Cornwall. Rosamunde Pilcher hat mehr als 30 Millionen Bücher verkauft. Sie alle spielen in Cornwall oder Schottland. Da, wo sie aufgewachsen ist und heute lebt. Erst vor vier Jahren gab die 84-Jährige das Schreiben auf.
Pilcher-Fans wissen: Wenn der Traum vom großen Glück in Erfüllung geht, passiert dies meist in Cornwall und manchmal 700 Meilen weiter nördlich in Schottland. Aber garantiert inmitten einer zauberhaften Landschaft. Ob an felsigen Küstenstreifen mit niedlichen Fischerdörfern oder im schottischen Hochland mit seinen vielen Schafen und feudalen Herrensitzen. Dort genau liegt die Quelle für die Erfolgsromane der Rosamunde Pilcher.
Von ihren Büchern sind weltweit mehr als 30 Millionen über den Ladentisch gegangen. Daraus hat das Fernsehen inzwischen über 80 Filme gemacht – mit einem Millionenpublikum. Für die Serie, die am ersten Weihnachtstag im ZDF anläuft, hat die 84-Jährige die Plots geschrieben. Eine Ausnahme. „Ich bin zwar noch im Business, schreibe aber seit vier Jahren keine Romane mehr.” Langeweile kennt sie dennoch nicht. „Ich habe viel zu tun. Kümmere mich um den Haushalt, meinen 92-jährigen Mann und organisiere die große Familie.”
Ein Familienmensch
Sie ist ohne Zweifel ein Familienmensch. Das Thema, das im Mittelpunkt ihrer Bücher steht und schon so manchem Literaturkritiker Rätsel aufgegeben hat. Wieso kommen ihre Heimatromane ohne „Sex and Crime” aus? Idyllische Schauplätze und herzbewegende Ereignissen dominieren, spiegeln aber keineswegs eine heile Welt vor. Hinter ihren Protagonisten stecken – trotz allem – Schicksale. Und die sollen ehrlich sein. Darauf legt die Autorin Wert. Geschichten aus dem Leben, die nach vielen Irrungen und Wirrungen meist gut ausgehen.
Umso erstaunlicher, dass sie selber keine Happy Ends mag. „Oh, ich bevorzuge in diesem Fall eindeutig Hoffnung. Ich finde es schön, wenn Dinge am Ende ein bisschen besser werden”, erklärt die 84-Jährige und lacht. Das sehen viele Pilcher-Fans sicherlich anders. Sie wollen für 90 Minuten aus ihrem Alltag abtauchen. Nach Cornwall zum Beispiel, wo Ortschaften zu Drehorten wurden wie Mousehole, Fowey, Penzance und – nicht zu vergessen – die Hafenstadt St. Ives, die bei Pilcher immer als „Pothkerris” auftaucht.
Sie tauft ihre Original-Schauplätze immer um
Eine literarische Angewohnheit, denn sie tauft ihre Original-Schauplätze immer um. Nicht ohne Grund: „Die Einwohner wissen natürlich, dass sie gemeint sind, aber es müssen ja nicht Touristenmassen über diesen Ort herfallen. Beruflich geben mir neue Bezeichnungen zudem mehr schriftstellerische Freiheit. So kann ich eine Straße hinzudichten oder ein Atelier weglassen. Das hilft ungemein.”
Trotz des namentlichen Verwirrspiels finden Pilcher-Fans natürlich die Originale, die so typisch für Cornwall sind wie Plum-Pudding für britische Weihnachten. Eine Gegend, die Rosamunde Pilcher bestens kennt: „Ich bin dort aufgewachsen, lebe seit 1946 in Schottland. Beides ist mir sehr vertraut. Und generell schreibe ich lieber über solche Dinge.”
Märchenschloss Dunrobin Castle
Ob es das Märchenschloss Dunrobin Castle ist, dessen Besitzer sie manchmal zum Tee einlädt oder das Herrenhaus „Prideaux Place” oberhalb von Padstow, das schon für diverse Dreharbeiten genutzt wurde. Sir Peter Prideaux mag Filmteams in seinem Haus. Der Ur-Ur-Neffe von Jane Austen schätzt das damit verbundene Durcheinander sehr. Der Lord hat nur eine Bedingung: „Ich möchte eine Mini-Rolle spielen.” So wurde er in einem Film zum Chauffeur, der seinen eigenen Bentley geputzt hat.
Rosamunde Pilcher gefallen die Verfilmungen ihrer Texte. Ob das Schreiben ihr Leben verändert hat? „Ich denke, entscheidend für mich war, unabhängig zu werden. Denn nur, wenn man sein eigenes Geld verdient, gelingt dies”, sagt die Autorin und strahlt. „Das ist ein wunderbares Gefühl.” Zudem eines, dass sie an ihre zumeist weiblichen Fans weitergeben möchte: „Die Frauen identifizieren sich mit meinen Figuren. Und vielleicht spüren sie dahinter meinen eigenen Wunsch nach Unabhängigkeit.” Hinter der ganzen Romantik steckt also das Streben nach Unabhängigkeit? „Oh ja”, sagt sie verschmitzt. „Die ist viel wichtiger als die ganze Romantik.”