Ruhrgebiet. . Die neue Themenroute „Sakralbauten“ verbindet 70 Gotteshäuser zwischen Neukirchen-Vluyn und Hamm. Das Kriterium: Sie müssen etwas aufweisen, das typisch ist für das Ruhrgebiet. Das schließt schon einmal alle mittelalterlichen Gotteshäuser aus, was der Auswahl aber nicht schadet.

An Bochums konfusester Kreuzung verknoten sich entschlossen vier Autobahnauf- und -abfahrten, eine Bundesstraße und drei Nebenstraßen, so dass man ganz dankbar ist, dass St. Epiphanias vom Kreuzungsrand her Schutz gibt: nicht irgendeine Kirche, sondern, wie passend, die Autobahnkirche Ruhr. Aus Backstein gebaut, ahmt ihre rötliche Gestalt auch noch eine Fabrikhalle nach. Typisch Ruhrgebiet also – was die Kirche qualifiziert, seit Dienstag einen von 70 Anlaufpunkten der neuen „Themenroute Sakralbauten“ darzustellen.

Mittelalterliche Kirchen bleiben außen vor

Vor allem besondere Kirchen, aber auch einige Synagogen, Moscheen und der Hindu-Tempel von Hamm sind darin aufgereiht für Touristen oder andere, die sich für die heilige Seite des Ruhrgebiets interessieren. Die Route zeige, dass „mit der industriellen Entwicklung auch besondere Orte des Glaubens entstanden“, sagt Reinhold Budde, „Betriebsleiter Route der Industriekultur“ beim Regionalverband Ruhr. „Wir wollen keine Kirchen zeigen, die man überall sehen kann; sie müssen etwas Typisches für das Ruhrgebiet haben“, sagt die Historikerin Vera Bücker, die die Route ausgearbeitet hat. Was auch bedeutet: Mittelalterliche Kirchen bleiben außen vor, weil sie vor dem Ruhrgebiet da waren.

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Was bleibt, ist mehr als interessant: Wie der „Bergmannsdom“ in Essen-Katernberg mit seinen stolzen gusseisernen Säulen – nebenbei: mit 1430 Plätzen die größte evangelische Kirche im Rheinland. In der evangelischen Kirche in Essen-Werden hängt noch die Namensplakette eines gewissen F. A. Krupp am persönlichen Platze, und die Kirchenfenster von St. Vinzentius in Bochum-Harpen zeigen Szenen aus der Arbeitswelt des Bergmanns, was es angeblich in ganz Europa nicht noch einmal gibt. Oder die Heimkehrer-Dankeskirche aus den 50ern: Die Form erinnert an eine Lagerbaracke.

Heiliger mit Fußballschuhen

Und dies wäre dann die lockere Seite: Die Dreifaltigkeitskirche in Dortmund beschirmt eine Dauerausstellung zum BVB und St. Joseph am Schalker Markt öffnet vier Stunden vor jedem Heimspiel. Die Wahrheit zu St. Joseph ist: Der Heilige im bunten Glasfenster hat eindeutig Fußballschuhe an.

Themenrouten wie diese unterfüttern seit rund zehn Jahren die „Route der Industriekultur“. Letztere vereint die großindustriellen Höhepunkte des Ruhrgebiets, die Themenrouten behandeln spezielle Aspekte eingehender: Emscher oder Arbeitersiedlungen, Korn und Bier, Kanäle, Unternehmervillen. Und jetzt eben: Sakralbauten. Alle 70 werden seit Dienstag im Internet vorgestellt, eine papierne Fassung soll in wenigen Wochen folgen und an touristischen Sammelpunkten verkauft werden. Wohl auch bei St. Epiphanias – wenn man die Mutter aller Kreuzungen heil überstanden haben sollte.