New York. Mit Dokumentarfilmen wie “Bowling for Columbine“ und “Fahrenheit 9/11“ ist Michael Moore weltweit bekannt geworden. 2003 wurde er mit dem Oscar ausgezeichnet. Jetzt wird der “wütendste Mann Amerikas“ 60 Jahre alt - und setzt seinen Kampf für strengere Waffengesetze unbeirrt fort.
Michael Moore polarisiert. Für die einen ist der Filmemacher und Oscarpreisträger ein Held, der die Welt radikal und gnadenlos über die Probleme und Unzulänglichkeiten Amerikas aufklärt. Für die anderen ist das Schwergewicht, das sich meist im Schlabberlook mit Brille und Basecap zeigt, ein linker Populist, der es mit der Wahrheit nicht immer ganz genau nimmt. "Ich versuche nicht, einer breiten Zuschauerschaft zu gefallen, weil man dann immer alles verwässert", sagte der Regisseur von Filmen wie "Bowling for Columbine" und "Fahrenheit 9/11" einmal in einem Interview des britischen "Guardian". "Man muss sich nur selbst gefallen und daran glauben, dass andere Menschen da draußen das selbe fühlen."
Am Mittwoch (23. April) wird der "wütendste Mann Amerikas" 60 Jahre alt - und setzt seinen Kampf unter anderem für strengere Waffengesetze und ein besseres Sozial- und Gesundheitsytem in den USA unbeirrt fort. Moore ist ein Radikaler, ein Getriebener und ein Ruheloser, der damit vielen Menschen auf die Nerven geht, aber auch Aufmerksamkeit auf seine Themen lenken kann wie nur wenige andere in seiner Branche.
Geboren wurde Moore 1954 in der vom Autoriesen General Motors dominierten Stadt Flint im US-Bundesstaat Michigan. Seine Eltern arbeiteten für den Autohersteller. Fast 40 Jahre später sollte Moore seinen ersten Dokumentarfilm über den Niedergang seiner Heimatstadt nach dem Wegzug von General Motors drehen: "Roger & Me". Bis heute lebt Moore in seiner Heimat Michigan und hängt stark an der in weiten Teilen strukturschwachen Region. In der Stadt Traverse City hat er ein Kino renoviert und ein jährliches Filmfestival ins Leben gerufen.
Skandal bei Oscarverleihung
Als junger Mann hatte es Moore aber zunächst einmal nach Kalifornien gezogen. Nachdem er ein Universitätsstudium abgebrochen und stattdessen die erfolgreiche Zeitung "The Flint Voice", die später in "The Michigan Voice" umbenannt wurde, gegründet hatte, wechselte er zum liberalen politischen Magazin "Mother Jones" in San Francisco. Nach einem Streit verließ er das Magazin aber schon nach wenigen Monaten wieder und nahm danach verschiedene Jobs in der Branche an, bis er sich den Dokumentarfilmen zuwandte.
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Auf seinen Debüt-Erfolg "Roger & Me" 1989 folgten die Satire "Canadian Bacon" und "Der große Macher", der erneut gegen Massenentlassungen protestierte. Mit "Bowling for Columbine", einer Dokumentation über den Amoklauf an einer Schule im US-Bundesstaat Colorado, bei dem zwei 17- und 18-jährige Schüler zwölf Mitschüler, einen Lehrer und dann sich selbst erschossen, schaffte er den weltweiten Durchbruch und gewann einen Oscar. Die Debatte um Waffengewalt und schärfere Gesetze in den USA war damals noch ganz am Anfang, viele Menschen auf der ganzen Welt erfuhren erst von Moore mehr über das Thema.
Bei der Oscar-Verleihung sorgte Moore für einen Skandal, als er den damaligen US-Präsidenten George W. Bush wegen des Irak-Kriegs scharf angriff. "Schande über Sie, Mr. Bush", rief Moore - und wurde rasch vom Gala-Orchester übertönt. Den Krieg gegen den Terror und die Präsidentschaft von Bush kritisierte Moore auch in seinem nächsten erfolgreichen Film. "Fahrenheit 9/11" wurde beim Filmfestival in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. In weiteren Filmen griff Moore später das US-Gesundheitssystem ("Sicko") und den Kapitalismus ("Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte") an. Auch seine Bücher, wie beispielsweise "Stupid White Men", wurden besonders in Europa zu Bestsellern.
Moore hat selbst eine Schusswaffe
Kritiker werfen Moore vor, Fakten zu verdrehen und sich in seinen Filmen vor allem selbst darzustellen. "Ich bin in meinen Filmen die Vertretung der Zuschauer. Ich mache nur, was sie wahrscheinlich gerne machen würden", widerspricht der Regisseur. Er sei kein Egomane, sondern ganz das Gegenteil. "Ich versuche meine Präsenz auf der Leinwand gering zu halten, denn ich sehe mich dort nicht gerne. Ich leide ganz offensichtlich unter zu wenig Ego, denn wenn ich ein höheres Selbstwertgefühl hätte, würde ich doch nicht so aussehen."
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In den vergangenen Jahren ist es ein wenig ruhiger um Moore geworden. Als mit Barack Obama ein in Europa deutlich beliebterer Politiker George W. Bush als Präsident der Vereinigten Staaten ablöste, verlor Moore, der Obama ebenfalls unterstützt hatte, in Europa einen großen Teil des Resonanzbodens für seine immer noch andauernde Kritik. Auch privat lief es bei ihm nicht rund. Im vergangenen Jahr trennte er sich nach mehr als 20 Jahren Ehe von seiner Frau Kathleen Glynn. Das Paar hatte keine gemeinsamen Kinder, aber Moore hatte ihre Tochter aus einer früheren Beziehung adoptiert.
Bei der Diskussion um schärfere Waffengesetzte, die nach Amokläufen wie dem an einer Grundschule im Bundesstaat Connecticut mit 20 toten Kindern intensiver denn je geführt wird, ist Moores Stimme immer noch sehr aktiv und wird gehört. Dabei habe auch er selbst eine Waffe, gibt Moore auf seiner Webseite zu. "Am Anfang von "Bowling for Columbine" gibt es eine Szene, wo ich in eine Bank gehe, um ein Konto zu eröffnen. Die Bank hatte Werbung damit gemacht, dass wenn man ein Konto eröffnet, man eine Waffe bekommt. Ich tat es, sie taten es und ich habe die Waffe immer noch. Irgendwann gebe ich sie ins Museum." (dpa)