Köln. Geistiges Eigentum – wem es gehört steht außer Frage. Doch nicht, wer dafür wieviel bezahlt. Und genau das ist eins der meistdiskutierten Themen der c/o pop in Köln mit dem Thema: „Werte 2.0 – Wer schützt geistiges Eigentum?“

„Geistiges Eigentum vs. Netzkultur“ – so kontrovers ist der Titel des c/o pop-Panels am Donnerstag, das ähnlich kontrovers besetzt war: Mit Mark Chung, dem ehemaligen „Einstürzende Neubauten“-Musiker und Gründer des Freibank-Musikverlages, und Georg Oeller von der GEMA, zwei Vertreter der herkommlichen Lizenzverwaltung, mit Lars Sobiraj, Chief Editor des Szenedienstes gulli.com, Stefan Herwig, Manager des Mindbase Labels, und Christian Hufgard, Presseprecher des hessischen Ablegers der Piratenpartei drei Vertreter, die vehement neue Lizenzlösungen fordern.

"Pauschalzahlungen beruhigen nur das Gewissen"

In dieser illustren Runde machte Georg Oeller rasch klar, dass die GEMA – quasi - das „Hausrecht“ der Lizenzvergütungen einfordert. Das System des „creative commons“, bei der sich der Urheber vorbehält, geistiges Eigentum wahlweise umsonst oder, bei kommerzieller Nutzung, gegen Lizenzen zur Verfügung zu stellen, sei mit der GEMA nicht zu machen. Auch bei pauschalen Abgeltungen sieht die GEMA Probleme; damit, so Oeller, wolle man nur sein Gewissen beruhigen.

Doch gerade ein Lizenzmodell wie „creative commons“ sei überlebenswichtig für die kreative Arbeit von Komponisten, die nicht durch hohe Verkäufe auf große GEMA-Ausschüttungen hoffen können und deshalb mit Verzicht auf Zahlungen, die Labels oder Netzbetreiber ansonsten im Vorfeld leisten müssen, eine größere Verbreitung erzielen. Da waren sich auch die Zuhörer einig, von denen viele selber als Autoren und Komponisten arbeiten.

Netzkultur entscheidet nicht über Lizenzen

Auf wenig Zustimmung stieß die Forderung von Christian Hufgard, Musik zum Privatgebrauch lizenzfrei zu halten. Konsens der anderen Panel-Teilnehmer: Die Netzkultur darf nicht darüber entscheiden, ob und in welcher Höhe Lizenzen ausgezahlt werden. Der Frage Chungs, ob er es für richtig halte, dass das neue U2-Album schon Wochen vor der Veröffentlichung im Netz zu finden war, konnte Hufgard nicht beantworten.

Bands verdienen an T-Shirts und Konzerten

Birgit Hoff und Marcin Öz hätten diese Frage eindeutiger beantworten können. Beide konnten zum Thema „Do It Yourself in Germany“ von eigenen Erfolgsgeschichten berichten. Marcin Öz, Mitglied der Berliner Band „The Whitest Boy Alive“, erzählte von 33.000 verkauften Einheiten des Debütalbums, ohne dafür großartig Werbung gemacht zu haben: „Wir haben´s gemacht und den Fans die Möglichkeit gegeben, es zu lieben.“ Birgit Hoff vom Smarten-Up-Musikverlag steckt hinter der Produktion der aktuellen Veröffentlichung der Kölner Gruppe „Angelika Express“, die von 500 Fans mit je 50 Euro vorfinanziert wurde. Beide, wie auch der dritte im Panel, Lizenzfachmann Jürgen Söder, waren sich einig, dass Musik umsonst abgegeben werden könne und die Wertschöpfung aus Konzerte und T-Shirt-Verkauf erfolgen kann. „Und das“, so Hoff, „sage ich als Musikverleger.“

Eher behäbig dagegen die Diskussion, die Dieter Gorny als Präsident des Bundesverbandes der Musikindustrie, mit Vertretern der Kulturpolitik führte. Man parlierte zum Thema „Geistiges Eigentum und Urheberschaft im digitalen Zeitalter“ über politische Sündenfälle und den Mehrwertsteuersatz für Tonträger. Erhellendes für die Kreativwirtschaft gab es kaum.