Bochum. An der A40 in Bochum wird zum Kulturhauptstadtjahr die erste Autobahnkirche im Ruhrgebiet eröffnet. Die Epiphanias-Kirche soll als Raum der Stille ab Mai 2010 vor allem viele Berufspendler anziehen. Bis dahin muss das Gebäude aber noch ein wenig umgebaut werden.
Dass Pfarrer schwanger gehen, soll zwar selten vorkommen, jedoch nicht ganz unmöglich sein. Siehe Andreas Volke aus Essen, der jahrelang die A40 befuhr und sich an der Abfahrt Bochum-Hamme stets wunderte: „Was ist das für ein Förderturm mit einem Kreuz obenauf?”
Kein Malakow, bekam er irgendwann heraus, sondern ein Tiefenbach - seines Zeichens Kirchbauer um 1930. Ab da formierten sich beim Chef des Evangelischen 2010-Kulturbüros die Begriffe „Autobahn” und „Kirche” zu einer Bindestrich-Idee. Nach zehn Jahren Schwangerschaft soll sie nun im Mai kommenden Jahres Gestalt annehmen. Als „Autobahnkirche Ruhr”, bundesweit der einzigen in einer Großstadt.
„Kirche gehört einfach an den Lebensweg der Menschen” ist der Kulturpfarrer überzeugt. Auch und besonders, wenn dieser sich als Verkehrsweg zeigt, den in Stoßzeiten schon mal 110 000 Fahrzeuge am Tag passieren. Meist auf dem Weg zur Arbeit, als Güter-Spediteure, selten als Fernreise-Vehikel. Alle kommen sie vorbei an der Bauhaus-geprägten Epiphanias-Kirche der selbstständigen evangelisch-lutherischen Gemeinde im Bochumer Norden, die auch schon bessere Zeiten sah. Von knapp 3000 Gemeindegliedern schrumpfte sie auf aktuell 580, ist aber trotz des akuten Kirchensterbens noch erstaunlich intakt.
Für den VfL ein Kerzlein anzünden
Hier kam ebenfalls „oft nach dem dritten Glas Bier”, wie Gemeindepfarrer Karl-Heinz Gehrt stocknüchtern referiert, die Idee von der „Raststätte für die Seele”. Bestärkt vom Kulturpfarrer Volke, beschloss die Gemeinde am vergangenen Sonntag ohne Gegenstimme: „Wir machen's.” Gut 50 000 Euro will man in die Hand nehmen, um Behindertenzugang und Toiletten sicher zu stellen und eine schnöde Glasbaustein-Wand durch buntes Kirchenfenster zu ersetzen. Die Stadt kümmert sich um die Parkplatz-Markierung, Straßen.NRW hängt Hinweisschilder auf. Im Mai 2010 soll Eröffnung sein, ab dann täglich zwölf Stunden, ehrenamtlich begleitet.
Macht eine Autobahnkirche Sinn, wo meist Pendler unterwegs sind? „Wir zielen auch auf Menschen, die täglich vorbeifahren und dann beim 151. Mal neugierig hereinschauen”, sagt Gehrt. Man soll kommen können, um einem „Künstler in Residence” zuzusehen, der im Turm-Atelier werkelt. Oder um vor einem Kick des benachbarten VfL ein Kerzlein anzuzünden. Das Gemeindeleben wird von der Autobahnkirche nicht verdrängt. „Der Gottesdienst wird weiter sonntags stattfinden und der Posaunenchor mittwochs proben”, schmunzelt Gehrt: „Wer dann kommt, der kommt eben dann.”