Berlin. . Die Darmstädter Unternehmerfamilie Ströher möchte offene Autorenhonorare des insolventen Suhrkamp Verlags vorübergehend zahlen. Weil Suhrkamp ein Insolvenzverfahren beantragt hat, darf der Verlag seinen Autoren bis zu einem bestimmten Stichtag keine Honorare zahlen. Sobald das Verfahren es erlaubt, will Suhrkamp das Geld zurückerstatten.
Die Darmstädter Unternehmerfamilie Ströher hat sich bereiterklärt, offene Autorenhonorare des insolventen Suhrkamp Verlags vorübergehend zu bezahlen. Der Verlag werde diese Zwischenfinanzierung dann an die Firma der Familie Ströher zurückerstatten, sobald es das Verfahren zulasse, sagte Suhrkamp-Sprecherin Tanja Postpischil am Montag auf Anfrage. Sie bestätigte damit einen Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Schon vergangene Woche hatte Postpischil bestätigt, dass die Wella-Erbin Sylvia Ströher und ihr Mann Ulrich an einem Einstieg an Suhrkamp interessiert sind. Am Freitag hatte auch der Deutsche Taschenbuch Verlag dtv in München offiziell sein Interesse an einer Beteiligung bekundet.
Auch interessant
Vergangene Woche hatte das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg auf Antrag von Suhrkamp das Insolvenzverfahren über den Verlag eröffnet. Aus rechtlichen Gründen dürften bis zum Stichtag der Antragstellung aufgelaufene Forderungen erst bezahlt werden, wenn der Insolvenzplan verabschiedet und umgesetzt sei, so Postpischil. Die mit der Familie Ströher vereinbarte Lösung ermögliche es, den Autoren ihre Honorare dennoch zum gewohnten Zeitpunkt zu zahlen.
Wer das Angebot annimmt, kann allerdings nicht mehr in der Gläubigerversammlung über die geplante Umwandlung des Verlags in eine Aktiengesellschaft mitentscheiden. Seine Forderungen wären dann erfüllt, er wäre nicht mehr als Gläubiger.
Die Entscheidung über die neue Verlagsform soll voraussichtlich im Oktober fallen. Zu dem Insolvenzverfahren war es nach dem jahrelangen Streit zwischen Suhrkamp-Chefin Ulla Unseld-Berkéwicz, die 61 Prozent der Verlagsanteile hält, und dem Minderheitsgesellschafter Hans Barlach (39 Prozent) gekommen. (dpa)