Essen. Unser Autor ist überzeugt: Die Hölle ist ein Indoor-Spielplatz. Zum Glück hat er eine himmlische Alternative für den Kindergeburtstag gefunden.
Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Redakteur Gordon Wüllner-Adomako ist 2014 mit Anfang 20 Vater geworden. Seitdem erzählt der Essener in seiner Kolumne – immer mit einem Augenzwinkern – von dem chaotischen Leben mit seiner Familie.
Ich bin ziemlich sicher, die Hölle ist ein Indoor-Spielplatz. Das Bällebad ist das ewig lodernde Feuer, der klebrige Boden, die stickige Luft die beständige Qual. Nicht umsonst suchte mich hier einer meiner schlimmsten Migräne-Anfälle heim.
Ich erinnere mich sehr genau, am fünften Geburtstag meines Sohnes war es. Trotz dröhnender Birne verführte mich der Beelzebub zum Herumgespringe auf den Trampolinen und Matten. Auf dem kurzen Heimweg von Gelsenkirchen nach Essen musste ich mich zwei Mal am Straßenrand übergeben.
Entschuldigen Sie die wenig elegante Überleitung, aber ja: Dieses Mal blieb das Essen drin. Besonders leckeres Essen, selbst gemacht von den Kindern. Das Himmelstor, es öffnete sich zur Kinderkochwerkstatt. Da Devin, mittlerweile neun Jahre geworden, später gerne Fünf-Sterne-Koch werden will, lud er seine fünf besten Freundinnen und Freunde zum Kochmützentragen ein.
Das kollektive Bedienen der Nudelmaschinen und das anschließende Aufhängen der Tagliatelle an der Wäscheleine war nicht weniger als der ideale Kindergeburtstag. Und was war es für ein magisches, filmkulissengleiches Örtchen hier in Solingen – so etwas wie die Villa Kunterbunt, nur etwas sortierter, beheimatet von Riesenspinnen statt Totenkopfäffchen (Dekoration für eine etwaige Grusel-Motto-Kochparty). Solingen bedeutete fast eine Stunde Fahrt.
Aber es fühlte sich kürzer an als damals von Gelsenkirchen nach Hause, wegen des Migräne-Malheures am Straßenrand, Sie wissen schon. Und das Beste: Die Füllung ihrer Mägen hatten die Kinder selbst erledigt, mit gesunden Eigenkreationen. Nicht mit Schmierfritten, deren Reste auf höllischen Hüpfburgen landen.
Daraus lernen wir! Die nächsten Kindergeburtstage werden ganz entspannt! Wenn da nicht meine Frau, der Advocatus Diaboli, wäre. Sie hat mit meiner Tochter schon abgeklärt: Zu ihrem sechsten Geburtstag gibt’s ein Ticket für das Fegefeuer. Himmelsbote mit der Kochmütze, erlöse mich.