Düsseldorf. . Und den Folk, der ihn immer noch inspiriert – in Düsseldorf spielte der 73-Jährige jetzt vor 4000 Fans. Und zum ersten Mal seit unvordenklichen Zeiten mit: Pause!
Die ersten und einzigen Worte richtet Bob Dylan nach einer Stunde Spielzeit an das Düsseldorfer Publikum. Es gebe jetzt eine Pause, nuschelt er, und die Dylanologen werden bald die Recherche starten. Ein Dylan-Konzert mit Pause, gab es das vor diesem Abschnitt der Never Ending Tour schon mal? Jedenfalls passt es, denn die Show des 73-Jährigen ist als ganz altmodisches Konzert angelegt, in das auch eine kurze Rast passt.
Die Bühne ist spärlich beleuchtet, die Musiker werden so gerade von den Retro-Scheinwerfern erfasst, eine Gruppe Aufrechter in der Finsternis. Dylan ist einer von ihnen. Wenn er ans Mikrofon tritt, steht er breitbeinig da, im schwarzen Gehrock mit weißen Applikationen sieht er aus wie ein Cowboy, der gleich seiner 44er ziehen wird. Es ist aber nur die Harmonika. Der Geschichtenerzähler berichtet von den „Early Roman Kings“ und seine Band, die seine Lieder wohl auch im Schlaf begleiten könnte, macht selbst aus dem simplen Rhythm and Blues eine spannende Angelegenheit.
"Er hätte ruhig mehr alte Sachen spielen können"
Überhaupt, diese Musiker. Sie spielen einen Stil, der alte Traditionen so bedacht aufgreift, dass sie irgendwo außerhalb der Zeit landen und etwas ganz Neues erschaffen. Das ist fast schon Kammermusik, die Dylan mit seinen einfachen Piano-Akkorden auf manchmal fast rührende Weise erdet. Es schwingt, es fiedelt, es schluchzt und manchmal ist es so auf den Punkt gebracht, dass die archaische Brutalität von „Pay in Blood“ oder auch „Scarlet Town“ einen fast ehrfürchtig macht.
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In dieser Gemütsverfassung begegnen wir auch „Sweet William on his Deathbed“, eine Reminiszenz an die Ballade von „Barbara Allen“ aus dem reichen Schatz der Folklore, die Dylan noch immer inspiriert. Er steht in der langen Tradition von Folk, Jazz und Blues, und scheint dort anzukommen zu sein, wo er sich am wohlsten fühlt. Und dennoch, beim nächsten Wiedersehen wird er wohl wieder einen anderen Weg beschritten haben. Im Moment hat er die Schönheit wiederentdeckt, und selbst seine Stimme klingt nicht mehr ganz so zerklüftet.
Die 4000 Fans in der Oberbilker Halle waren beseelt, aber Nörgler gibt es überall: „Er hätte ruhig mehr alte Sachen spielen können“, grantelte einer. Aber das hat er doch, könnte eine Antwort lauten, die ganz alten.