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Es war ein TV-Abend, an den man sich lange erinnern wird. Weil sich einer der Hauptdarsteller an manche Dinge nicht mehr erinnern kann. Aber auch, weil das Privat-Fernsehen gezeigt hat, dass es so etwas wie Anstand kennt. Denn als Stefan Raab am Samstag bei seiner Show „Schlag den Raab“ schwer mit dem Rad stürzte blieb die Kamera auf Distanz. Kurzzeitig.

Es geht ihm den Umständen entsprechend, heißt es. Wie es einem eben geht, der über den Lenker seines Mountain-Bikes abgestiegen und mit dem Gesicht zuerst wieder festen Boden berührt hat. „Schädel-Hirn Trauma 1.Grades“ haben ihm Ärzte attestiert. Gehirnerschütterung. Normalerweise werden Menschen mit dieser Diagnose 48 Stunden zur Beobachtung in ein Krankenhaus eingewiesen. Stefan Raab saß nach knapp 15 Minuten wieder auf dem Rad. „The Show must go on“? Schon wegen der Werbekunden? Das auch, aber nicht nur. Raab ist einfach jemand, der nie aufgibt. Sein Ehrgeiz treibt ihn voran. Immer weiter. Irgendwann möglicherweise zu weit.

Raab wirkt
angespannt

Schon in den sechs Runden zuvor wirkt Raab sichtlich angespannt an diesem Abend. Vielleicht, weil es nach drei Siegen in Folge dieses Mal um zwei Millionen Euro geht. Vielleicht, weil die vergangenen Monate hart waren mit der Suche nach dem Star für Oslo und all den Promo-Terminen. Vielleicht auch, weil er ahnt, dass der Gegner, der wieder einmal Hans Martin heißt, ein dicker Brocken ist. „Sportlich gesehen hat der Stefan keine Chance“, hatte der Unfall-Chirurg gleich zu Beginn erklärt. Und immer wieder Recht behalten.

In der siebten Runde dann müssen die Kandidaten einen schwierigen Cross-Parcours mit dem Mountainbike absolvieren. Beim zweiten Lauf passiert es. Raab gibt alles, verliert an einem Hügel die Kontrolle, wird in hohem Tempo nach vorne über den Lenker katapultiert und landet ungeschützt mitten auf dem Gesicht.

„Oh oh“, ahnt Moderator Frank Buschmann bereits nach Sekunden, „der Raab hat sich weh getan.“ Zunächst bleibt es bei der Ahnung. Denn obwohl mehrere Kameras direkt am Unfallort stehen, verzichtet die Regie auf voyeuristische Bilder des Gestürzten und schaltet um auf eine Totale.

Sanitäter und Ärzte kommen angerannt, im Hintergrund tönt ein Martinshorn. Minutenlang bleibt Raab am Boden. Als er wieder aufsteht, wirkt er benommen, das Gesicht ist verkratzt, der Gang unsicher. Aber der Metzgersohn will weitermachen. „Rennschwein Rudi Raab“ nennt ihn Spielleiter Matthias Opdenhövel. „Unverantwortlich“, nennen es viele Zuschauer in diversen Internet-Foren.

Den Wettbewerb auf dem Mountain-Bike verliert er, doch schon beim nächsten Spiel , dem Gabelstapler-Fahren, siegt Raab wieder. In einer Werbepause wird der Gestürzte noch einmal untersucht, dann geben die Ärzte grünes Licht. Nur zum Hochsprung lassen sie Raab nicht antreten. Die Punkte für dieses Spiel gehen automatisch an den Herausforderer.

Ob Hans Martin nur deshalb nach 14 von 15 Runden gewinnt und zwei Millionen Euro in vier Alu-Koffern mit nach Hause nehmen darf, ist unklar. Es scheint Raab in diesem Augenblick auch nicht zu interessieren. Er wirkt froh, dass die Show endlich vorbei ist.

Fehlende Erinnerung

Ins Krankenhaus fährt er anschließend nicht. Dafür wacht er am Sonntag mit brummendem Schädel und fehlender Erinnerung an die Minuten des Sturzes auf. Doch die Nachricht über die Quote, dürfte Schmerz und Verärgerung gelindert haben. 3,97 Mio. Menschen sahen insgesamt zu – so viel wie noch nie seit Beginn der Show im Jahr 2006.