Washington.
Es ist die vielleicht kraftvollste Moritat gegen Unrecht, Justizwillkür und Rassenblindheit, die Amerika je zu hören bekam. Vor fast 40 Jahren komponierte Bob Dylan dem schwarzen Boxer Rubin Carter ein musikalisches Denkmal: „Hier kommt die Geschichte von Hurricane, dem Mann, den die Behörden beschuldigten für ein Verbrechen, das er nie beging, und in die Zelle warfen, dabei hätte er eines Tages Weltmeister sein können.“
Carter saß fast 20 Jahre hinter Gittern. Wegen eines dreifachen Mordes, den er nie begangen hatte. Am Ostersonntag ist der an Prostatakrebs erkrankte Sportler in Toronto kurz vor seinem 77. Geburtstag gestorben. In der Box-Szene löste die Nachricht Trauer aus. „Wir haben heute einen großen Mann verloren, er war ein Symbol für das Unrecht als Folge des Rassismus“, schrieb Ex-Weltmeister Mike Tyson.
Carters Fall macht bis heute sprachlos: In einer Bar in New Jersey werden 1966 drei Weiße getötet. Die Polizei hängt das Verbrechen trotz Beweismangels und Lügendetektortest dem farbigen Carter und dessen Freund John Artis an. Die Box-Karriere endet abrupt. Die Prozesse 1967 und 1976 geraten zum Schmierentheater. Eine weiße Jury schickt Carter „dreimal lebenslänglich“ ins Gefängnis. Bob Dylan besuchte den Häftling und schrieb „Hurricane“. Auch Boxweltmeister Muhammad Ali setzte sich ein. Nach 19 Jahren Haft kam Carter 1985 frei. Ein Bundesgericht sagt, die früheren Urteile basierten auf „Rassismus“, nicht auf Beweisen. Bis zuletzt engagierte sich Rubin Carter für die Opfer von Justizirrtümern.