Essen. . Am Ostersonntag zeigt das ZDF mit „Virginias Geheimnis“ und „Lauras Liebe“ drei Stunden Rosamunde Pilcher am Stück.
Rosamunde Pilcher hat ja viel geschrieben in ihrer langen Karriere, aber das ZDF hat auch alles gründlich geplündert. Erst hat man die Romane verfilmt, dann die Kurzgeschichten, zuletzt wurden sogar Produktionen gesichtet, die auf „Fragmenten“ und „Motiven“ fußten, aber so einfach entlässt man eine Erfolgsformel natürlich nicht in den Ruhestand. Eigentlich reicht ja auch eine Idee und der Name der Autorin, behauptet das ZDF und erfindet folgerichtig für seine aktuelle Pilcher-Show den Begriff „inhaltlich anknüpfend“ – in diesem Fall an das Frühwerk „September“.
Das umfasste viele hundert Seiten und bot offenbar dennoch genug Lücken, die unbedingt zu füllen waren. Gleich vier Teile umfasst also die Familiensaga, und die ersten beiden, „Virginias Geheimnis“ und „Lauras Liebe“, füllen ab 20.15 Uhr den Abend des Ostersonntags.
Drei Stunden Pilcher am Stück – da könnte auch eine kolossale Magenverstimmung drohen. Das Schicksal der schottischen Familie Aird wurde jedoch mit großer Sorgfalt inszeniert, und deshalb kommen nicht nur unersättliche Fans der Schnulzen-Queen, sondern auch neutrale Freunde des gepflegten Kitsches auf ihre Kosten.
Gesponnene Saga, authentisch gemacht
Wohlwollend sollte man auch notieren: Es wurde an nichts gespart. Drehorte an den Originalschauplätzen und eine professionell arbeitende Schauspieler-Riege mit deutschen und britischen Akteuren, die eine weit gesponnene Saga erst so richtig authentisch machen, sorgen dafür, dass keine Langeweile aufkommt.
Teil eins beginnt mit einem Foto der Familie Aird, das ein gewisser Conrad Tucker in einem Gesellschaftsmagazin entdeckt. Der Amerikaner stellt eine verblüffende Ähnlichkeit der Tochter Laura mit seiner eigenen Mutter fest und erinnert sich an eine kurze, aber heftige Affäre mit Mutter Virginia Aird, die inzwischen längst glücklich und gut versorgt verheiratet ist. Überzeugt davon, dass Laura seine Tochter ist, reist er nach Schottland und löst damit eine Lawine von Verwicklungen aus. Ein heimlich vorgenommener Vaterschaftstest bestätigt Virginias Verdacht, dass Edmund Aird nicht der Vater ist, ein intriganter Schwiegersohn nutzt diese Information für eine hässliche Erpressung, und rasch gewinnt der Zuschauer den Eindruck, dass auch die reichen Leute ihre Sorgen haben. Was ja irgendwie beruhigend ist.
Nicht unflott
inszeniert
Typisch Pilcher also, aber nicht unflott inszeniert. Alle Handlungsfäden, und es gibt eine Menge, werden solide miteinander verknüpft, kein noch so kleiner Fingerzeig, der nicht auf eine neue Verwicklung verweist. Es macht sogar Sinn, den zweiten Teil direkt anzuhängen. Der Spannungsbogen wird nicht geknickt und alle handelnden Personen sind noch in bester Erinnerung.
Man glaubt es ja kaum, aber die Geschichte ist wirklich so geschickt aufgebaut worden, dass noch Platz für Teil drei und vier bleibt. Die werden im Sommer gedreht, und auch danach wird das ZDF garantiert nicht mit leeren Händen aus dem Pilcher-Fundus zurückkehren.