Essen. Jetzt geht wieder der Vorhang auf für alle, von Oma bis Enkel. Unsere Übersicht über die „Weihnachtsmärchen“ an den Theatern der Region.
„Alice“ macht Essens Theater zu ihrem Wunderland
Im Essener Grillo-Theater flieht „Alice“ direkt von der unbequemen Schulbank ins Kaninchenloch der Abenteuer. Regisseur Ekat Cordes erzählt den Klassiker als zeitlose Mut- und Freundschaftsgeschichte. Bei der Premiere gab es Riesenapplaus. Wenn Alice die erste Tür ins Wunderland öffnet, darf der graue Alltag draußen bleiben. Da treffen Kaninchen mit geringelten Strickschlappohren auf Zauberpilze und sprechende Blumen. Erst recht ein Hingucker: die zauberhaften Kostüme. Zuversicht und Heiterkeit doch den Grundton der kurzweiligen Inszenierung (rund 80 Minuten ohne Pause). Alices Ausflug ins Wunderland ist noch bis Ende Januar zu sehen. Zahlreiche Schulvorstellungen sind allerdings schon ausverkauft. Unsere ausführliche Kritik finden Sie hier.
Tickets und Termine: Tel. 0201-8122-200 und online www.theater-essen.de
Oberhausen feiert den „Zauberer von Oz“
Noch ein Mutmach-Stück im Reigen der Weihnachtsmärchen. Seit dem 17. November geht Oberhausens Theater mit einem echten Klassiker in die Adventszeit: „Der Zauberer von Oz“. Da zieht die kleine Dorothy in die Welt, flankiert von drei Typen, die das Siegen eigentlich nicht erfunden haben. Ein Löwe, der Angst hat, eine Vogelscheuche, die nur Stroh in der Birne hat - und ein Blechmann, dem Herz fehlt. Aber wie gute Geschichten sind: Es findet sich...
Unser Kritiker war nicht zuletzt vom Schauwert der Inszenierung, in der ein wahrer Wirbelsturm über die Bühne fegt und sich die bunte Truppe um Dorothy (Regina Leenders) einen Kampf mit bösartig verwunschenen Bäumen liefert, restlos begeistert. Seine große Rezension lesen Sie hier.
Karten für den Publikumsliebling für Zuschauer ab 6 und alle Termine gibt es hier.
Es leben die Grimms: „Dornröschen“ in Dortmund
Letztes Jahr gab es mit Don Quijote einen Wurf der Weltliteratur, 2024 haucht das Dortmunder Kinder- und Jugendtheater einem der großen Märchen der Brüder Grimm Leben ein. Im Schauspielhaus am Hiltropwall gibt es „Dornröschen - Hundert Jahre im Land der Träume.“ Hausherr und Regisseur Andreas Gruhn wird allerdings allzu altmodisches Blattwerk von der Vorlage abpflücken, um das Stück für Kinder unserer Tage zu wach zu küssen: Ausdrücklich „in die Träume Dornröschens“ wird Gruhn seine Zuschauer ab 6 entführen. Das Dortmunder KJT ist in NRW eines der erfolgreichsten seiner Art. Stolze 50 Vorstellungen wird es bis Ende Januar 2025 geben. Karten und Termine gibt es hier
Nils Holgersson am Schauspielhaus Bochum
Ein großes Buch über einen kleinen Jungen bringt das Schauspielhaus Bochum auf die Bühne: „Nils Holgersson“ umfasst im Original von Nobelpreisträgerin Selma Lagerlöf opulente 600 Seiten, die Regisseur Nils Zapfe auf 80 beschwingte Spielminuten eindampft. Im Mittelpunkt: die Reise des aufmüpfigen Nils mit einer Schar Wildgänse in Richtung Norden. Neben Jakob Schmidt, der in der Titelrolle mit vollem Körpereinsatz durchs Abenteuer stolpert, zeigt auch Linde Dercon als leicht bräsige Hausgans Martin einigen Spielwitz. Und ja: Es wird viel geflogen! sw
Termine: 1./8./15./23./25. Dezember. Karten: 0234 3333 5555Alle Infos gibt es hier.
„Hänsel und Gretel“ am Musiktheater im Revier
Dass die Zeiten wohl vorbei sind, in denen Kinder zweieinhalb Stunden lang hochanspruchsvoller Klassik lauschen (auch wenn deren Titel unverfänglicherweise „Hänsel und Gretel“ ist), sehen auch Hüter der Hochkultur inzwischen ein. Clever, dass Gelsenkirchens Opernintendant Michael Schulz parallel zu seiner exzellenten Neuinszenierung der grandiosen Humperdinck-Oper auch ein „Opernvergnügen für halbe Portionen“ anbietet. Stark gekürzt wird das Musikmärchen von der bösen Knusperhexe für Menschen ab 7 über die Opernbühne gehen. „Werden Gretel und Hänsel es schaffen, den Zauber zu brechen und ihre Eltern wiederzusehen?“, fragt das Musiktheater im Revier. Wir behaupten von hier aus einfach mal „JA!“. Alles über Karten und Preise von „Hänsel und Gretel im Zauberwald“ hier.
Der Zauber von 1001 Nacht - an der Ruhr
Mülheims Theater an der Ruhr beschwört als Theaterstück für die ganze Familie den Zauber von „1001 Nacht“ herauf. Vom Geist aus der Flasche wird erzählt, von buckligen Sängern, verzauberten Affen und Köchen, die das Zeug zum Prinzen haben. „Live-Musik und große Theaterbilder“ verspricht die Produktion im Theater an der Ruhr. Vor allem will sie „die Macht des Erzählens“ heraufbeschwören. Zu sehen bis 9.12. Alle Infos zu Karten und Terminen unter theater-an-der-ruhr.de
Pinocchio geht auf die Straße...
Einen Kinderbuchklassiker so zu erzählen, dass man zwei Mal hingucken muss, um ihn zu erkennen, dazu gehört Mut. Aber unser Kritiker stellt der „Pinocchio“-Version von Theater Kohlenpott (Herne) und Consol Theater Gelsenkirchen unter der Überschrift „Hinreißendes Kindertheater“ sehr gute Noten aus. Sie haben den alten Stoff vom hölzernen Bengelchen in eine im Wilden Westen spielende Rahmenhandlung gebettet. Los geht‘s am Lagerfeuer des Geschichtenerzählens. „Der rasante Roadtrip“ für Kinder ab sechs Jahren fasziniert (auch Erwachsene) von der ersten Sekunde an. Besonders schön für junge Zuschauer: Es wird üppig gesungen und getanzt! Gespielt wird an beiden Theatern. Karten 12/erm 8€ (HER), 9/erm 6€ (GE). Termine unter consoltheater.de und theater-kohlenpott.de
Texte: Lvg/loc/MaS/sw/raw