Gelsenkirchen. . Die Ausstellung „Tief im Westen“ zeigt 130 Schwarzweiß-Bilder von Hans Rudolf Uthoff, die er in den 1950er- und 1960er-Jahren im Ruhrgebeit aufgenommen hat. Die Bilderschau im Wissenschaftspark Rheinelbe in Gelsenkirchen ist ein ganz besonderes Zeugnis von der Vergangenheit des Ruhrgebiets geworden.

Um ein Haar wäre den Männern, den Burschen am Bahnsteig nach all den Stunden und Tagen im Zug die Kinnlade heruntergefallen. So war also Al­man­ya. Die Frau, die da in Dortmund auf dem Bahnsteig in der freizügigen Satirezeitschrift „Pardon“ blättert, trägt nicht nur ihr blondes Haar offen, sondern auch noch das Kleid überm Knie – Kulturschock hoch drei. Die Männer, die man an diesem Sommertag des Jahres 1965 aus dem fernen Anatolien zum Malochen ins Revier holte, hatten sowas noch nicht gesehen.

Aber Hans Rudolf Uthoff hat sie gesehen. Er war als Fotograf für die „Hüttenzeitung“ des Bochumer Vereins mitgefahren, als die Firma erstmals Arbeiter am Bosporus anwarb. Uthoff fotografierte hinten in der Türkei auch Kinder und Frauen, die zurückblieben, und wie sie schauten: fröhlich die einen, verzagt bis verzweifelt die anderen.

Auch diese Schwarzweiß-Bilder sind „Tief im Westen“. Sie gehören zu der erinnerungsprallen, augenblicksstarken Foto-Schau mit diesem Titel, die an diesem Wochenende zur „1. Nacht der Fotografie“ im und am Wissenschaftspark Gelsenkirchen eröffnet wird. 130 Alltags-, Arbeits- und Ausflugsbilder des Reviers zwischen 1955 und 1969.

Uthoff wollte zeigen, was die Leute nach der Schicht tun

Uthoff, gelernter Glasmaler, der nach kurzem Zwischenspiel an der Kölner Dombauhütte sein Foto-Faible zum Beruf gemacht hatte, war Werksfotograf, wollte aber auch festhalten, was „der Maschinist, der Schmelzer, der Dreher nach der Schicht“ so macht.

Da sehen wir dann neben dem souverän abgelichteten Stahlarbeiter im funkenumtosten Asbestmantel und dem seligstolzen Hauerlächeln in der Kaue auch: Transportfahrräder mit Weiden-Kiepen; geblümte Kittelschürzen rund um zwei fröhliche, wohlstandsdralle Hausfrauen; Sonntags-Picknick an und über der Ruhr, im Schatten der Hütte; Lederhosenknirpse zwischen neugebauten Wohnblöcken mit Balkon und Mädchen, die auf der autoleeren Straße Seilchen springen oder auf dem Feld zwischen Getreidegarben fangen spielen, während im Hintergrund die Schlote qualmen.

Bademodenschauen und Turnerfeste

Es gibt Bademodenschauen und Turnerfeste, Seifenkistenrennen und echte Arbeiter bei den Ruhrfestspielen. Beim heckenscherenden Mann geben die Hosenträger nicht nur die Hosen Halt, und der Mann auf dem Moped, der zwischen zwei Schuljungen eingeklemmt ist, lacht ein Strahlen und strahlt ein Lachen zugleich. Der erste Rocker vor dem „Kraftsport Verein Welper“ dagegen legt sich hochkonzentriert seine Tolle überm Ringelshirt zurecht.

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Es gibt neben den Alltagsszenen aber auch große, erzählende, bildsprachenstarke Fotos wie das von der übermächtig großen, kriegsvernarbten Hauswand, die mit Ziegel notdürftig geflickt ist und herabblickt auf die kleine Frau da unten vor dem Sockel, wie sie vorbeihastet mit einem übervollen Einkaufskorb in der einen und dem Kind in der anderen Hand – und schräg über ihr hat die Kohlenhandlung einfach ihre Telefonnummer auf die Wand gepinselt: Nachkriegszeit in nuce.

Man riecht beinahe den schwefelscharfen Gestank der Kokerei

So wie die andere Straßenschluchten-Aufnahme, auf der ebenfalls kein Himmel zu erkennen ist, aber ein Bus im Wegfahren und herumlungernde Kinder, deren Konturen aus dem Dunkelgrau herausragen. Man riecht beinahe den schwefelscharfen Gestank der nahen Kokerei, aber auch den Glauben, dass es vorwärts geht, aufwärts. Denn da schwebt gerade ein Luftballon davon.

"Tief im Westen" zeigt Ruhrgebiet der Fünfziger und Sechziger in Bildern

Ordnung muss sein: Ein Essener Gartenfreund stutzt seine Hecke. Foto: Hans Rudolf Uthoff / V like Vintage GmbH
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