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In fünf Stunden wurde ein Lehrer bei „Schlag den Raab“ zum Millionär. Keine lange Zeit für ihn – für die Zuschauer schon. Pro Siebens Samstagabend-Show ist einfach zu lang.
Eines muss man Stefan Raab lassen: Er kann tote TV-Formate wiederbeleben. Da wäre der „Bundesvision Song Contest“ als Hitparade der Generation iPod. Dann die Vorausscheidung des Grand Prix, die er den Klauen von Ralph Siegel entrissen hat. Schließlich „Schlag den Raab“, diese Reanimation der großen deutschen Samstagabend-Show.
Raabs Wettkampf der Egos hat durchaus megalomane Züge. Fünf Stunden dauerte die gestrige Sendung. Dagegen wirken selbst die Überziehungszeiten von „Wetten, dass ... ?“ bescheiden. Der Erfolg von „Schlag den Raab“ (das Format wurde in 16 Länder verkauft) ist nicht einfach zu erklären. In mancher Hinsicht ist das Konzept ziemlich altmodisch. Mit seinen Wissen- und Geschicklichkeitsübungen erinnert die Show an eine Mischung aus „Einer wird gewinnen“, „Dalli, Dalli“ oder „Der große Preis“ – Vorbilder aus einer Zeit, als das Raabsche Stammpublikum zum Teil noch gar nicht geboren war. Da sind die musikalischen Gäste nur konsequent: Phil Collins und Kylie Minogue.
Raab verkrampft
Wie viele Menschen „Schlag den Raab“ in voller Dauer schauen, wüsste man schon gerne. Eine Ansammlung von Atemstoppern ist diese Show nicht gerade. Auf jede kurzweilige Aufgabe folgt eine tranige. Zwischendurch stellt sich die Frage, warum man 20 Minuten lang zusehen sollte, wie zwei Männer „Memory“ spielen, einen Ball hochhalten oder einen Kuchen backen. Da hilft auch der unfreiwillig komische Off-Kommentar („Memory. Jetzt kommt alles darauf an, sich die Karten zu merken.“, „Anderthalb Kilo, das ist ’ne Menge Butter!“) nichts.
Andererseits – komischer wird es nicht. Im Gegenteil. Manchmal wirkt „Schlag den Raab“ wie ein Beweis der These, dass sich übergroßer Ehrgeiz und Humor gegenseitig ausschließen. Stefan Raab mag ansonsten der Clown der Nation sein; für die Dauer dieser Show wirkt er wie ein kleiner Junge, der Angst hat, dass ihm auf dem Spielplatz die Schippe geklaut wird.
Show mit Strebertypen
Auf der Gegenseite sieht es nicht anders aus. Kandidat Thorsten, ein 28jähriger Sportlehrer, steht dem Gastgeber in Sachen Verbissenheit nichts nach. Wahrscheinlich liegt es auch in der Natur der Sache. Eine Millionen Euro machen es nicht gerade leicht, locker zu bleiben. Und doch bleibt das Gefühl, „Schlag den Raab“ ziehe einen gewissen Strebertyp an. Für die Zuschauer ergibt das ein Identifikationsproblem. Menschen halten zu Underdogs, nicht zu Real Madrid.
Und so kommt erst ganz am Ende der Show so etwas wie Rührung auf. Der Lehrer hat es geschafft, er hat den Raab geschlagen. Ein Eisblock, wer ihm das nicht gönnte. Aber für die Kandidaten von „Der große Preis“ hat man sich auch gefreut. Und die sind mit deutlich weniger Geld nach Hause gegangen. Und die Zuschauer viel früher ins Bett.