Essen. . Leben und Leid der noblen Familie Aird: Das ZDF legt mit „Vier Frauen – Olivias Schicksal“ einen Rosamunde Pilcher-Film im XXL-Format unter den Weihnachtsbaum. Mit ihrem gemächlichen Tempo wird die letzte Folge eines Mehrteilers zum Vergnügen für Fans der England-Streifen.
Der Engländer hat den Deutschen ja nicht immer lieb, wie bei jedem Fußballspiel, aber auch bei dem einen oder anderen EU-Gipfel sichtbar wird. Wir Deutschen aber – wir lieben England.
Ganz besonders zu Weihnachten. Da weist „Rudolf, the red nosed reindeer“ in unserer „City“ den Weg zum „Sale“. Der Londoner Charles Dickens erklärt uns zum hundertsten Mal das Wunder der Weihnacht im „Christmas Carol“, und selbst der Männergesangverein „Deutsche Eiche“ stellt den Festvortrag inzwischen unter das Motto „Christmas Moments“.
Leben und Leid der noblen Familie Aird
Das ZDF macht da gerne mit und legt uns am 1. Feiertag ein Geschenk von der Insel unter den Baum: ein zweiteiliges „Special“, also drei Stunden Herz und Schmerz, komponiert von Rosamunde Pilcher, der Botschafterin einer Welt, in der man das Übel noch mit einer Tasse Tee bekämpfen kann.
„Vier Frauen – Olivias Schicksal“ (Sonntag 20.15 Uhr) bringt eine Geschichte zum (natürlich glücklichen) Ende, die zum Osterfest ihren Anfang genommen hatte. Damals zeigte das ZDF die ersten beiden Kapitel eines komplexen Dramas, das den Pilcher-Roman „September“ fortschreibt. Wer das verpasst hatte oder sich nicht mehr an alle Winkelzüge erinnern konnte, war am letzten Mittwoch zur Wiederholung eingeladen. Noch einmal stolze 4,78 Millionen Zuschauer nahmen dankend an, was natürlich auch bedeuten kann, dass man von Rosamunde einfach nicht genug bekommt.
Die internationale Produktion glänzt allerdings auch in vielen Punkten. Bewährten deutschen Kräften, wie Eleonore Weisgerber, Esther Schweins oder Johannes Zirner werden Stars aus einschlägigen Anglo-Dramen wie „Gosford Park“, „Fanny Hill“ oder „Pride and Prejudice“ zur Seite gestellt, und auch die Drehorte an Originalschauplätzen in London, Schottland und dem lieblichen Oxfordshire garantieren das Gütesiegel „Typisch Englisch“.
Die Geschichte ist breit angelegt und, sagen wir mal: Pilcher im XXL-Format. Ausgebreitet bis in wirklich jede Einzelheit werden Leben und Leid der noblen Familie Aird. Wir erinnern uns: Alles begann damit, dass der Amerikaner Conrad Tucker nach Schottland reist, weil ihn das Foto der jungen Laura Aird in einem Gesellschaftsmagazin an eine große Liebe erinnert. Der Besuch des alten Herren, der überzeugt ist, dass Laura seine Tochter ist, löst eine Lawine von Intrige, Erpressung und Enttäuschung aus.
„Verpilcherte“ Familienverhältnisse
Das Testament von Großmutter Violet Aird öffnet nun die Schleusen für das große Finale. Die alte Lady hat ihre Geschäftsanteile an eine gewisse Olivia vermacht, die der Familie bis dahin völlig unbekannt war. Wie sich herausstellt, handelt es sich aber um die Tochter des Clan-Chefs Edmund aus einer Affäre während dessen erster Ehe, alles sehr verpilchert also.
Dennoch ist es ein Vergnügen, den Wirren und Ränken bis zum versöhnlichen Ende zu folgen. Der gemächliche Erzähl-Rhythmus, den ein vielstündiger Mehrteiler ermöglicht, passt gut zu den Geschichten, die Rosamunde Pilcher uns zu erzählen hat, und das große Geld, das durch die internationale Produktion zur Verfügung stand, ermöglichte eine edle Umsetzung in allen Bereichen.
Innige Beziehung
Wenn jetzt auch noch die Quote weiter stimmt, wird sie wohl auch im kommenden Jahr weiter gehen, die innige Beziehung zwischen uns Deutschen und Rosamunde Pilcher und England im Allgemeinen.
Auf die Frage: „Same procedure as last year?“ gibt es eben nur die Antwort „Same procedure as every year!“