München. . Nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens gegen den Suhrkamp-Verlag signalisiert nun ein anderer renommierter Verlag Interesse an dem Traditionshaus: der Deutsche Taschenbuch Verlag (dtv) will bei Suhrkamp einsteigen. Das bestätigen beide Parteien am Freitag. Der dtv ist nicht der einzige Interessent.
Der Deutsche Taschenbuch Verlag (dtv) will beim insolventen Suhrkamp-Verlag einsteigen. "Die Gesellschafter des Deutschen Taschenbuch Verlags haben zusammen mit dem dtv den Gesellschaftern von Suhrkamp Interesse an der Übernahme einer Beteiligung signalisiert", heißt es in einer Mitteilung vom Freitag. "Mit einer Beteiligung der familiengeführten, unabhängigen Verlage ist intendiert, Suhrkamp operativ zu stärken, die Unabhängigkeit langfristig zu sichern und in den sich rapide verändernden Marktbedingungen gemeinsame Synergien zu verwirklichen."
Eine Suhrkamp-Sprecherin bestätigte, dass vor einigen Wochen ein Gespräch mit dem Suhrkamp-Generalbevollmächtigten Frank Kebekus stattgefunden habe. "Weiterführende Gespräche gab es bisher nicht", sagte sie. "Selbstverständlich nimmt der Verlag solche Vorschläge zur Kenntnis und bezieht sie in seine Überlegungen ein."
Bei den vier familiengeführten Unternehmen, die am dtv beteiligt sind, handelt es sich um die Ganske-Verlagsgruppe, den Hanser-Verlag sowie die Verlage C.H. Beck und Oetinger. Wie genau eine Beteiligung aussehen könnte und für wann sie erwogen wird, konnte beim dtv-Verlag zunächst niemand sagen - ebenso wenig, ob die Verhandlungen mit Suhrkamp-Chefin Ulla Unseld-Berkéwicz laufen sollen oder mit Minderheitsgesellschafter Hans Barlach. Bisher hat keiner der beiden Suhrkamp-Gesellschafter, die sich seit Jahren in zahlreichen Verfahren vor Gericht juristisch bekämpfen, Interesse an einem Verkauf seiner Anteile signalisiert.
Insolvenzverfahren wird in Eigenverwaltung durchgeführt
Erst am Mittwoch war die Eröffnung des Insolvenzverfahrens gegen den traditionsreichen Suhrkamp-Verlag bekanntgeworden. Das Verfahren soll in Eigenverwaltung durchgeführt werden und nicht mit einem Insolvenzverwalter.
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Der bei Gericht vorgelegte Insolvenzplan sieht vor, den Verlag in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Barlach, dem 39 Prozent am Unternehmen gehören, müsste dann auf zahlreiche Sonderrechte verzichten. Seinen Antrag, Verlagschefin Unseld-Berkéwicz die Geschäftsführung zu entziehen, hatte das Landgericht Berlin am Donnerstag in einem Eilverfahren zurückgewiesen. Damit kann die Verlegerwitwe auch während des laufenden Insolvenzverfahrens die Leitung des Hauses behalten.
Neben dem dtv hat die Darmstädter Unternehmerfamilie Ströher Interesse an einem Einstieg bei dem Traditionsverlag, wie Suhrkamp-Sprecherin Tanja Postpischil bestätigte. Darüber hatte, ebenso wie über das Interesse des dtv, zuerst die Zeitung "Die Welt" berichtet. (dpa)