Berlin. Die Lola ist der deutsche Oscar. Am Freitag wird der 64. Deutsche Filmpreis in Berlin vergeben. Ungewöhnlich ist dabei, dass diesmal mit “Fack ju Göhte“ ein echter Zuschauermagnet Chancen auf die begehrte Trophäe hat. Den Ehrenpreis für das Lebenswerk wird der Filmemacher Helmut Dietl erhalten.
Am Publikumshit "Fack ju Göhte" kam die Deutsche Filmakademie einfach nicht vorbei. Mehr als sieben Millionen Kinogänger haben den erfolgreichsten deutschen Film des vergangenen Jahres gesehen - jetzt ist die Schulkomödie mit Elyas M'Barek und Karoline Herfurth gleich vier Mal für den wichtigsten deutschen Filmpreis, die goldene Lola, nominiert. Und dass, obwohl die Akademie um Blockbuster sonst eher einen großen Bogen macht. Am Freitag (9.5.) werden die Lola-Gewinner bei einer Gala in Berlin bekanntgegeben.
In der Königskategorie Bester Spielfilm tritt "Fack ju Göhte" von Bora Dagtekin ("Türkisch für Anfänger") nun gegen den mit neun Nominierungen als Favorit startenden Alpen-Western "Das finstere Tal" von Andreas Prochaska an, den bislang rund 100.000 Kinogänger sahen.
Edgar Reitz' kunstvolles, schwarz-weißes Geschichtsepos "Die andere Heimat" (122.000 Zuschauer) geht mit sechs Nominierungen ins Rennen und hat ebenfalls Chancen auf den Hauptpreis. In der Kategorie bester Spielfilm sind außerdem nominiert die surreale Tragikomödie "Finsterworld" (75.000 Zuschauer) von Frauke Finsterwalder, der Low-Budget-Liebesfilm "Love Steaks" (seit Kinostart Ende März: 18.000 Zuschauer) von Jakob Lass und das deutsch-norwegische Frauen-Drama "Zwei Leben" (150.000 Zuschauer) von Georg Maas.
Drei Kandidatinnen für die beste weibliche Hauptrolle
Kassenknüller oder Kunstfilm? Vor dieser Wahl stehen jetzt die 1400 Mitglieder der Filmakademie, die über die Lola-Gewinner entscheiden. Lange hatte die Akademie an der Kinokasse erfolgreiche Filme zum Beispiel von Til Schweiger, Michael "Bully" Herbig und Bernd Eichinger konsequent ignoriert. Ob "Fack ju Göhte" tatsächlich Chancen auf den Hauptpreis hat, ist offen. Ein Preis dürfte ihm aber schon sicher sein: Die Trophäe in der Kategorie Besucherstärkster Film.
Auch interessant
Für den Lola-Favoriten "Das finstere Tal" erhielt der österreichische Filmemacher Prochaska bereits den Bayerischen Filmpreis für die beste Regie. In dem düsteren Werk nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Willmann spielen Sam Riley und Tobias Moretti zwei erbitterte Feinde in einer fesselnden Saga um Rache, Macht und Gewalt. Moretti ist für seine Rolle als bester Nebendarsteller nominiert.
Auf den Preis für die beste weibliche Hauptrolle können drei Darstellerinnen hoffen: Carla Juri ("Feuchtgebiete"), Juliane Köhler ("Zwei Leben") und Jördis Triebel ("Westen"). Als beste Schauspieler stehen Dieter Hallervorden ("Sein letztes Rennen"), Sascha Alexander Gersak ("5 Jahre Leben") und Hanno Koffler ("Freier Fall") zur Wahl.
Helmut Dietl erhält Preis für Lebenswerk
Gleich zwei "Fack ju Göhte"-Darstellerinnen sind in der Kategorie beste Nebenrolle nominiert: Jella Haase und Katja Riemann. Sie konkurrieren gegen Sandra Hüller, die für "Finsterworld" ausgewählt wurde. Um den Titel als bester Nebendarsteller bewerben sich neben Tobias Moretti auch Michael Maertens ("Finsterworld") und Kida Khodr Ramadan ("Ummah - Unter Freunden"). Weitere Auszeichnungen gibt es unter anderem in den Kategorien Kinderfilm, Dokumentarfilm sowie Regie, Drehbuch (in dieser Sparte ist auch Bora Dagtekin für "Fack ju Göhte" nominiert), Kamera und Filmmusik.
Ein Preisträger steht bereits fest: Den Ehrenpreis für das Lebenswerk wird der 69-jährige Filmemacher Helmut Dietl ("Schtonk", "Zettl") entgegen nehmen. Die Lola ist mit Preisgeldern von insgesamt rund drei Millionen Euro der höchstdotierte deutsche Kulturpreis. Die von Schauspieler Jan Josef Liefers moderierte Gala wird von der ARD am selben Abend zeitversetzt ab 22.45 Uhr übertragen. (dpa)