Oberhausen. Starregisseur Andriy Zholdak inszeniert Kafkas berühmte Erzählung. Premiere ist am Freitagabend im Großen Haus des Theaters. Dramaturg Tilman Raabke verspricht den Zuschauern ein großartiges Bühnenbild . Das Surreale der Geschichte werde sichtbar. Die Familie als Horror-Kabinett.

Mit der Uraufführung von Henry Millers Roman „Sexus“ gab er 2009 sein Oberhausen-Debüt, 2011 setzte er eindrucksvoll Dostojewskis Roman „Der Idiot“ in Szene. Jetzt ist Andriy Zholdak, Starregisseur aus der Ukraine, zum dritten Mal hier und inszeniert Kafkas Erzählung „Die Verwandlung“. Premiere ist am Freitag, 24. Oktober, um 19.30 Uhr im Großen Haus des Theaters.

„Dafür braucht man jemanden, der seltsame Bilder erfindet und auf die Bühne bringt, sonst würde die Erzählung das Surreale verlieren“, sagt Dramaturg Tilman Raabke. „Zholdak hat eine bildkräftige Sicht auf die Welt“, ergänzt Intendant Peter Carp.

Die Verwandlung: Als Gregor Samsa (Moritz Peschke), seines Zeichens Handelsvertreter und Familien-Ernährer, eines morgens erwacht, ist er in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer mutiert. Das Wahnsinnige: Kafka erklärt nicht, warum es geschah, sondern er beschreibt einfach nur die Realität: „Er lag auf seinem panzerartig harten Rücken und sah, wenn er den Kopf ein wenig hob, seinen gewölbten, braunen, von bogenförmigen Versteifungen geteilten Bauch...“

Premiere bereits ausverkauft

Doch keine Angst: „Moritz Peschke wird nicht über die Bühne kriechen, sonst wäre es ja Kinder-Theater“, gibt Carp Entwarnung. Der Käfer bleibt Metapher. Jedoch: Es gibt einen konkreten, realistischen Raum, der aber „hat seine geheimen Seiten“, sagt Raabke. „Mehr dürfen wir noch nicht verraten.“ Dennoch verspricht der Dramaturg den Zuschauern „ein großartiges Bühnenbild“, das Regisseur Zholdak übrigens ebenfalls verantwortet sowie „Gestalten mit sehr seltsamem Aussehen“. Außerdem würden keine Fremdtexte verwendet und es handele sich um einen „eher kürzeren Spielabend“ – was, wer „Sexus“ oder „Der Idiot“ gesehen hat, kaum glauben mag. Aber: Wahrscheinlich gebe es nicht einmal eine Pause.

Die Verwandlung ist eine Familiengeschichte. Wie reagieren Mutter (Anna Polke), Schwester (Anja Schweitzer), Vater (Michael Witte) oder Dienstmädchen (Nola Friedrich) auf den Monster-Sohn und vor allem, wie sieht der als Monster sie? „Als Horror-Kabinett“, verrät Raabke. Lange hat er sich mit dem Regisseur zusammen darüber Gedanken gemacht, was es heißt, ein Aussteiger oder ein Außenseiter zu sein. Am Ende ist das Monster tot und alle Sorgen und Bedrückungen fallen von der Familie ab. „Wir atmen durch“, sagt Raabke.

Die Premiere ist übrigens ausverkauft, für die Vorstellung am Samstag gibt’s noch Karten.