 Millionen Zuschauer bedeuteten eine Quote von fünf Prozent. Gar verschwindend gering fiel die Einschaltquote mit 2,5 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen aus - nur 240. 000 Menschen aus dem jüngeren Publikum interessierten sich für die Sendung.
Im Schnitt hat die ARD acht Prozent Einschaltquote am Vorabend
Zum Vergleich: Im Vorabendprogramm holt die ARD im Schnitt um die acht Prozent Einschaltquote, Gottschalk selbst hatte einen zweistelligen Marktanteil als sein Ziel ausgegeben. Und etwas großmäulig hatte er sich vor seiner Premiere über den geringen Zuspruch des ARD-Vorabendprogramms ausgelassen. „Was auf meinem Sendeplatz läuft, dümpelt derzeit bei sechs Prozent Marktanteil rum, mit acht Prozent wäre ich offiziell aus dem Schneider.“ Nun dümpelt der Show-Altmeister selbst bei fünf Prozent - und ist weit davon entfernt, aus dem Schneider zu sein.
Dabei war Gottschalk mit großen Vorschusslorbeeren gestartet, die erste Sendung hatten noch 4,34 Millionen Menschen bei einer Quote von 14,6 Prozent eingeschaltet. Nachdem die Premiere durch planlos eingestreute Werbeblöcke missglückte, setzte aber ein Negativtrend ein.
Was macht Gottschalk falsch? In den Internetforen, die der Sendung zugeschaltet sind, diskutieren sich Fans und Kritiker des Moderators die Köpfe heiß. Eine unglückliche Gästeauswahl wird ihm da vorgeworfen, wofür der Lagerfeld-Besuch als Beleg gelten darf: Dem Modezar länger als eine Viertelstunde zuzuhören, erwies sich als extrem anstrengend. Einige raten Gottschalk auch dazu, sich Publikum ins Studio zu holen und so mehr Leben in die Runde zu bringen.
Gottschalks Vertrag läuft über 140 Sendungen
Gottschalks Redaktion, mit der er sich während der Sendung live über die Reaktionen im Internet unterhält, bringt jedenfalls auch noch kein Leben - zu wenig schlagfertig und zu respektvoll gegenüber ihrem Chef sind die jungen Männer und Frauen.
Die ARD, die eigentlich mit einer groß angelegten Programmreform am Vorabend wieder Marktanteile von den Privatsendern zurückholen wollte, befindet sich jedenfalls bereits in der Defensive. Schon am Wochenende hatte sich die ARD-Vorsitzende Monika Piel genötigt gesehen, für Gottschalk eine Lanze zu brechen. Die negative Entwicklung der Zuschauerzahlen mache sie „absolut nicht nervös“, sagte sie dem „Focus“. Allerdings lag die geringste Zuschauerzahl da noch bei 1,83 Millionen - seitdem wendeten sich weitere 400.000 Menschen ab.
Gottschalks Vertrag mit der ARD läuft noch über weitere rund 140 Sendungen des vier Mal die Woche ausgestrahlten Formats. Noch steht er also am Anfang - doch mit jeder enttäuschenden Tagesquote wächst der Druck, die durch seinen Senderwechsel weg vom ZDF entstandenen hohen Erwartungen zu erfüllen. (afp)
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