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Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Mit dem Stabsarzt Tobias Rieder hatte Entertainer Stefan Raab einen würdigen Gegner in seiner Spiel-Show „Schlag den Raab“ auf ProSieben. Raab gewann, nachdem Moderator Steven Gätjen sich durch mehr als fünf Stunden gezickt hatte.

Die Erwartungen an die 29. Ausgabe der ProSieben-Show „Schlag den Raab“ waren hoch. Zum ersten Mal moderierte Steven Gätjen den Abend, nachdem Kollege Matthias Opdenhövel seinen Wechsel zur Sportschau bekannt gegeben hatte. Und zu Beginn führte Gätjen – wenn auch ein wenig laut – durchaus souverän durchs Programm, verzichtete aber auf Witz und Ironie, die Opdenhövels Art ausmachen: Moderation nach Lehrbuch.

Doch selbst mit seinen schnörkellosen Ansagen schaffte es Steven Gätjen nicht, der Schlag-den-Raab-Show ihre Langatmigkeit zu nehmen. Beinahe jedes Spiel bestand aus mehreren Teilen oder mindestens zwei Durchgängen. Reichte es beim ersten Spiel „Brezel“ noch aus, bei einem einzigen Knabber-Salzbrezel die inneren Streben zu entfernen, so mussten die Kontrahenten beim „Fußballgolf“ völlig unnötiger Weise zweimal spielen.

Gute fünf Stunden dauerte die Sendung, richtig packen konnte sie nicht. Gefühlt alle 15 Minuten unterbrach Werbung den Ablauf. Ob Einzelspot, ganzer Werbeblock, Ankündigung des Gewinnspiels oder eines anderen Raab-Show-Formats – das wirkte oft mehr wie Dauerwerbesendung als wie eine Gameshow.

Lippenlesen? Ziemlich schwierig und zäh

Neben interessanten Spielen wie „Crossskating“, bei dem Raab und Rieder auf Rollschuhen im Kreis fahren und versuchen mussten, den anderen einzuholen, den typischen Landkarten-Tippspielen und dem Klassiker „Blamieren oder Kassieren“, gab es in dieser Sendung auch zwei Spiele, die scheinbar noch nicht ganz ausgereift waren. Das Erraten deutscher Sprichwörter durch Lippenlesen gestaltete sich sehr schwierig und zäh.

Bei „Spaghetti“ galt es, nach Ertönen eines Signals als erster eine in der Mitte eines kleinen Podests liegende Spaghetti zu greifen. An der scharfen Kante des Podests verletzte sich Raab und musste verarztet werden. Hier war die Werbepause wenigsten sinnvoll.

Moderator Gätjen erinnert zunehmend an einen überforderten Grundschullehrer

Im Lauf des Abends verlor mehr und mehr an Spritzigkeit. Die wenigen lustigen – und gerne auch mal bissigen – Kommentare kamen von Kommentator Frank Buschmann. Allerdings konnte auch er nicht verhindern, dass sich die Sendung unerträglich in die Länge zog. Dazu erinnerte Moderator Gätjen zunehmend an einen überforderten Grundschullehrer. Auf Nachfragen zu den Spielregeln reagierte er schnippisch und unfreundlich. Die Zickereien zwischen Moderator und den Spielern wirkten unprofessionell, hielten aber immerhin die Zuschauer vor den Fernsehern wach.

Es wurde später und später. Die Spiele wurden verkürzt - gespielt wurde nicht mehr bis einer der beiden Kandidaten fünf, sondern nur vier Punkte erreichte. Die im Grunde gut konzipierte Show verlor völlig ihre Spannung – wer will schon noch mit dem sympathischen Stabsarzt fiebern, wenn sogar Raab nach der Uhrzeit fragt? Die Show könnte wirklich etwas Straffung vertragen, sonst gewinnt möglicherweise demnächst der Spieler, der nicht vor Müdigkeit aufgegeben hat.