Treaddur Bay. . Kate und William leben in einem abgeschiedenen Bauernhaus auf Anglesey an der walisischen Westspitze.

Sie könnten in Palästen oder einer Londoner Luxuswohnung residieren, doch Kate und William ziehen ein Bauernhaus auf Anglesey vor. Warum sich zwei junge Prominente in die Gesellschaft von Schafen begeben, zeigt eine Stippvisite: Die ab­geschiedene Insel vor der Küste von Wales bietet den Royals ein Privileg, das auch sie mit Geld nicht kaufen können – Privatsphäre.

Über den handgebauten Steinmauern, den leeren Landstraßen und grasenden Lämmern liegt noch Frühnebel. Obwohl die Übungsjets der Royal Air Force bei schlechter Sicht am Boden bleiben, haben sich wie jeden Tag Dutzende Schaulustige am Militärstandort Valley eingefunden. Sie sind Flugzeugfans – Planespotter, wie sie auf Anglesey heißen – und das Rollfeld verspricht die einzige Actiongarantie auf der Insel. Dass Prinz William hier seine Militärausbildung absolviert hat und zu Einsätzen regelmäßig im Rettungshubschrauber „Sea King“ in die Luft geht, ist ihnen dabei ziemlich egal.

Anonymität wie nirgendwo sonst

Großbritanniens berühmtester Bräutigam genießt hier so viel Anonymität wie nirgendwo sonst. Als Touristenbeauftragte kennt Jane Blakey jeden Winkel der Insel – und natürlich weiß sie, wo er und Kate wohnen und ob sie zu Hause sind. Sie würde es aber niemals verraten. „Er ist ein arbeitender Prinz“, sagt sie, „und das Letzte, was die beiden in ihrer knappen Freizeit wollen, ist Autogramme zu verteilen.“ Dass das Celebrity-Paar auf Anglesey Wurzeln schlagen will, überrascht Blakey und ihre Schwester Joanna Evans nicht. Die beiden haben vor Jahren selbst ihre Festland-Karrieren aufgegeben, um in der Rosamunde-Pilcher-Landschaft dieser Insel ihre Prioritäten neu zu ordnen.

„Sobald man die Hängebrücke überquert, hat man dieses schöne Gefühl im Bauch“, sagen sie – und deuten an, wie eine zentnerschwere Alltagslast von ihnen abfällt. Die zwei Jahre, die Kate und William noch auf Anglesey verbringen wollen, sind eine kleine Frist, in der sie unbeschwert von Medienrummel und Terminlast sie selbst sein können. Das Paar wird oft gesehen, wie es im Örtchen Holyhead bei Tesco seine Lebensmittel einkauft. Und im „Weißen Adler“, einem Pub an der Westspitze der Insel, dem Ende Europas, mischen sie sich ungestört un­ter die Gäste. Nur auf den zweiten Blick fallen die Leibwächter am Nachbartisch auf.

Weiß getünchtes Bauernhaus mit Privatstrand

Der Thronfolger wohnt in einem weiß getünchten Bauernhaus mit Privatstrand und Blick auf die Snowdonia-Bergkuppen. Für 1000 Euro Mo­natsmiete bietet das Quartier mehr Diskretion als jede be­wachte Wohnung in London. Dieser Standortvorteil wird von den rund 65 000 Einheimischen penibel geschützt. Sie behandeln Kate und William wie Sally und Michael von nebenan. „Sie sind einfach Menschen, die zufällig reiche, wichtige Eltern haben“, sagt Blakey, „und letztendlich ist der Prinz hier, um einen wichtigen Job zu erledigen – nämlich Menschenleben zu retten.“ Ab und zu erfährt ein in den Bergen gestrandeter Wanderer, dass den Rettungshubschrauber nicht irgendwer, sondern William geflogen hat.

Allergisch reagieren die Einheimischen auf neugierige Prinzen-Jäger. Sie nutzen lieber die Chance, ihr über Nacht berühmt gewordenes Anglesey als Urlaubsziel zu profilieren. 17 Kreuzfahrtschiffe ha­ben schon zugesagt, 2012 in Holyhead anzudocken. Unter Umständen würden es weitaus mehr. „Ein Prinzenbaby“, spekulieren die beiden Schwestern, „das wäre schon schön.“