Essen. . Eklat bei „The Voice of Germany“: Ein Lehrer aus Düsseldorf hat die Jury dreist belogen – ohne dass die es bemerkte. Stefan Zielasko behauptete nach seinem Auftritt, er habe keine Bühnenerfahrung. Dabei war er 2004 im Finale von „Popstars“. Zuschauer fordern nun eine nachträgliche Disqualifizierung.
Die „Blind Auditions“ vom neuen TV-Quotenhit „The Voice of Germany“ endeten mit einem tollen Auftritt – aber auch einer richtig dreisten Lüge eines eigentlich sympathischen Kandidaten.
Stefan Zielasko (31), Lehrer an der Anne-Frank-Gesamtschule Rheinkamp in Moers, sicherte sich mit einer großartigen Version von „Nur in meinem Kopf“ (Andreas Bourani) das letzte Ticket für die nächste Runde im Kampf um den Titel „The Voice of Germany“.
Der Dortmunder – derzeitiger Wohnort Düsseldorf – überzeugte die Jury in einer Weise, wie es in den vorherigen Sendungen kaum ein anderer Kandidat geschafft hatte. Nena tanzte voller Euphorie und rief „Wow! Wow!“. Rea Garvey animierte das Publikum zu stehenden Ovationen. Auch Xavier Naidoo und „The Boss Hoss“ drückten auf ihre Buzzer und drehten sich Richtung Bühne, nachdem sie zuvor nur der Stimme lauschten.
Alle Jurymitglieder wollten den ehemaligen Studenten der Ruhr-Universität Bochum in ihrem Team. „Du hast die freie Wahl, du hast den Hauptgewinn“, bilanzierte Alec Völkel von „The Boss Hoss“ die Luxus-Situation. Sein Mentor ist künftig Xavier Naidoo.
Zuvor war Stefan Zielasko offenbar so glücklich und nervös, dass er es mit der Wahrheit nicht mehr so genau nahm. Xavier Naidoo, ob der tollen Leistung hin und weg, fragte nach vorherigen Bühnenerfahrungen des jungen Gesamtschullehrers. Zielakso antwortete: „Ich habe überhaupt keine Bühnenerfahrung.“ Zudem musiziere er „eigentlich nur in seinem Zimmer und in Karaoke-Bars.“ Und uneigentlich steckt hinter dieser Antwort eine eiskalte Lüge.
Wut bei Twitter
Bereits wenige Sekunden später erinnerten sich Zuschauer bei Twitter, Facebook, in Fanforen und in Blogs an die „Popstars“-Laufbahn von Zielasko im Jahr 2004. Zielasko schaffte es bis ins Finale, scheiterte nur knapp daran, Band-Mitglied von „Nu Pagadi“ zu werden. Diese Band kennt zwar heute niemand mehr, damals schauten aber Millionen junger Menschen zu. Bühnenerfahrung hatte Zielasko definitiv. Die Lüge wird im Netz kontrovers diskutiert.
Als „unverschämt“ kritisierten einige Twitterer den gut singenden Kandidaten deshalb. Andere forderten gar, dass die Jury ihn disqualifizieren müsse. Der TV-Sender Sat.1 hingegen twitterte: „So einen Lehrer hätten wir auch gern gehabt.“
Merkwürdig: Bei anderen Kandidatinnen und Kandidaten beleuchteten die Macher von „The Voice of Germany“ ehemalige „Karriere“-Schritte von ganz alleine - etwa bei der ebenfalls für die nächste Runde qualifizierten Kandidatin Rola Madirose Hinterbichler (21). Sie war Mitglied der aufgelösten, weil nie bekannt gewordenen Girlie-Band „Sistanova“. Warum die Produzenten bei Stefan Zieloska den Hintergrund nicht thematisierten, ist komisch. „Popstars“ läuft immerhin beim „The Voice of Germany“-Sender ProSieben.
Studentin aus Gladbeck eine Runde weiter
Ein bisschen Jury-Zoff gab es bei der Bewertung von Kandidatin Natascha Bell. Xavier Naidoo fand „zu viele falsche Töne“, auch Rea Garvey kritisierte die Kandidatin: „Für mich nicht unbedingt gut gesungen.“ „The Boss Hoss“ hingegen buzzerten für Bell. Und notierten für die Kameras, dass Rea Garvey „ziemlich taub“ sei und auch die anderen Jury-Kollegen „Ton-Autisten“ seien.
Einen guten Auftritt legte Annika Yasemin Röken (26) aus Gladbeck hin. Mit „Rehab“ von Amy Winehouse schaffe es die 1,57-Meter kleine Musical-Studentin in das Team von „The Boss Hoss“. Nena fand die Performance hingegen nicht „persönlich“ genug.
Nächste Runde: Stimme gegen Stimme
Wirklich Mitleid hatten die Zuschauer mit Stefan Mayer (42), der aus der Selbstständigkeit in die Insolvenz rutschte. Seine Performance von „Angels“ (Robbie Williams) vermasselte er aber. Seine drei Kinder weinten hinter der Bühne. „Ich werde jetzt Hausmeister, das kann ich vielleicht“, schluchzte Mayer schließlich in den Armen seiner Kinder. „The Voice of Germany“ zeigte das Schicksal wohltuend beiläufig, ohne Schwarz-Weiß-Dramaturgien, ohne den weinerlichen Soundtrack von „Pearl Harbor“ und ohne die ewig langen Zeitlupen geflossener Tränen.
Das Format „The Voice of Germany” ist trotz oder gerade wegen fehlender Trash-Kandidaten unterhaltsam. Wenn Marijana Vuckovic (20) aus der Schweiz bei ihrem Auftritt erst in allerletzter Sekunde einer Runde weiter gebuzzert wird, ist das Format zudem äußerst spannend. Als Zuschauer fieberte man mit, und hatte gehofft, dass ihre Interpretation von „California King Bed“ (Rihanna) belohnt würde.
Am kommenden Donnerstag, 15. Dezember, geht es um 20.15 Uhr auf ProSieben weiter – mit den sogenannten „Battles“. Jeweils zwei Kandidaten aus den in den „Blind Auditions“ zusammengestellten Teams der Jurymitglieder treten zum musikalischem Wettkampf im Bühnen-Boxring an. Die Jury sitzt nicht mehr mit dem Rücken zu den Kandidaten. Soul-Sänger Xavier Naidoo verrät, worauf es in der kommenden Runde ankommt: „Es geht darum den anderen auszustechen – mit gesanglicher Kunst. Stimme gegen Stimme.“
The Voice of Germany