Essen. . Der Horrorstreifen von Oren Peli („Paranormal Activity“) mit Untoten aus dem Plattenbau, die amerikanische Extrem-Touristen verfolgen, liefert viele Gründe, im Kino besser nicht weiter nachzudenken.
Realer Schrecken schützt vor Gruselkino nicht. 25 Jahre nach dem folgenschweren Reaktorunfall dient die Atomanlage nebst nahe gelegener Arbeitersiedlung als Kulisse für vorurteilsverseuchten Hollywood-Horror in „Chernobyl Diaries“. Die Russen haben eben das Image des Evil Empire bis heute nicht ganz abschütteln können.
Das Land zeigt sich trostlos, die Städte sind Trabantensiedlungen, wo amerikanische Touristen von trinkfreudigen Einheimischen belästigt werden. Trotzdem buchen zwei US-Pärchen und ein englisches Paar einen extremen Tagestrip zur verwaisten Arbeiterstadt Pripyat an der Peripherie des Atomkraftwerks Chernobyl.
Der Film liefert viele Gründe, nicht zu viel nachzudenken
Reiseleiter Juri, ein ehemaliger Elitesoldat, fährt den Zielort über Schleichwege an. Als man wieder weg will, ist der Wagen beschädigt und jeglicher Funkkontakt zur Außenwelt unterbrochen. Und ja, man ist nicht allein in der Stadt. Wer oder was in den Plattenbauten lauert, so viel sei verraten, ist irdischen Ursprungs und offenkundig äußerst resistent gegen nukleare Verstrahlung. Überhaupt liefert das neue Opus von Produzent/Autor Oren Peli („Paranormal Activity“) allerlei Gründe, dass in diesem Film nicht zu sehr nachgedacht werden sollte.
Die braven Amerikaner, besetzt mit hübschen Mädels und eitlen Jungs, von denen einer ernsthaft zu glauben scheint, er wäre der neue Leonardo DiCaprio, geben sich größte Mühe, mit gesundem Misstrauen ins Abenteuer zu steigen und dann alles an zivilisatorischer Vernunft über Bord werfen.
Es hat sich also nicht viel getan seit „Freitag, der 13“ vor 30 Jahren. Aber wer solchen Billigfilmen zu millionenfachem Einspiel verhilft, darf sich hinterher nicht über Mangel an Spannung beklagen.