Essen. . Das Happy-End ist garantiert. Rosamunde-Pilcher-Filme beglücken seit 18 Jahren ein vorwiegend weibliches Publikum. Am Sonntag strahlt das ZDF die hundertste Folge aus.

Auch in diesem wahrhaft goldenen Herbst haben wir natürlich den verregneten Juli und den gefühlskalten August weder vergessen noch verziehen. Deshalb vermutet man beim Titel „Der gestohlene Sommer“ (ZDF Sonntag, 20.15 Uhr) erstmal eine knallharte Abrechnung des Meteorologen mit einer Urlaubssaison, die den gemeinen Nordseeurlauber in tiefe Depressionen stürzte. Doch weit gefehlt.

Es handelt sich hier um die brandneue Pilcher-Verfilmung, also keine Polschmelze, kein Weltuntergang, und dunkle Wolken werden natürlich nur zugelassen, wenn sie sich mit einem Silberstreif schmücken. Für Folge 100 der erfolgreichsten ZDF-Reihe hätte man eigentlich einen donnernden Trommelwirbel erwartet, aber auch das Jubiläum wurde in britische Zurückhaltung gekleidet. Kein lärmendes „Special“, keine kühnen Experimente, dafür eine sehr überschaubare Geschichte, in der ein todkranker aber großherziger Mann namens Edward seiner reizenden Frau Kate einen Nachfolger aussuchen will und dabei auf eine Jugendliebe stößt.

Nur 27 Bücher geschrieben

Inwieweit überhaupt Pilcher noch drin ist, wo Pilcher immer noch drauf steht, lässt sich schwer ermitteln, wird aber in diesem Fall stark behauptet. Rosamunde, inzwischen gesegnete 87, hat schon vor einem Jahrzehnt das Schreiben aufgegeben. Dass jetzt dennoch Folge 100 ausgestrahlt wird, ist schon deshalb bemerkenswert, weil Pilcher nur 27 Bücher geschrieben hat, großzügig gezählt, wenn man mal die neun mitrechnet, die sie am Anfang ihrer Karriere als „Jane Fraser“ veröffentlichte. Der Rest sind Kurzgeschichten, Novellen, Entwürfe, Motive, von den Drehbuchautoren des ZDF ausgewalzt und zuweilen mit ziemlicher Anstrengung zusammengefügt unter einem Markenzeichen, das Herz und Schmerz garantiert mit einem glücklichen Ende versöhnt.

Wenn das so einfach ist, sollte man das auch mal versuchen, denkt so mancher und unterschätzt dabei die Mutter der Romanze. Schon in den „Muschelsuchern“, die einst den Durchbruch bescherten, präsentiert sich eine Autorin, die mühelos mehr als 700 Seiten mit einer Familiengeschichte füllt – ohne dass es langweilig wird.

Sie kann schreiben

Pilcher kann schreiben, sie schickt präzise Charaktere in eine sich intelligent entwickelnde Handlung. Ja, so geht es zu, nickt deshalb der Leser, der meist eine Leserin ist, das kann auch uns passieren, auch wenn an der Mietwohnung im dritten Stock nicht das handgetöpferte Schild „Rose Cottage“ hängt und anstatt der Renovierung des Landsitzes die nächste Rate für den Fiesta den Schlaf raubt.

Sind wir bei Folge 100 also dem Erfolgsgeheimnis der Rosamunde Pilcher näher gekommen? Wissen wir jetzt, wie es geht? Nur soviel: Sorgen bleiben Sorgen, das Leben ein Drama, egal ob Castrop oder Cornwall, aber es sieht irgendwie besser aus, wenn über den Klippen die Sonne lacht.