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Der junge Digitalkanal ZDFneo feiert in diesen Tagen sein einjähriges Bestehen. Programmchefin Simone Emmelius zieht Bilanz im Gespräch mit Jürgen Overkott.

Wie sieht die Bilanz aus Ihrer Sicht aus?

Simone Emmelius:Wir freuen uns, sind ein bisschen stolz und auch ein bisschen überrascht, dass es uns tatsächlich gelungen ist, ZDFneo so schnell und gut zu positionieren. Unser Ziel, mit ZDFneo innerhalb eines Jahres die Marktanteile zu verdoppeln, haben wir sogar übertroffen. Wir machen ein gutes und innovatives Programm mit zahlreichen Erstausstrahlungen und gehen in vielen Bereichen neue Wege, um vor allem für jüngeren Zuschauern eine attraktive Alternative zu sein. Und etliche von ihnen scheinen das bereits gemerkt zu haben!

Welchen Monatsmarktanteil hat der Sender?

Emmelius:Seit Sendestart im November 2009 konnte der Monatsmarktanteil von ursprünglich 0,1 Prozent (ZDFdokukanal) auf nunmehr 0,3 Prozent im Oktober im Gesamtpublikum und der Zielgruppe 14-49 gesteigert werden. Im Digitalmarkt, der eigentlichen Referenzgröße, denn ZDFneo wird ja ausschließlich digital verbreitet, liegt ZDFneo im Oktober sogar bei 0,7 Prozent.

Welchen Altersschnitt?

Emmelius:Hier sind wir noch nicht ganz auf der Ziellinie: Die angestrebte Zuschauergruppe sind die 25- bis 50-Jährigen, aktuell erreichen wir die 35- bis 55-Jährigen.

Was lief besonders gut, was schlecht?

Emmelius:Einen besonders großen Erfolg kann ZDFneo mit seinem fiktionalen Angebot verbuchen: 28 der ausgestrahlten Fernseh- und Spielfilme kamen auf mehr als 200.000 Zuschauer. Unsere Serien, allen voran die gerade gestartete „Mad Men“ tragen maßgeblich zu unserem Image als Sender für qualitativ hochwertige internationale Programme bei. Aber auch journalistische Formate wie „Da wird mir übel“, „Angeschmiert? Graffiti in Deutschland“ und „Ohne Geld bis ans Ende der Welt“ stoßen besonders bei den jungen Zuschauern auf große Resonanz und erzielten bis zu 0,9 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe und 50 000 Online-Abrufe in der Mediathek. Wir haben darüber hinaus viel ausprobiert, sowohl in der inhaltlichen und dramaturgischen Gestaltung als auch der Platzierung innerhalb des Programmschemas und haben daraus viel gelernt, was wir jetzt auch in konkreten Projekten umsetzen werden.

Wie wird sich das Verhältnis von Kaufware und Eigenproduktionen weiterentwickeln?

Emmelius:ZDFneo hat für das ZDF eine klare Rolle als Innovationsmotor. Entsprechend werden wir mit einer attraktiven Mischung aus eigenen Formaten und Kaufware weitere Akzente setzen. Eigene Format-Entwicklungen wird es dabei verstärkt im Bereich Reportage, Musik, Comedy und Quiz geben. Nicht zu vergessen ist aber auch unsere neue Sendereihe „Stuckrad Late Night“ mit Benjamin von Stuckrad-Barre, die am 16. Dezember starten wird. Weitere Kaufserien sollen darüber hinaus den großen Erfolg des bisherigen Serienangebots bei ZDFneo ausbauen. Neben den bereits erfolgreich laufenden US-Serie „Mad Men“, „30 Rock“ oder „Weeds“ werden 2011 z.B. die BBC-/CBC-Serie „Being Erica“ und die US-Serie „Dirty Sexy Money“ als Highlights bei ZDFneo zu sehen sein.

Auf wessen Kosten wuchs der Sender?

Emmelius:ZDFneo verursacht für den Gebührenzahler keinerlei zusätzliche Kosten, weil wir aus den eigenen Mitteln des Haupthauses finanziert werden. Wir haben vor allem intern Gelder umgeschichtet, die in gemeinsame Synergieprojekte von ZDFneo und dem ZDF-Hauptprogramm fließen.

Wird ZDFneo weiterhin so stark beworben?

Emmelius:Für einen relativ jungen Digitalkanal wie ZDFneo ist es besonders wichtig, für große Aufmerksamkeit zu sorgen. Wir setzen hier vor allem auf gezielte, innovative und kreative Webekampagnen, die unser Programmprofil als jungen Sender stärken. Offensichtlich mit Erfolg, wie nicht zuletzt die diesjährigen Eyes and Ears Awards gezeigt haben. Große Unterstützung in der Bewerbung unserer Programme haben wir außerdem durch das ZDF-Haupthaus, beispielsweise durch Trailerankündigungen, Cross-Promotion, Online-Verweise ect.

Wie geht es mit den übrigen ZDF-Digitalkanälen weiter?

Emmelius:Die drei ZDF-Digitalkanäle grenzen sich Ihren Angeboten deutlich voneinander ab. Der ZDFinfokanal wird weiterhin ein umfassendes und abwechslungsreiches Informationsprogramm liefern, der bisherige ZDFtheaterkanal wird sich unter dem neuen Namen ZDFkultur ab 1. April 2011 neu ausrichten und sich auf zwei Bereiche konzentrieren: Popkultur und Spiel.