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Spannend, diese Ausgabe von „Schlag den Raab“: In der ersten Show nach der Sommerpause - und der längsten aller Zeiten - verlor der ProSieben-Entertainer im letzten Spiel gegen den Herausforderer Gil. Der gewann 1,5 Millionen Euro.

Gerade mal seit zwei Wochen ist Stefan Raab aus der Sommerpause zurück, und doch entsteht schon jetzt der Eindruck, der breit grinsende Moderator, Entertainer und Musiker – oder vielmehr die von ihm entwickelten Formate – seien überall. Neben TV Total zeigt ProSieben die Nachahmer-Sendung „Schlag den Star“. Gestern gab es dann aber das Original. Die 30. Ausgabe war die längste aller „Schlag den Raab“-Shows bisher, aber dank eines sympathischen Kandidaten und spannender Kämpfe und Spiele ein kurzweiliges Vergnügen.

Für einen Augenblick schien sich sogar Moderator Steven Gätjen in der Rolle des Opdenhövel-Nachfolgers endlich erfolgreich wiedergefunden zu haben. Mit einem bissigen Spruch in „Opdi-Manier“ begrüßte Gätjen Stefan Raab. „Du bist ja auch über die Sommerpause ein bisschen fülliger geworden!“ Raab konterte lahm: „Ja, du ja auch.“ Das Lächeln im Gesicht des Moderators sah verkniffen aus – und leider war es das dann auch mit den Sticheleien und witzigen Sprüchen.

Genervt bellte Gätjen die Namen der Wettkämpfer und rief Raab und den 30-jährigen Herausforderer Gil immer wieder zur Ordnung. Kommentator Frank Buschmann rettete hier und übernahm die Leitung durch die Show. Auch gut.

Gätjen als Moderator Typ „mahnender Grundschullehrer“, Raab der „Mecker-König“

Raab präsentierte sich im Videoclip wie gewohnt als der große unbesiegbare Kämpfer, der ehrgeizigste Konkurrent und erbitterte Gegner. Nichts Neues. Das erste Spiel – Luftballons bis zu einer bestimmten Größe aufpusten – entschied Raab klar für sich. Freude bei dem Entertainer. Doch schon beim zweiten Spiel, bei dem es darum ging, die Partner prominenter Leute zu erraten, zeigte Raab seine bekannte nörgelnde Seite. Voreiliges Beharren auf Regeln ohne abzuwarten, meckern, maulen, lamentieren – ganz einfach: Raab wie man ihn kennt.

Beim körperlich anspruchsvollen Spiel „Wasserfußball“ im knöcheltiefen Nass machte Raab eine sehr schlechte Figur und trieb die Nörgelei auf die Spitze. Gegen den durchtrainierten Polizeibeamten Gil hatte er keine Chance. Schon nach kurzer Zeit schleppte er sich schlapp über den Platz, und als dem Konkurrent dann auch noch ein Tor gelang, krakeelte der Entertainer, verlangte Videobeweise und ätzte in Richtung Schiedsrichter. Beim Spiel „Bötchen fahren“ glaubte Raab dann festzustellen, dass sein Boot – ganz klar – viel langsamer führe als das von Gil. Da war das strafende Lehrergehabe von Moderator Gätjen beinahe wieder angemessen.

Sympathischer Kandidat Gil versuchte sich als Reifenflüsterer

Angenehm war hingegen der Kandidat Gil. Der 30-jährige Polizist sagte zwar äußerst wenig und ließ sich nicht auf die Seitenhiebe und Kindereien von Raab ein, doch spielte er die Show souverän und sportlich – der Sympath der Sendung.

Bis zum zehnten Spiel führte Raab, doch dann griff Gil an und ging in Führung. Ein spannender Verlauf und eine Sendung mit interessanten Spielen, wie Zeitfahren im Rennwagen, Geschicklichkeitsspielen und Wissenstests. Gil hatte die Zuschauer auf seiner Seite. Die zunehmende Nervosität machte ihn zum Favoriten. Beim „Autoreifen anschieben“ wurde er zum Reifenflüsterer und beschwor die schwarzen Gummireifen, redete ihnen gut zu, tätschelte sie, um sie in Richtung des kleinen Spalts in der Wand am anderen Ende des Studios zu leiten.

Kandidat und Kommentator als Retter der Sendung

Der Herausforderer in Führung? Das schmeckte Stefan Raab ganz und gar nicht. Er war so ehrgeizig und genervt davon, hinter dem Kandidaten zu liegen, dass er aus allem einen Wettbewerb machte.Wer da der Gegner war, war dann egal. Gegen die Uhr trat er an, als er in Windeseile während der laufenden Sendung zur Toilette rannte. Dieser Erfolg schien ihn anzuspornen.

Im 15. und dem nach Regeln letzten Spiel, schaffte Raab den Ausgleich. Auf dem Programm stand Billard und Raab gewann die Runde. Im Stechen konnte dann aber Polizist Gil beim „Flummi fangen“ mehr Geschick beweisen und die Sendung gegen zwei Uhr nachts mit einem Happy-End krönen. Gut, dass die Show dann einen Abschluss fand, denn Steven Gätjen wurde zunehmend knatschig und nickelig, drängte die Spieler und verbreitete, trotz der wirklich späten Stunde, unnötige Hektik.

Beim Anblick des freudestrahlenden Gewinners von 1,5 Millionen Euro vergaß man als Zuschauer auch fast die unzähligen Werbeunterbrechungen, die Gewinnspiele, die Ankündigungen für andere Raab-Formate und die Kaufempfehlungen für die CDs der Musikgäste der Show. Rund herum endlich mal wieder eine angenehme „Schlag den Raab“-Ausgabe, zwar natürlich mit den bekannten Eigenheiten von Raab und Gätjen, aber einem Kandidaten und einem Kommentatoren, die eine angemessene Sendung zum 30. Jubiläum gestalteten.