Berlin. Die Suhrkamp-Chefin Ulla Unseld-Berkéwicz hat im Streit mit Minderheitsgesellschafter Hans Barlach einen Etappensieg erzielt. Ihr Insolvenzplan für den Verlag hat den Segen der Gläubigerversammlung bekommen. Die Entscheidung ist jedoch noch nicht rechtskräftig und der Streit noch nicht zu Ende.

Die Gläubiger des insolventen Suhrkamp Verlags haben den Sanierungsplan für das traditionsreiche Unternehmen angenommen. Der gerichtlich bestellte Sachwalter Rolf Rattunde sagte der Nachrichtenagentur dpa nach der nicht öffentlichen Sitzung am Dienstag in Berlin, in allen drei Gläubigergruppen habe es eine klare Mehrheit für das Konzept gegeben.

Die Entscheidung ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Der Minderheitsgesellschafter Hans Barlach kann in einem späteren Verfahren Berufung einlegen. Er nahm nicht persönlich an der Gläubigerversammlung vor dem Amtsgericht Berlin-Charlottenburg teil.

"Ein wichtiger Tag für den Verlag"

Durch seine Anwälte ließ er den Insolvenzplan ablehnen, verzichtete aber auf sein Recht, gleich Minderheitsschutz in Anspruch zu nehmen. Dafür hätte er noch in der Versammlung glaubhaft machen müssen, dass er durch den Insolvenzplan schlechter dasteht als ohne.

Verlagschefin Ulla Unseld-Berkéwicz, die über ihre Familienstiftung mit 61 Prozent am Verlag beteiligt ist, will das Unternehmen dem Konzept zufolge von einer Kommandit- in eine Aktiengesellschaft umwandeln. Barlach, der 39 Prozent der Anteile hält, verlöre dadurch weitreichende Mitspracherechte. Die beiden sind seit Jahren zutiefst zerstritten.

Der Suhrkamp-Generalbevollmächtigte Frank Kebekus wertete die Annahme des Insolvenzplans durch die Gläubiger als einen "entscheidenden Schritt" zur Änderung der Rechtsform. "Das ist ein ganz wichtiger Tag für den Verlag."

Mehrere Autoren kommen zur Gläubigerversammlung

Nach der Insolvenzordnung muss das Amtsgericht das Votum der Gläubiger noch bestätigen. Zudem muss geprüft werden, ob das notwendige Grundkapital für die Aktiengesellschaft von 100.000 Euro zur Verfügung steht.

Das Verfahren kann laut Sachwalter Rattunde mindestens vier Wochen dauern. Erst dann würde nach einer zweiwöchigen Beschwerdefrist die Insolvenz aufgehoben. Über einen möglichen Widerspruch Barlachs müsste das Landgericht entscheiden.

Unseld-Berkéwicz nahm an der etwa zweieinhalbstündigen Gläubigerversammlung persönlich teil, wollte sich im Anschluss aber nicht äußern. Auch mehrere Schriftsteller waren zu dem Termin gekommen, darunter Durs Grünbein, Andreas Maier und Rainald Götz. Insgesamt wären rund 2500 Gläubiger stimmberechtigt gewesen. Laut Rattunde beteiligten sich etwa 135. (dpa)