Essen. Auftakt mit Furore: Der neue Stadtkämmerer Martin Klieve plädiert für die Erhöhung der Eintrittspreise für Opern, Konzerte, Theaterstücke und Ballettaufführungen in Essen. Mit dieser Idee trifft er nicht nur auf offene Ohren.

Die Eintrittspreise für Opern, Konzerte, Theaterstücke und Ballettaufführungen in Essen sollen nach Ansicht des neuen städtischen Kämmerers Lars Martin Klieve deutlich angehoben werden.

„Ich bin schon erstaunt, wie viel Geld Bürger bereit sind, für kommerzielle Veranstaltungen, beispielsweise für Musicals wie ,Buddy Holly', auszugeben. Warum sollen dann hochwertige Kulturveranstaltungen wie etwa im Aalto-Theater oder in der Philharmonie so günstig angeboten werden? Nur weil es der Staat organisiert, sollte er nicht als Billiger Jakob auftreten", sagte der seit 5. Oktober als Finanzchef Essens arbeitende Klieve bei seinem ersten öffentlichen Auftritt während einer Diskussionsveranstaltung im Plakatkunsthof Rüttenscheid.

Einnahmelücken schließen

Angesichts eines drohenden 400-Millionen-Euro-Lochs im städtischen Etat für 2010 machte der Kämmerer damit den ersten konkreten Vorschlag, um Einnahmelücken in der Stadtkasse zu schließen.

Immerhin leistete sich die städtische Gesellschaft „Theater und Philharmonie" (TUP), die die fünf entscheidenden Kultursparten betreibt, mit 44 Millionen Euro im Jahr einen höheren Verlust als der gesamte Evag-Nahverkehr, der 36 Millionen Euro kostete.

Im Grillo-Theater kosten derzeit die Eintrittskarten in der Regel zwischen 8 und 25 Euro und im Aalto-Theater für Oper, Musicals oder Ballett zwischen 13 und 47 Euro. Die Essener Philharmoniker spielen für 7 bis 32 Euro auf. Eine große Gruppe von Bürgern zahlt sogar nur halb soviel: Schüler, Studenten und Lehrlinge unter 27 Jahren, Schwerbehinderte und Arbeitslose.

Folgen für Kulturszene bedenken

Dagegen kostet das Buddy-Holly-Musical des Privatunternehmens „Stage Entertainement" zwischen 58 und 105 Euro - inklusive Vorverkaufsgebühr von 15 Prozent.

Trotzdem hält Essens Ballettdirektor Ben van Cauwenbergh von dem Vorstoß Klieves nichts. Eine Erhöhung der Eintrittspreise im Aalto-Theater oder in der Philharmonie werde schwerwiegende Folgen für die Kulturszene haben.

„Wir haben ein begeistertes Stammpublikum, das uns eine hohe Auslastung im Aalto-Theater beschert. Doch wenn die Eintrittspreise erhöht werden, dann bleibt unser Publikum weg", zeigt sich van Cauwenbergh im Plakatkunsthof überzeugt.