Oberhausen. Fünf alte Freunde beschließen, noch einmal so richtig loszulegen und eine Rockband zu gründen. Darum geht es im Stück „So viel Zeit“, das am Theater Oberhausen gezeigt wird. Zeus-Reporter Luca war bei der Premiere mit dabei und schildert seine Eindrücke.

Der Gitarrist legte ein tolles Solo vor, ehe der Rest der Band mit einstimmte: So beginnt das Stück „So viel Zeit“, das nun im Theater Oberhausen gezeigt wird. 2007 veröffentlichte der Autor Frank Goosen seinen gleichnamigen Roman. Nun, sieben Jahre später, wird die Geschichte über vier beziehungsweise fünf ewige Freunde aus Bochum auf der Bühne erzählt. Bei der Premiere durfte ich live mit dabei sein.

Während der ersten Musikdarbietung, der Rockband „Mountain Of Thunder“, wusste ich gleich, warum ich vor Beginn der Vorstellung einen Hörschutz bekam. Die Band spielte so laut, dass die Stühle vibrierten. Wie man schon merkt, geht es in dem Stück um vier Freunde und die Musik, genauer gesagt um die Rockmusik der späten 1970er und 1980er Jahre.

Gemeinsam Doppelkopf spielen

Konni, Bulle, Rainer und Thomas, alle Ende vierzig, kennen sich schon seit ihrer Schulzeit. Sie treffen sich einmal die Woche, um gemeinsam Doppelkopf zu spielen und ein oder zwei Bierchen zu trinken. Doch alle haben sie ihre Probleme – vor allem in Sachen Beziehungen und Familie. Konni, der Lehrer, wurde mit einem halb fertigen Haus von seiner Frau sitzen gelassen. Bulle, der Onkologe, hat seit dem Krebstod seiner Frau überhaupt kein Beziehungsleben mehr und Steuerberater Rainer ist seiner Familie ganz fremd geworden. Thomas, der Schriftsteller, hingegen hat zwar eine heiße Freundin, doch auch er ist nicht glücklich.

Alle fragen sich, was das Leben denn die nächsten 30 bis 40 Jahre für sie bereithält. Ihre Erinnerungen an früher sind unvergesslich: wilde Partys, Sex, Drogen und Rock’n’Roll. Doch was tun sie eigentlich jetzt? Konni bringt es auf den Punkt: „Wir verschlafen den Rest unseres Lebens! Lasst uns neue Erinnerungen sammeln!“ Alle möchten sich am Ende ihres Lebens nicht daran erinnern, die letzten 40 Jahre vertrödelt zu haben, sie wollen richtig Leben und die Zeit mit tollen Erinnerungen füllen.

Ein Sänger fehlt

Gemeinsam haben sie schließlich diese eine Idee: Warum eigentlich nicht eine Rockband gründen? Die lang ersehnte Rockband, die sie schon immer gründen wollten? Schnell merken sie, dass ihnen der Sänger fehlt. Ole, der coole Ole aus der Schulzeit, der immer alle Mädels abbekam, wäre der Richtige, um ihren Traum zu verwirklichen und auf der 30-jährigen Abi-Feier aufzutreten. Doch Ole lebt in Berlin.

Ob sie es trotzdem schaffen, neue Erinnerungen zu sammeln? Ob Bulle jemals wieder eine Beziehung mit einer Frau eingehen kann oder Konni es schafft, seine Michaela zu vergessen?All dies zeigt das Stück im Theater Oberhausen.

Unter der Regie von Peter Carp ist es eine großartige Mischung aus Theater und Rockkonzert. Immer wieder spielen die Freunde rockige Musikstücke wie „High Well To Hell“ von ACDC. Direkt danach erzählen sie sich wieder Geschichten aus ihrer Vergangenheit und rätseln, wie ihre Zukunft wohl aussehen wird.

Mischung ist genau richtig

Ich finde, das Stück ist sehr gelungen, da es einmal etwas anderes und die Mischung genau richtig ist. Der Humor fehlt auch nicht. Immer wieder werden durch nicht ganz passende Vergleiche oder emotionale, aber leicht witzige Reden die Zuschauer zum Lachen gebracht. Konni zum Beispiel hält einem betrunkenen Teenager eine Vorwurfsrede und beendet diese mit den Worten: „…verzieh dich du Milchzahn!“

Schnell werden einem die vier Bochumer sympathisch und vielleicht findet sich der eine oder andere ja sogar in den Figuren wieder. Mit rund drei Stunden ist die Vorstellung zwar sehr lang, doch sie wird auf keinen Fall langweilig.

Luca Ricken, Klasse 8b, Freiherr-vom-Stein-Gymnasium, Oberhausen