Brüssel. . Das Brüsseler Gebäude “Hotel Solvay“ ist gar kein Hotel - dafür aber steht es auf der Unesco-Liste der Weltkulturerbe. Das Bauwerk in Brüssel gilt als das schönste Jugendstil-Haus der Welt. Wer es besichtigen will, muss tief in die Tasche greifen - und sich nach sehr seltenen Öffnungszeiten richten.

Nicht nur die stolzen Bürger von Brüssel sagen, dass ihr „Hotel Solvay“ fraglos das schönste Jugenstil-Haus der Welt sei. Die Unesco hat das schmale Wohnhaus an der Avenue Louise im Jahr 2000 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Und wem es heute vergönnt ist, einen Blick in diese architektonische Pracht zu werfen, der wird mit satten 40 Euro zur Kasse gebeten.

Am 2. November und 7. Dezember gibt es in diesem Jahr noch einmal diese seltene Gelegenheit, das Baujuwel des genialen Architekten Victor Horta (1861-1947) zu besichtigen. Das Haus befindet sich in Privatbesitz; es wird gemunkelt, dass ein Kaufpreis - so er denn überhaupt zustanden käme - inzwischen bei weit über zehn Millionen Euro liegen würde.

Nur die teuersten Materialien

Schon bei seiner Einweihung 1894 galt das „Hotel Solvay“ (es war übrigens nie ein Hotel, sondern trägt nur diese französischen Bezeichnung) als eine der teuersten Adressen in Brüssel überhaupt.

Horta war dafür bekannt, nicht nur die originellsten Ideen, sondern auch die teuersten Materialien seiner Zeit mit ausgeprägtem Verschwendungssinn zu nutzen. So präsentiert sich das außen weitgehend schlicht und unscheinbare Gebäude in seinem Inneren von geradezu atemberaubender Üppigkeit: Marmor, Onyx, Bronze, Glas und seltene Hölzer wurden verarbeitet. Erlesene Teppiche, sorgsam entwickelte Wandgemälde, passendes Geschirr und exklusivste Designermöbel sind zu bewundern.

Vom Türgriff bis zum Fensterrahmen, vom Geländerhandlauf bis zum Billardtisch wurde alles eigens und nur für dieses Haus von Victor Horta selbst erdacht und gebaut. Sogar eine verblüffende Klimaanlage existiert noch immer, die mittels natürlicher Umluft die Raumtemperaturen auf konstanten 18 Grad halten kann.

Raffinierte Lichteffekte

Raffinierte Lichteffekte inszenieren die riesigen Jugendstiloberlichter beinahe kathedralenartig eindrucksvoll. Hinreißende Fußbodenmosaiken korrespondieren mit formschönen Lampenschirmen, Garderobenhaken oder Fenstersimsen. „Hotel Solvay“, das einst von der schwer reichen Industriellen-Dynastie Solvay in Auftrag gegeben wurde, ist im wahrsten Sinne des Wortes ein betörendes Gesamtkunstwerk. Es ist ein pures Jugendstil-Märchen, ein Architektur gewordener Traum, die vollkommene Idealisierung des Wohnens auf höchstem Niveau.

Mehr als 200 Jugendstilhäuser gibt es heute noch in Brüssel (nachdem in den 60er und 70er Jahren Hunderte von ihnen unbarmherzig der stadtplanerischen Abrissbirne zum Opfer fielen), aber das „Hotel Solvay“ ist mit weitem Abstand das schönste unter ihnen.