München. Nach zuletzt zwei Niederlagen hat sich Stefan Raab eindrucksvoll zurückgemeldet: Er ließ dem 38-jährigen Soldaten Oliver keine Chance und setzte sich zu Null durch. So groß wie die Raab’sche Dominanz war dann auch die Langeweile bei der ProSieben-Show.

An sich hätte man es sich bei dieser Rezension zu „Schlag den Raab“ leicht machen können: Einfach die Besprechung von der Sendung mit „Null-Punkte-Ria" guttenbergen und Ria durch Oliver ersetzen. Denn der Berufssoldat tat es der Sportstudentin gleich, die im Oktober vergangenen Jahres ebenfalls mit 66 zu Null nach Hause geschickt wurde.

Für Raab war es eine sichtliche Genugtuung nach den Schlappen in den vergangenen beiden Sendungen: Erst verlor er knapp im Stechen gegen den Polizisten Gil, danach deutlich gegen den Versicherungskaufmann Klaus Hermann. Bei dieser Ausgabe zeigte sich, dass Raab nichts so sehr hasst, wie zu verlieren (außer vielleicht einen neuen Kleidungsstil auszuprobieren). Somit ließ er Soldat Oliver nicht den Hauch einer Chance. Hätte ProSieben die Sendung nicht wie üblich durch „Nach einem Spot geht es weiter“ und „Wir sehen und nach der Werbung wieder“ ins schier Unendliche gestreckt, wäre diese Sendung vermutlich auch die Ausgabe mit dem frühesten Schluss geworden.

Dabei begann alles so vielversprechend, da ungewohnt. Diesmal waren die Kandidaten für „Schlag den Raab“-Verhältnisse ziemliche Underachiever. Keine 30-jährigen DAX-Vorstände mit vier Doktortiteln, fünf Kindern und sechs Fremdsprachen, die nebenbei noch ein SOS-Kinderdorf leiten, sondern ein Münchener Rikscha-Fahrer, eine Software-Beraterin und ein Verfahrensingenieur standen unter anderem zur Auswahl. Die Wahl fiel dann auf den Soldaten Oliver aus dem rheinland-pfälzischen Kottenheim.

Steven Gätjen – der Florian Silbereisen von ProSieben

Doch obwohl dieser für den TV-Sender der Bundeswehr arbeitet, wirkte er, als stünde er das erste Mal vor der Kamera. Zumeist trottete Oliver wortkarg neben dem gewohnt redseligen Raab und Moderator Steven Gätjen – dem Florian Silbereisen von ProSieben – her. Sätze wie „Ja, ich habe schon gebrannt, aber die Technik hat gefehlt“, waren beinahe der Höhepunkt der Emotionalität des Soldaten. Dafür musste er reichlich Spott auf Twitter ertragen: Von „Nulliver“, über „die Ria machen“ bis hin zu „Woran erkennt man, dass Oliver bei der Bundeswehr ist? Kein Einsatz im Inland“ machten zahllose Witze über den arg gebeutelten Kandidaten die Runde.

Dabei hatte Oliver in seinem Einspielfilm noch beteuert, dass er gemeinsam mit seiner Familie die Spiele der vergangenen Sendungen nachgestellt habe, um besonders gut vorbereitet zu sein. Umso erstaunlicher ist deshalb, dass der 38-Jährige nicht mal bei einem Kraftausdauer-Spiel wie „Bäume fällen“ keine Chance gegen den notorisch kurzatmigen Raab hatte. Eventuell hatte er gehofft, dass sich Krav Maga auf dem Spielezettel wiederfände, da er dies in seinem Vorstellungsvideo demonstrierte – „How I met Your Mother“-Kundige wissen, dass es sich hierbei nicht um eine Art Yoga, sondern um eine israelische Nahkampf-Sportart handelt. Doch stattdessen mussten die Kandidaten blind Keksformen erraten, Kerzen anzünden und Walnüsse stapeln.

„Umparken“ als „Free Cell“ mit Kompaktautos

Das mit Abstand interessanteste Spiel nannte sich „Umparken“: Hier mussten jeweils zehn Autos in der richtigen Reihenfolge geparkt werden. PC-Spieler werden sich an „Free Cell“ erinnert gefühlt haben, nur mit bajuwarischen Kompaktwagen im Wert von circa 500.000 Euro anstelle eines virtuellen Kartenspiels.

Ansonsten war die Sendung arm an bemerkenswerten Momenten (von der charmanten französischen Sängerin „Zaz“ mal abgesehen). Nach mehr als dreißig Sendungen zeigen sich deutliche Abnutzungserscheinungen: Kandidatenauswahl zu lang, Spiele wiederholen sich zu oft, Raabs ständige und nervige Nachfragerei, ob er die Regeln denn richtig verstanden habe. Früher wurden Raabs Rumpelstilzchen-Anfälle wenigstens noch launisch von Matthias Opdenhövel kommentiert, dessen Nachfolger Steven Gätjen wirkt dagegen leider immer so, als habe er seine Moderationserfahrung bei diversen Teleshopping-Sendern gesammelt.

Dementsprechend war es ein schwacher Jahresausklang bei„Schlag den Raab“. Und das nicht nur für „Nulliver“, sondern für das gesamte Sendungskonzept.