Berlin. . Gerhart Baum, Hans Magnus Enzensberger und Marie Warburg sollen die Umwandlung des Suhrkamp Verlags in eine Aktiengesellschaft begleiten. Suhrkamp-Minderheitsgesellschafter Barlach lehnt den Insolvenzplan ab - und soll jetzt in der Schweiz Millionenschulden begleichen.
Der erbitterte Kampf um die Zukunft des traditionsreichen Suhrkamp Verlags ist am Donnerstag beim Landgericht Frankfurt in eine weitere Runde gegangen. Hans Barlach will als Minderheitsgesellschafter dem Mehrheitseigentümer, der Familienstiftung unter Verlagschefin Ulla Unseld-Berkéwicz, die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft untersagen lassen. Der Stiftung soll per Eilantrag verboten werden, auf der Gläubigerversammlung für den Sanierungsplan zu stimmen.
Zuvor hatte das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg den Insolvenzplan für den traditionsreichen Verlag zugelassen, wie Suhrkamp am Mittwoch mitteilte. Damit wird der Verlag von einer Kommandit- in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Miteigentümer Hans Barlach, der 39 Prozent an der KG hält und mit Verlagschefin Ulla Unseld-Berkéwicz (59 Prozent) zerstritten ist, verliert damit weitreichende Mitspracherechte. Zudem verpflichtete das Schweizer Bundesgericht in Lausanne den 58-Jährigen zur Zahlung eines Millionenbetrags.
Nach dem der dpa vorliegenden Schweizer Urteil muss Barlach umgerechnet 5,4 Millionen Euro Schulden vom früheren Kauf seiner Suhrkamp-Anteile an den Schweizer Unternehmer Andreas Reinhart zahlen. Barlach will der Forderung nach Angaben seines Schweizer Anwalts Carl Ulrich Mayer nachkommen. "Wir sind mit Herrn Reinhart im Gespräch und bereiten die Zahlung vor", sagte Mayer der dpa. Auf Barlachs Engagement bei Suhrkamp habe die Entscheidung keine Auswirkung.
Suhrkamp-Verlag kann Insolvenzplan nun umsetzen
Der Enkel des Bildhauers Ernst Barlach hatte 2006/07 über eine Aktiengesellschaft von Reinhart Suhrkamp-Anteile für 10,8 Millionen Schweizer Franken gekauft. Fast die Hälfte des Geldes - umgerechnet rund vier Millionen Euro - blieb er damals schuldig. Das Handelsgericht des Kantons Zürich hatte ihn deshalb schon im Mai verpflichtet, das ausstehende Geld plus 7,5 Prozent Zinsen seit 2009 an Reinhart zu zahlen.
Das Bundesgericht wies jetzt mit Urteil vom 2. September Barlachs Beschwerde gegen diese Entscheidung zurück. Sie ist damit rechtskräftig. Inzwischen haben sich die Schulden auf umgerechnet 5,4 Millionen Euro summiert. Reinharts Anwalt David Horak sagte, Barlach müsse nun seinen Ankündigungen Taten folgen lassen und den Ausstand begleichen.
Beim Suhrkamp Verlag kann unterdes mit der Zustimmung des Amtsgerichts der im August vorgelegte Insolvenzplan umgesetzt werden. Wie das Traditionshaus mitteilte, wurden für die erste Phase der geplanten Suhrkamp AG als Aufsichtsratsmitglieder der frühere FDP-Innenminister Gerhart Baum, Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger und Marie Warburg, die Frau des früheren Kulturstaatsministers Michael Naumann, benannt. Gerichtssprecher Ulrich Wimmer wollte die Entscheidung des Amtsgerichts noch nicht bestätigen.
Barlach hatte den Insolvenzantrag massiv kritisiert. Seiner Ansicht nach hat die Geschäftsführung um Unseld-Berkéwicz die Zahlungsunfähigkeit absichtlich herbeigeführt, um ihn aus dem Verlag zu drängen. Das Landgericht Frankfurt gab Barlach darin kürzlich recht und warf Unseld-Berkéwicz vor, "grob treuwidrig" gehandelt zu haben. dtv und die Darmstädter Unternehmerfamilie Ströher haben Interesse an einer Beteiligung am Suhrkamp Verlag signalisiert. (dpa)