Phnom Penh.. Die Menschheit ist um drei Welterbestätten von universellem Kulturwert reicher. Am Sonntag wurden Stätten im Iran, in der Ukraine und in Südkorea in die begehrte Welterbe-Liste der UN-Kulturorganisation (Unesco) aufgenommen. Auch der Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe gehört jetzt dazu.
Der Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe ist zum Weltkulturerbe erklärt worden. Bei seiner Jahrestagung in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh würdigte das Unesco-Komitee in Phnom Penh den über 300 Jahre alten Park am Sonntag als "Gesamtkunstwerk, in dem unterschiedliche Strömungen der Gartenarchitektur, der Kunstgeschichte und Technikgeschichte bis heute unverfälscht nachvollziehbar" seien, wie die deutsche Unesco-Kommission in Bonn mitteilte. Damit handele es sich um ein "einzigartiges Beispiel des Europäischen Absolutismus'".
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Bekannt ist der ab 1696 erschaffene Landschaftspark vor allem für seine Wasserspiele, das Schloss Wilhelmshöhe mit seinen berühmten Sammlungen, die sogenannte Löwenburg und die auf einem 70 Meter hohen Sockel thronende Herkulesstatue, das Wahrzeichen der Stadt Kassel.
Insgesamt befindet das Komitee bei der zehntägigen Sitzung bis zum 27. Juni über 32 Welterbekandidaten. Dabei steht viel auf dem Spiel, denn das begehrte Etikett kurbelt den Tourismus an und erleichtert den Zugang zu Subventionen für den Erhalt der Stätten.
Barock-Park auf Kassels Wilhelmshöhe ist berühmt für ihre Wasserspiele
Im Gegenzug ist die Auszeichnung aber auch mit Auflagen verbunden, etwa bei städtebaulichen Projekten. Werden diese nicht eingehalten, können die Unesco-Experten einer Stätte die Auszeichnung wieder entziehen. Diese Erfahrung musste 2009 Dresden machen, weil der Bau einer neuen Brücke nach Ansicht der Prüfer den "universellen und einzigartigen Wert" des Elbtales beeinträchtigt.
Die urwüchsige Natur in idealisierter Form nachzubilden war das Ziel der Baumeister des Bergparks Wilhelmshöhe in Kassel. Die ab 1696 unter der Regie von barocken Fürsten errichtete Anlage ist unter anderem für ihre monumentalen "Wasserspiele" berühmt: ein zwölf Kilometer langes Netz aus Teichen und Kanälen samt Wasserfällen und felsigen Kaskaden, das sich nahe des Schlosses Wilhelmshöhe erstreckt. Bis 1918 diente das prächtige Park- und Schlossensemble den deutschen Kaisern und ihren Familien als Sommerresidenz.
Der symmetrisch um eine Mittelachse angelegte Landschaftsgarten, der zu den größten seiner Art in Europa gehört, wird heute von Besuchern aus aller Welt besichtigt. Neben dem riesigen Schloss und den "Wasserspielen" beherbergt er viele weitere gartenbautechnische und architektonische Besonderheiten. So ließen die Kasseler Fürsten dort in ihrem Streben nach Prunkentfaltung unter anderem eine künstliche Burgruine nach dem Vorbild mittelalterlicher Festungen errichten. Die prächtig ausgestattete "Löwenburg" diente ihnen als Lustschloss.
Die Löwenburg ist nicht das einzige Gebäude, das inmitten der nachgebildeten Landschaft ins Auge sticht. Am unteren Ende der 1,5 Kilometer langen Kaskadenstrecke, über die sich Wassermassen ihren Weg suchen, ragt die bekannte Herkulesstatue auf. Die Figur des antiken Halbgottes thront auf einem Basisbau samt Pyramide und erreicht so eine Höhe von mehr als 70 Meter. Sie ist das Kasseler Wahrzeichen . (afp)