Essen/Dortmund/Oberhausen. Der Bund der Steuerzahler NRW hat jährlichen Etats von Theatern in 22 Großstädten im Land unter die Lupe genommen und mit den Besucherzahlen in Relation gesetzt. Das schlechteste Verhältnis hat sich in Düsseldorf ergeben: Eine Theaterkarte wird mit 162 Euro subventioniert. Dortmund liegt auf Platz 2.
Der Bund der Steuerzahler NRW (BdSt) hat die kommunalen Zuschüsse für Theater in 22 Großstädten Nordrhein-Westfalens verglichen und in Relation zur Besucherzahl gesetzt. Demnach wird eine Theater- oder Opernkarte in Düsseldorf mit 162 Euro bezuschusst, in Dortmund - Platz zwei - wird eine Theaterkarte mit 154 Euro subventioniert. Auf den Plätzen fünf und sechs: Das Theater Oberhausen und das Schlosstheater Moers mit 131 und 125 Euro pro Karte, dann folgen Gelsenkirchen und Essen mit 120 und 114 Euro. Das Schauspielhaus Bochum liegt mit 93 Euro je Karte auf Platz zwölf.
"Knapp 390 Millionen Euro haben die 22 Großstädte in der Spielzeit 2011/2012 für ihre Schauspiel- und Opernhäuser ausgegeben", sagt Bärbel Hildebrand, Sprecherin des Steuerzahlerbundes in NRW, "das sind 5,8 Millionen Euro mehr als noch in der Spielzeit 2009/2010." In Zeiten angespannter Haushaltslagen müsse auch darüber diskutiert werden dürfen, die Zuschüsse für Schauspiel und Oper zu senken, meint Hildebrandt.
"Der Steuerzahlerbund beklagt sich darüber, dass die Zuschüsse in dieser Zeit um 1,5 Prozent gestiegen ist", sagt Jürgen Hennemann, Verwaltungsdirektor des Theaters Oberhausen: Rund 80 Prozent der Kosten der meisten Theater seien allerdings Personalkosten, und die Tariferhöhungen hätten im betrachteten Zeitraum eher doppelt so hoch gelegen als die Steigerung der Zuschüsse. Hennemann: "Real haben die Theater in dieser Zeit eingespart."
Dortmunder Kulturdezernent: Bund der Steuerzahler hat "nicht sauber gerechnet"
"Wir kommen auf andere Zahlen für Dortmund als der Steuerzahler-Bund NRW", sagt Jörg Stüdemann, Kulturdezernet der Stadt Dortmund: "Es sind unterm Strich rund 130 Euro pro Besucher und nicht 154. Dieser Zuschuss ist der Preis, den man zahlen muss für ein großes Repertoire-Theater mit fünf Sparten." In Hamburg, München, Dresden und Berlin erreichten die Zuschüsse ganz andere Dimensionen, sagt Stüdemann: "Dort reden wir über das Doppelte."
Der Kulturdezernent wirft dem Bund der Steuerzahler vor, "nicht sauber gerechnet" zu haben. Es würden Standorte und Schauspielhäuser in einem Ranking genannt, die gar nicht vergleichbar seien: "Dortmund kann man nur mit Musiktheatern mit Vollsortiment vergleichen, zum Beispiel mit Düsseldorf und Essen. Die Schauspielhäuser in NRW wirtschaften unterschiedlich, und sie sind unterschiedlich organisiert."
Tatsächlich sind die Unterschiede zwischen den Theater-Strandorten riesig. Düsseldorf hat den Status eines „Staatstheaters“, getragen von Stadt und Land. Castrop-Rauxel, Dinslaken und Neuss bieten Landes-Tourneetheater. Sie sind häufiger unterwegs als in der eigenen Stadt. Das Mülheimer Theater an der Ruhr reist für das Außenministerium durch die Welt, als deutscher Kulturbotschafter. Duisburg hat gar keinen eigenen Theater-Betrieb, die Oper teilt es sich mit Düsseldorf.
Die Städte profitierten von ihren Schauspielhäusern, sie seien Attraktoren. Stüdemann: "Die Hälfte des Publikums in Dortmund kommt aus dem Umland. Viele von diesen Menschen gehen nicht nur ins Theater, sondern gehen hier auch essen oder sie kaufen ein."
Theater-Ehen sollen Kosten senken
Eine Möglichkeit, Kosten bei den Stadttheatern zu senken, seien "Theater-Ehen", wie Krefeld und Mönchengladbach sie eingegangen seien, sagt BdSt-Sprecherin Hildebrand. "Eine weitere Möglichkeit wäre es, das Programm nicht mehrmals pro Woche zu wechseln, wie in vielen Häusern üblich", meint Hildebrand: Der permanente Bühnen-Umbau treibe die Kosten unnötig in die Höhe.
"Da wir ein Stadttheater sind, sind wir tarifgebunden", sagt Jürgen Hennemann vom Theater Oberhausen, man könne nicht nur dann Arbeiter engagieren, wenn ein Umbau anstehe. Ein Theater brauche eine Mindestzahl von Bühnenarbeitern, um Bühnen überhaupt umbauen und bespielen zu können - würde seltener umgebaut, hätten die Bühnenarbeiter weniger Arbeit fürs gleiche Geld. Das sei aber auch nicht das einzige Problem mit dem Vorschlag des Steuerzahlerbundes: "Man kann nicht eine Schulvorstellung eine Woche lang durchspielen"; das Theater habe die Aufgabe, ein vielfältigeres Programm anzubieten.
Eine Anhebung der Kartenpreise sei eine weitere Möglichkeit, den Zuschuss pro Karte zu senken, schlägt der Bund der Steuerzahler vor. In Oberhausen ist das vermutlich keine Alternative: "Wir haben über 20.000 Kinder im Haus pro Jahr", sagt Verwaltungsdirektor Hennemann, "da erlösen wir zwischen vier Euro und 4,50."
In der Regel liegen die Eintrittspreise zwischen 10 und 80 Euro. „Es gehen zwar nicht alle ins Theater“, sagt der Direktor des Deutschen Bühnenvereins, Rolf Bolwin, dazu, „aber es sollen alle Bevölkerungsschichten kommen, doch nicht nur die Reichen!“
Der Steuerzahler-Bund schlägt als weitere Sparmaßnahme Zusammenschlüsse von Theatern vor. Dann, hält Rolf Bolwin dagegen, gebe es weniger Vorstellungen und weniger Zuschauer. Aber: „Die meisten Aufführungen sind doch gut ausgelastet, also gibt es auch einen Bedarf.“